AA

Der Verkehr als Sorgenkind

Schwarzach - Die Vorarlberger radeln viel, besonders im österreichweiten Vergleich. Mobilitätspreis [.pdf - 50KB]

Legen beispielsweise nur 6,5 Prozent aller Österreicher ihre Alltagswege mit dem Rad zurück, sind dies in Vorarlberg immerhin 15 Prozent. Auch der ÖPNV boomt. Lob von Experten

So konnte sich der Verkehrsverbund Vorarlberg 2007 über neun Prozent mehr Beförderungen in Vorarlbergs Linienbussen freuen, bedingt auch durch die Gymnaestrada. Laut Verkehrsclub Österreich zählt Vorarlberg zu jenen Bundesländern, die den Öffentlichen Verkehr seit 1990 am stärksten ausgebaut und verbessert haben. Ist damit alles paletti, in Sachen Klimaschutz? Mitnichten. Denn trotz ÖPNV-Boom und fleißigen Fahrrad-Fahrern nahm der motorisierte Individualverkehr in Vorarlberg sukzessive zu. Ende 2007 waren 177.100 Pkw in Vorarlberg zugelassen, soviel wie noch nie zuvor.

Starker Anstieg

Laut einer VCÖ-Erhebung hat Vorarlberg im österreichweiten Vergleich zwar die geringsten verkehrsbedingten CO2-Emissionen, gleichzeitig aber auch eine exorbitante Steigerung zu verzeichnen: Seit 1990 um 68,5 Prozent. Betrugen die CO2-Emissionen im Jahr 1995 noch 438.000 Tonnen; betrugen sie zehn Jahre später bereits 753.000 Tonnen. Tendenz: Steigend. So gilt der Verkehr als das größte Sorgenkind: 58 Prozent der CO2-Emissionen entfallen auf diesen. Alleine hausgemacht sind diese Werte jedoch nicht. „30 Prozent der CO2-Bilanz entfallen auf den Tank-Tourismus“, erklärt Adolf Gross, Leiter des Energieinstitutes. Besonders seit der Treibstoff-Preisexplosion im Jahre 2002 im benachbarten Deutschland sei ein starker Emissions-Anstieg bemerkbar. Vorarlberg bringt sich mit dem Emissions-Anstieg um eine gute Klimaschutzbilanz. „Ohne das Wachstum beim Verkehr hätte Vorarlberg einen deutlichen Rückgang seiner Treibhausgase erreicht“, heißt es. Dabei sei der Anstieg nicht auf den Personenverkehr, sondern vor allem auf das Transportwesen zurückzuführen, sagt VCÖ-Experte Christian Gratzer: „Der Güterverkehr steigt. Das macht den großen Teil aus.“ Zum Vergleich mag folgende Kennziffer dienen: „Österreichweit stammen 44 Prozent der CO2-Emissionen von Lastwagen.“ Folglich müsse in diesem Punkt nach Lösungen gesucht werden, sagt der VCÖ. Gegensteuern könne man etwa mit Bahn-Anschlüssen an Betrieben und mit österreichweit schärferen Lkw-Kontrollen: „Schwarze Schafe unter den Frächtern halten sich nicht an technische oder sozialrechtliche Standards und sind damit immer billiger wie die Bahn.“

„Bewusstseinsarbeit“

Vorarlberg, das mit dem Verkehrskonzept ein ehrgeiziges Ziel verfolge – der Anteil der mit dem Pkw zurückgelegten Wege soll bis 2015 um sechs Prozentpunkte verringert werden – brauche aber Unterstützung aus Wien und aus Brüssel. „Es müssen Folgekosten für Umwelt- und Gesundheit in die Lkw-Maut eingerechnet werden; die Alpentransitbörse muss Realität werden.“ Der VCÖ entlässt aber auch das Land nicht aus der Pflicht: „Beim Personenverkehr gibt es Dinge zu verbessern, die Verbindungen im ÖPNV sind zu erhöhen, Bewusstseinsarbeit ist zu leisten.“ Und das ist bitter nötig: Denn 50 Prozent aller Pkw-Fahrten im Ländle sind kürzer als fünf Kilometer; jede fünfte Autofahrt ist sogar kürzer als zwei Kilometer.

  • VIENNA.AT
  • Klima
  • Der Verkehr als Sorgenkind
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen