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Psychiatrie: Rudas warnt vor Vorurteilen durch Gerüchte

Echte oder vermeintliche "Spitalsaffären" haben es an sich, nicht nur die Angestellten in den Krankenhäusern, sondern auch die Patienten zu verunsichern. Besonders kritisch ist das im Umfeld von psychiatrischen Krankenhäusern.

Von psychischen Leiden Betroffene – und das ist über seine Lebenszeit betrachtet jeder vierte Mensch – unterliegen ja of sonst schon ausreichender Diskriminierung und Stigmatisierung. “Die Psychiatrie muss streng kontrolliert sein. Aber man darf nicht Vorurteile nähren”, warnte am Montag der Chefarzt der Wiener Psychosozialen Dienste (PSD), Stephan Rudas, gegenüber der APA.

In den vergangenen Tagen waren Vorwürfe gegen die Psychiatrie im Otto-Wagner-Spital in einem Medium aufgetaucht, die von den Verantwortlichen des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) nicht nachvollzogen werden konnte. Doch ein Schaden könnte haften bleiben.

Rudas: “Die Vorwürfe sollten ohne ‘Schreckensbilder’ genau geprüft werden. Die moderne Psychiatrie basiert auf dem Vertrauen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Sie bemüht sich, Vorurteile abzubauen, die nicht zuletzt auch von den Missständen in der Vergangenheit unterstützt waren. Das sollte auch bei der Untersuchung von Vorwürfen im Interesse der Betroffenen berücksichtigt werden.”

Den Anstoß für den vor mehr als 20 Jahren von dem Psychiater gemeinsam mit dem damaligen Wiener Gesundheitsstadtrat Alois Stacher betriebenen Aufbau der vor allem ambulant betriebenen Versorgung von psychisch Kranken in der Bundeshauptstadt hatten gravierende Missstände auf der damaligen “Baumgartner Höhe” gegeben. Mit den Psychosozialen Diensten konnten die Patientenzahlen mit stationärer Unterbringung drastisch gesenkt werden.

Das ändert nichts daran, psychische Erkrankungen anhaltend häufig sind. Rudas: “Etwa jeder vierte Mensch erkrankt mindestens einmal in seinem Leben an einer psychischen Störung, davon die Hälfte schwer. Selbst von den Schwererkrankten muss nur eine sehr kleine Gruppe in einem Krankenhaus behandelt werden, die ambulante Behandlung ist bei psychischen Erkrankungen die Regel.”

Die Reform der Psychiatrie brachte aber auch wesentlich mehr Selbstbestimmungsrecht für die Betroffenen. Der Experte: “Von den psychiatrischen Spitalsaufnahmen in Wien erfolgen drei Viertel bis zwei Drittel ohne Zwang. Das heißt auch, die Patientinnen und Patienten können, wenn sie das wünschen, jederzeit gehen. Erfolgt eine Zwangsaufnahme oder werden Zwangsaufnahmen gesetzt, setzt sofort eine gerichtliche Kontrolle ein. Diese Kontrolle ist notwendig, weil Persönlichkeitsrechte eingeschränkt werden.”

Darüber hinaus haben sich die Aufenthaltsdauern durch die Entwicklung der Medizin bzw. moderner und besserer medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten die Aufenthaltsdauern stark reduziert. Der Experte: “Psychiatrische Spitalsaufenthalte dauern in Wien meist sehr kurz. Auf Akutstationen durchschnittlich acht bis zehn Tage, auf Rehab- und Gerontopsychiatrischen Stationen ca. 30 Tage.”

Zu den häufigsten schweren psychiatrischen Erkrankungen, die zu Spitalsaufenthalten führen können, zählen Schizophrenien, schwere Depressionen, Alkoholabhängigkeit und alterspsychiatrische Störungen. Rudas: “Diese Erkrankungen sind behandelbar, niemand soll sich scheuen Hilfe in Anspruch zu nehmen.”

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