Amy Macdonald gehört dazu, Adele und vor allem Aimee Anne Duffy.
Wer ihre Stimme etwa bei ihrem Hit “Mercy” hört, könnte auf die Idee kommen, dass sich die 23-jährige schon vor ihrer Geburt jahrelang die Platten der 60er Jahre reingezogen hat. Dabei wusste sie bis vor kurzem gar nicht, wie der Sixties-Sound klang, stellt Duffy richtig: “Meine Mutter ließ zwar bei uns zuhause immer den Oldies Sender laufen. Aber wir Kinder hatten Besseres zu tun als Musik zu hören. Wir spielten lieber draußen. Schließlich bin ich auf dem Land aufgewachsen.”
Schon früh Berufswunsch Musikerin
Den Retro-Sound wählten sie und ihr Produzent, der ehemalige Suede-Gitarrist Bernard Butler, weil er so gut zu ihrer Stimme passt. Duffys Debütalbum “Rockferry” (Universal) ist durchtränkt davon. Duffy nennt zwar ihre 1999 verstorbene britische Kollegin Dusty Springfield und die amerikanische Sängerin Dionne Warwick als Vorbilder. Aber auch deren Songs kennt sie erst seit kurzem: “Ich bin immer noch dabei, mich an diese Musik zu gewöhnen und daran, dass die Leute sagen, dass sie sie an etwas bestimmtes erinnert. Für mich ist das alles komplett neu.”
Sie wusste allerdings schon früh, dass sie Musikerin werden wollte. Mit zehn fing Duffy an, Songs zu schreiben. “Die ersten waren ziemlich schlecht. Ich würde mich wahrscheinlich heute über sie totlachen”, sagt sie. Erst mit 19 machte sie sich dran, ernsthaft zu komponieren. Da war sie dann auch in der Lage, in der international anerkannten Sprache Englisch zu schreiben. Denn Duffy kommt aus dem nordwalisischen Dorf Nefyn, das zwar sehr idyllisch am Meer liegt, aber nur über 2.500 Einwohner verfügt und als eine der Hochburgen der Sprachpflege des Walisischen gilt.
“Dort spricht man heute noch die Eingeborenensprache, wenn man seine Morgenzeitung kauft”, sagt Duffy, “ich ging auf eine walisische Schule. Mein Vater ist zwar Engländer. Deshalb hörte ich ab und zu auch zuhause Englisch.” Aber ihre Eltern ließen sich scheiden, als Duffy zehn war. “Richtig Englisch gelernt habe ich erst als Teenager. Mein Wortschatz ist deshalb ziemlich begrenzt. Aber das finde ich gar nicht so schlecht. Dadurch werden meine Texte nicht zu kompliziert.”
Zwischenzeitlich als Kellnerin gejobbt
Ihr Weg zum Erfolg war nicht ohne Hindernisse. Sie machte glücklos bei einem Musikprojekt in der Schweiz mit und trat bei «Wawffactor» auf, der walisischen Version von “Deutschland sucht den Superstar”. Obwohl sie dort als Favoritin galt, wurde sie nur Zweite. Sie nahm eine EP mit drei walisischen Songs auf – ohne Erfolg. Sie jobbte als Kellnerin und in einer Fischfirma. Dann stieß sie auf Bernard Butler und seinen musikalischen Partner. Gemeinsam schrieben sie das Debütalbum “Rockferry”. Und die Briten waren sich einig: Das ist der neue Star. Duffy verfügt nicht nur über eine wunderbare Mehroktavenstimme und singt ihren weißen Soul, als hätte sie das schon mindestens 30 Jahre getan. Sie ist auch äußerst attraktiv: Blond, blaue Augen, zierlich – mit Rundungen an den optimalen Stellen.
Da geht es um Sex”
In vielen ihrer Songs erzählt sie intime Geschichten. Zum Beispiel in ihrem ersten Hit “Mercy”: “Da geht es um Sex. Um Sex, den man lieber nicht haben will. Die Situation ist sehr verlockend. Aber du weißt: Es wäre nicht gut, wenn du jetzt nachgibst.” Sie hält sich die Hand vor den Mund und sagt: “Oh, jetzt werde ich rot.” Aber das wirkt eher wie ein charmantes Kokettieren mit der angeblich peinlichen Offenlegung ihrer Gefühle. Routiniert genug ist Duffy.
Und auch wenn der Vergleich mit Amy Winehouse nahe liegt, weil sich beide dem Retrosound verschrieben haben – Duffy wirkt viel gesünder, weniger gebrochen als Amy Winehouse am Anfang ihrer Karriere. Und dass die Blondine aus Wales in einen Drogensumpf absacken könnte, ist schon gar nicht vorstellbar. Duffys Perspektive scheint eher eine glanzvolle Karriere ohne Skandale zu sein.
Video “Mercy”
Video “Rockferry”