"Eros und Thanatos" im Zentrum der Festspiel-Dialoge 2008
In einer achtteiligen Serie von Vorträgen und Diskussionen versuchen die vom Verein der Freunde der Salzburger Festspiele initiierten Festspiel-Dialoge der Wechselwirkung von Liebe und Tod sowie von Wissenschaft und Kunst nachzuspüren. Die acht Festspiel-Dialoge finden vom 30. Juli bis 21. August jeweils um 11.30 Uhr im Schüttkasten statt.
Kultur-Wissenschaftler und “Dialoge”-Organisator Michael Fischer hat deutschsprachige Geisteswissenschafter der ersten Liga nach Salzburg geladen. Darunter der Theaterwissenschafter und Theologe Dieter Borchmeyer oder den Elite- und Hirn-Forscher Michael Hagner. Ethiker und Star-Philosoph Volker Gerhardt, der 2007 mit seinem Buch “Partizipation – Das Prinzip der Politik” Aufsehen erregt hat, wird seine Reflexionen über das Thema “Eros und Thanatos” vortragen und sich ebenso den Fragen des Publikums stellen wie die Programmmacher der Festspiele, Markus Hinterhäuser und Jürgen Flimm. Letzteren wird Dialoge-Leiter und Moderator Fischer einladen, “über sein persönliches Verhältnis zu Tod und Sterben” zu reden.
Mit Thea Dorn kommt eine aus dem Fernsehen für ihre Literatur-Talks bekannte Autorin – ihr Beitrag heißt “Geliebter Mörder” und dreht sich um Bartoks Oper “Herzog Blaubarts Burg”. Die Literaturwissenschafterin und Ägyptologin Aleida Assmman wird sich mit Liebe und Tod in den Dramen von Shakespeare beschäftigen, und als einen der Höhepunkte hat Fischer den Abschluss-Vortrag der Dialoge 2008 am 21. August angekündigt: Die Filmemacherin und Gender-Forscherin Christina von Braun wird sich in ihrem Vortrag mit der Bedeutung von Blut für Liebe, Geld und Geschlecht beschäftigen. 2007 hat Braun mit ihrem Buch “Nicht ich – Logik Lügen Libido” für erhebliche Diskussionen gesorgt.
“Natürlich interessiert niemanden, dass etwa beim Kuss zwischen Romeo und Julia Millionen von Bakterien ausgetauscht werden. Und doch spiegelt sich das durch die Wissenschaften wie etwa die Gentechnik so radikal veränderte Menschenbild im aktuellen Festspielmotto und dem Programm besonders eindringlich”, so Michael Fischer im APA-Gespräch. “Nach wie vor bestimmt zwar die Erotik unser Handeln, und die Trennung der Liebenden ist die zentrale Dramatik, die im Tod erfüllt oder aufgehoben wird. Aber zunehmend wird die Liebe als letzte Utopie verhandelt, sie wird zur gesellschaftlichen Religion. Um das zu zeigen, ist die Bühne der richtige Ort”, erläuterte der Kultur- und Rechtsphilosoph von der Salzburger Universität.