AA

Ruhe in Frieden, Floridsdorf!

Am 16. September gibt es eine der seltenen Möglichkeiten, den jüdischen Friedhof in Floridsdorf zu besichtigen. Dazu erzählt Erich Sinai über das Schicksal seiner Familie.

Kulturverein Transdanubien. Erich Sinai ist der einzige, der einen
Schlüssel für das Areal in der Ruthnergasse besitzt. Am 16. September
wird er in der Volkshochschule Floridsdorf über die Geschichte des
Friedhofs erzählen. Auch über das Schicksal seiner Familie wird Sinai
berichten – viele sind hier begraben.

„Opfer seines Strebens“
Neben Elias Wimmer, dem ersten jüdischen Siedler in Floridsdorf,
liegt auch Hans Grünwald hier zur letzten Ruhe gebettet. Grünwald war
einer der ersten Motorrad-Rennfahrer und verunglückte 1927 an seinem
22. Geburtstag. Daran erinnert auch die Inschrift auf seinem
Grabstein: „Ein Meister des Kraftsports, starb er als Opfer seines
kühnen Strebens.“

Strom der Einwanderer
1877 haben sich auf Grund der starken Zuwanderung aus Mähren bereits
über hundert jüdische Familien in Wien niedergelassen. Es gibt zu
dieser Zeit ein sehr aktives Vereinsleben, sowie Schulen und eine
Synagoge – auch ein Friedhof wird errichtet, der bereits 1881
erweitert wird. Heute erstreckt er sich das Areal über etwa 5.600
Quadratmeter und wies 1980 rund 1.400 Grabstellen auf.

Zerstörte Synagoge
Bereits um 1900 nimmt der Antisemitismus auch in Floridsdorf immer
weiter zu und findet seinen vorläufigen Höhepunkt in der Reichs-
pogromnacht. Auch in Floridsdorf wird in der Nacht vom 9. auf den 10.
November 1938 die Synagoge zerstört. Viele der jüdischen Familien
werden aus ihren Wohnungen vertrieben, inhaftiert und in Lager
deportiert. Einigen Floridsdorfer Juden gelingt die Flucht nach
Shanghai, Israel oder Rußland.

Die Flucht aus Wien
Erich Sinai hat die Schrecken der Nazi-Herrschaft selbst miterlebt.
Ihm gelang damals die Flucht nach Riga, Sibirien und Kasachstan.
Viele seiner Familien-Mitglieder sind währenddessen ermordert worden
– einige sind in Floridsdorf begraben.
Auch der Friedhof wurde in dieser Zeit bechädigt. 1952 wurde der neue
Eingang in der Ruthnergasse errichtet und eine neue Aufbarungshalle
gebaut.
Tatjana Tupy hat sich im Rahmen eines Schulprojektes mit der
Geschichte des jüdischen Friedhofs beschäftigt. Sie wird ebenfalls am
16. September über ihre Erfahrungen im Verlauf des Projektes
berichten. Im Anschluss kann der Friedhof gemeinsam mit Erich Sinai
besichtigt werden.

16. September, 17.30 Uhr, Siemensstraße 17, weitere Informationen und
Karten beim Kulturverein unter Tel. 270 79 17.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 21. Bezirk
  • Ruhe in Frieden, Floridsdorf!
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen