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Theater der Jugend: „Ronja Räubertochter“ als zeitloses Kindermärchen

tdj
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Susanne Lietzow brachte das letzte Kinderbuch von Astrid Lindgren auf die Bühne des Wiener Renaissancetheaters.

100 Jahre Astrid Lindgren, 75 Jahre Theater der Jugend – gleich zwei Jubiläen konnten gestern, Dienstag, Nachmittag mit der Premiere von „Ronja Räubertochter“ im Wiener Renaissancetheater gefeiert werden. Den Kindern war das natürlich ziemlich egal. Für die kam es ganz darauf an, ob die Geschichte, die ihnen Regisseurin Susanne Lietzow erzählte, interessant und unterhaltsam genug war, um sie fast zwei Stunden lang zum Stillhalten in enger Theaterbestuhlung zu bewegen. Das zumindest hat geklappt, auch wenn man im Theater der Jugend schon enthusiastischere Reaktionen erlebt hat.

Lietzow und ihre Ausstatterin Marie Luise Lichtenthal haben sich für ein märchenhaftes Ambiente entschieden. Die durch einen Blitz geteilte Mattisburg lässt sich immer wieder auseinanderschieben, der Abgrund, der die beiden Banden der Mattis- und der Borka-Räuber voneinander trennt und den zu überwinden Ronja und Birk allen Mut zusammen nehmen müssen, ist zwar nicht gerade furchteinflößend, aber trickreich immerhin so tief geraten, dass Birk bei einem Fehltritt scheinbar tatsächlich abstürzt. Während die Räuberbanden für ihre Garderobe offenbar weniger Haute Couture-Boutiquen ausgeraubt als sich bei Altkleidersammlungen bedient haben, sind Waldbewohner wie Graugnome, Wilddruden und Rumpelwichte als hübsche Fantasy-Film-Zitate ausgeführt.

Mit der vom Tanz kommenden Chilenin Estefania Miranda Rojas hat Lietzow einen guten Griff für die Besetzung der Titelfigur gemacht. Sie ist so klein und zart, dass man ihr das Kindliche ohne weiteres abnimmt, hat aber genug Power, um die Rebellion gegen ihre Eltern auch durchzuziehen. Dagegen stinkt nicht nur der etwas blasse Rafael Schuchter als Birk ziemlich ab. Dennoch kommt die stark an „Romeo und Julia“ erinnernde Handlung des 1982 auf Deutsch erschienenen Buches gut über die Rampe.

Die Erwachsenen (Johannes Zeiler und Maria Hofstätter als Ronjas Eltern, Jürgen Schüller und Martina Spitzer als Borka-Pendants jenseits der „Schlucht“) sind mehr liebevoll als ruppig gezeichnet, eindrucksvoll und poetisch gelingt Peter Badstübner der alte Glatzen-Per, der am Ende in die ewigen Jagdgründe eingeht.

Die häufige Verwendung des Schimpfwortes „Hosenschisser“ macht dem jungen Publikum ebenso viel Spaß wie die gelungene Catch-Einlage, als es um die Kür eines gemeinsamen Räuberhauptmannes geht, oder die Unterhosen- und Travestie-Auftritte der Räuber am Waschtag („Warum stinken Räuber so?“ – „Um die wilden Tiere zu vertreiben!“).

Ein wirkliches Ende findet Lietzow allerdings nicht, und insgesamt hat man stark das Gefühl, die Inszenierung könnte auch aus so manchem früheren Jahrzehnt der 75-jährigen Geschichte des Theaters der Jugend stammen. Ob man das nun gut oder schlecht findet – dem kleinen Premierenpublikum hat es jedenfalls gefallen. Und vielleicht wird künftig in manchen Haushalten wieder mehr Astrid Lindgren als Joanne K. Rowling (vor-)gelesen.

„Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren in einer Fassung für das Theater der Jugend, ab 6 Jahren, Regie: Susanne Lietzow, Ausstattung: Marie Luise Lichtenthal, Mit Estefania Miranda Rojas, Rafael Schuchter, Maria Hofstätter, Johannes Zeiler, Klaus Rott u.v.a., Theater der Jugend, Renaissancetheater, Wien 7., Neubaugasse 36, Aufführungen bis 20. Dezember, Karten: 01 / 521 10 – 230, www.tdj.at

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