Auch wenn sie sich momentan eher unauffällig verhalten, so gibt es sie doch: Menschen, die nichts von der EM halten. Interessanterweise handelt es sich dabei keineswegs nur um Fußballfeinde, sondern auch um echte Fans. Viele sehen eine Art Sell- Out in der durch Kommerz dominierten Europameisterschaft und ihrer Vermarktung. Aber auch von Intellektuellen und politisch aktiven Mitmenschen hört man Kritik.
Die diversen Modifikationen zur Euro, vom Sicherheitspolizeigesetz, der verstärkten Überwachung, der Aufstockung/Bewaffnung der Beamtenschaft über den so genannten Hooliganparagraphen (der nur bis Jahresende gilt, aber theoretisch auch unschuldige hinter Gitter bringt) bis zum Umstand, dass jetzt auch die Parksheriffs den Verkehr regeln und Strafmandate schreiben, stoßen keineswegs nur auf Verständnis bei der Bevölkerung. Michael Bonvalot ist selbst Fußballfan, aber eben auch politisch und im Sozialbereich aktiv, und Euro-Kritiker.
Dass sich die Euro für ein paar Konzerne, Manager und die UEFA wirtschaftlich rentiert, täusche nicht darüber hinweg, dass die Allgemeinheit immense Kosten auf sich nähme, und der einzelne auch finanziell mit Verlusten zu rechnen hätte, meint er. Vom teuren (UEFA-)Bier bis zu den Ausgaben im Sicherheitsbereich oder den hunderten Millionen Euro, die es gebraucht hat, um das ein oder andere Stadion EM-fit zu kriegen. Für viele Frauen stellt die EM ohnehin ein Horrorszenario dar: Tausende alkoholisierte Fans (inklusive Hooligans), die sich im Rudel durch die Straßen treiben und ihren Frust rauslassen werden, sind schon in Bereitschaft. Von der vergrößerten Terrorgefahr ganz zu schweigen…