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Landestheater auf Abschussliste

Bregenz - Der Bund will rund 40 Kultureinrichtungen in Österreich bzw. in verschiedenen Bundesländern in absehbarer Zeit den Geldhahn zudrehen. Auch Vorarlberg ist auf der Abschussliste.

Das Dokument sei „entweder eine Fälschung oder eine unaufgeforderte Denksportaufgabe einzelner Beamten“ hieß es am Mittwoch von Seiten des Kulturministeriums. Gemeint ist damit, wie berichtet, eine Auflistung von rund 40 Kultureinrichtungen in Österreich bzw. in verschiedenen Bundesländern, denen der Bund in absehbarer Zeit den Geldhahn zudrehen will.

Die Liste, die, so Bundesministerin Claudia Schmied, „nicht mit der Ressortleitung akkordiert ist“ und auch „nicht ihr politischer Wille“ sei, wurde nicht nur verschiedenen Kulturschaffenden und Medienvertretern in Wien zugespielt. Sie landete nun auch in Vorarlberg und konfrontiert seit gestern den Leiter der Kulturabteilung im Amt der Landesregierung, Werner Grabher, und den Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft, Artur Vonblon, damit, dass man sich – so sich die Drohung bewahrheitet – die Subvention für das Landestheater abschminken könne.

Obwohl die Liste den beiden Kulturverantwortlichen im Land ohne Absender unterbreitet wurde, will man nicht an eine Fälschung glauben. Eher noch an Wahlkampf, so Vonblon.

Konkrete Aussagen zur Urheberschaft sind im Kulturministerium nicht zu erhalten. Man bleibt beim Urteil der Ministerin: „Sie (die Liste, Anm. d. Redaktion) ist das Ergebnis einer bürokratischen Herangehensweise, die meinem kulturpolitischen Zugang zutiefst widerspricht. Einen solchen Ton dulde ich nicht“, heißt es in der schriftlichen Entgegnung, in der die Ministerin offensichtlich auf die Aktion ihrer Beamten bzw. Abteilungsleiter anspielt. Die Version, dass es sich um eine Fälschung handle, ist somit vom Tisch.

Dass etwa neben dem Wiener Schauspielhaus, den Wiener Symphonikern, den Haydn- Festspielen, dem „steirischen herbst“ und dem Festival in Erl auch das Vorarlberger Landestheater als Subventionsempfänger, der es nicht mehr sein soll, auftaucht, gibt aus besonderen Gründen zu denken.

Als vor rund zehn Jahren das von Bruno Felix privat geführte und als solches vom Bund unterstützte Theater für Vorarlberg in ein Landestheater umgewandelt wurde, stand die Zuwendung von etwa 2,5 bis 3 Millionen Schilling im Jahr zur Diskussion. Noch in der Ära des Kunststaatssekretärs Franz Morak wurde sie aber fortgeschrieben, zumal das Landestheater als Teil der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft (Kuges) ja auch wieder umgehend ausgegliedert wurde. In den letzten Jahren erhielt die Kuges für das Theater somit jeweils 191.000 Euro vom Bund.

Zahlreiche Institutionen mit ähnlicher Trägerschaftsstruktur in Österreich – erwähnt sei etwa das Wiener Theater in der Josefstadt – hängen im Übrigen ganz selbstverständlich auch am Topf des Bundes.

Noch ein größerer Skandal als diese mögliche Kürzung bzw. Streichung ist allerdings die andiskutierte Halbierung der Bundeszuschüsse im Zuge des Finanzausgleiches.

Hier droht das finanziell straff geführte Vorarlberger Landestheater ein Opfer der Begehrlichkeiten im Theater an der Wien zu werden. Seit dieses keine Musical-, sondern eine Opernbühne ist, braucht es viel mehr Geld und hat dementsprechend höhere Abgänge, die auf alle Bühnen in den Bundesländern umgelegt werden.

Eine derartige Rechnerei könnte somit zur Folge haben, dass die Summe von 570.000 Euro, die das Land auf diesem Weg erhält, halbiert wird. Und zwar gleich über mehrere Jahre. Das summiert sich.

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