Krankenkassen: Laminger erwartet von WGKK Anfang Dezember Sparkonzept
Er betonte, dass es trotz der prekären Finanzsituation der Kassen keinen Grund zur Hysterie gebe, aber Sanierungsmaßnahmen ernsthaft eingeleitet werden müssten. Denn eines stehe fest, auch wenn es sich um ein niedriges Minus handle, mit einem ständigen Defizit fährt das System dauerhaft gegen die Wand, so Laminger.
Der Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, Franz Bittner, hatte gestern die WGKK für pleite erklärt. Die Kasse hat für 2007 ein Minus von 140 Mio. Euro prognostiziert. Laminger glaubt, dass das Defizit etwas geringer ausfallen wird und zwischen dem prognostizierten Minus von 5,8 Prozent der Einnahmen und den knapp über drei Prozent (rund 71 Mio. Euro) des Vorjahrs liegen werde. Er drängt dennoch auf Einsparungsschritte, denn Minus ist Minus. Das Einsparungspotenzial sieht er bei den Leistungen, denn über die Verwaltung, die lediglich drei Prozent des Aufwandes ausmache, könne man das System nicht retten. Es gehe jedoch nicht um Leistungskürzungen, betonte Laminger. Es gehe darum, Entbehrliches einzusparen.
Als Beispiel nannte Laminger nicht abgeholte Medikamente. Genau ansehen müsse man sich auch die in Wien überdurchschnittlichen Ausgaben im Bereich Orthopädie, Radiologie und Labor. Zu hinterfragen sei auch, welche Rolle der Lebensstil spiele, denn die Wiener hätten im Durchschnitt nicht den gesündesten Lebensstil. Ihren Beitrag zu leisten gebeten seien auch die Ärzte, die sich derzeit in Verhandlungen für einen Honorarvertrag mit der WGKK befinden. Die Patienten hätten aber nichts zu befürchten, beruhigte der Hauptverbandschef. Für möglich hält Laminger Einsparungen von etwa vier Prozent – und davor muss man sich wirklich nicht fürchten.
Die WGKK sei jedenfalls seit längerem, nun aber wirklich gefordert, einen Sanierungsplan auf den Tisch zu legen, so Laminger. Ein solcher sei ihm vom Obmann Bittner auch für Anfang Dezember zugesagt worden, sagte Laminger. Dieser Maßnahmenkatalog soll dann als Basis für weitere Diskussion dienen. Das Prinzip der Solidarität sei ganz klar: wenn man Hilfe haben möchte, müsse man dem Umfeld zeigt, dass man die eigenen Möglichkeiten voll ausgeschöpft habe, so Laminger auf die Reaktionen der anderen Kassen angesprochen, die einen Solidarausgleich zugunsten der ganz maroden Kassen strikt ablehnen.
Gegen ein Hin-und-Her-Schaufeln zwischen den Kassen sprach sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Bernhard Achitz aus. Da keine einzige Gebietskrankenkasse positiv abschließen werde, können Verschiebungen keine Lösung sein, so Achitz, der die Politik in die Pflicht nahm. Er forderte gesetzliche Regelungen, die die Kassen dabei unterstützen sich zu sanieren. Achitz schlug unter anderem eine Deckelung bei den Medikamentenpreisen vor, schließlich seien die Kassen die größten Abnehmer. Ohne gesetzliche Regelung werde man aber von der Pharmaindustrie keine Rabatte bekommen.
Schuld an der Misere sei jedenfalls die untätige Politik, so Achitz, der unter anderem eine Rücknahme politischer Maßnahmen der letzen Jahre verlangte, die der Sozialversicherung Mittel entzogen haben. Er kritisierte zudem, dass man vom Gesundheitsministerium zu keinem einzigen Gespräch eingeladen worden sei, seitdem die Sozialpartner ihr Paket zu den Krankenkassen im Sommer vorgelegt haben. Die Verantwortung für die Situation sieht Achitz eindeutig bei der Politik und sicher nicht bei jenen, die die Misere aufzeigen.
Mehr News aus Wien