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Wiens islamischer Friedhof geht nach dem Ramadan in Betrieb

Die Grabesstille am Gelände des geplanten Islamischen Friedhofs in Wien soll nun tatsächlich bald der Totenruhe weichen: Das Areal im Bezirk Liesing werde heuer nach dem Fastenmonat Ramadan, also im Oktober oder November, feierlich eröffnet, kündigte Omar Al-Rawi, SPÖ-Gemeinderat und Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IG), gegenüber der APA an. Ursprünglich hatte man 2003 als Termin anvisiert.

Derzeit würden nur mehr Kleinigkeiten bei der Innengestaltung fehlen, wie etwa die Fliesen. Die Betriebsgenehmigung sei beantragt und werde sicherlich erteilt, so Al-Rawi. Die Finanzierungsprobleme, ein Hauptgrund für die beständigen Verzögerungen bei dem Projekt, seien behoben. Neben den Großspendern OPEC-Fonds und Katar hätten auch viele Kleinspender in letzter Minute Beiträge abgeliefert, oftmals auch in Form von Sachspenden.

Die Eröffnung solle dementsprechend feierlich begangen werden, kündigte er an: “Wir werden den Friedhof nicht sang- und klanglos eröffnen.” Das denkwürdige Ereignis werde in einem großen Festakt begangen, zu dem neben islamischer Prominenz und ausländischen Repräsentanten, etwa des Spendenlandes Katar, auch heimische Politgrößen erwartet würden. Das Fest solle Muslimen und Nicht-Muslime auf dem Gelände versammeln.

Sollte der Termin dieses Mal halten, dürfte Wien doch noch der Konkurrenz aus Vorarlberg zuvorkommen, wo in Altach eine Begräbnisstätte mit 300 Plätzen geplant ist. Allerdings verschob sich der Baubeginn auch hier regelmäßig und ist derzeit mit 2009 avisiert. “Wir sind schon stolz, dass wir Vorarlberg geschlagen haben”, so Al-Rawi.

Die Vorlaufzeit für das Projekt war allerdings beträchtlich. Fast 20 Jahre dauerte es, bis die Gespräche zwischen IG und Stadt 2001 in konkrete Pläne mündeten, wobei die Eröffnung für Herbst 2003 in Aussicht gestellt wurde. Dann verzögerten archäologische Grabungen, die Insolvenz der Baufirma und Geldprobleme den Fortschritt, bis es 2006 auch noch zu einem Brandanschlag auf den Rohbau kam, der später auch mit Kreuzsymbolen beschmiert wurde.

Das Friedhofsgrundstück und die Einfriedung stellte die Gemeinde zur Verfügung, die IG zeichnet für die Bauten verantwortlich. Auf der 3,4 Hektar großen Fläche können dereinst bis zu 3.000 Verstorbene mit Gesicht in Richtung Mekka begraben werden. Reservierungen gab es noch keine, aber Anfragen. Viele ältere Muslime hätten noch Versicherungen zur Rückführungen ihres Leichnams in die Türkei, was sich mit der Eröffnung der Liesinger Anlage aber ändern werde, zeigte sich Al-Rawi zuversichtlich.

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