Weil Klassiker-Extrakte und Fast Food auf Bühnen gerade Hochkonjunktur hatten, war auch mit Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt) gut Kasse zu machen. Nicht die seelische Verfassung der Figuren von Hamlet bis Richard III. war wichtig, sondern dass sie überhaupt ein paar Sekunden auftauchten am besten verulkt.
Große Wirkung
Das Comedy-Publikum mit niedriger Lachschwelle wollte der deutsche Autor Stefan Ey nun nicht bedienen, aber das junge. Selbst eines der schwierigsten Shakespeare-Stücke schien ihm dazu nicht ungeeignet und er behielt recht: Der Sturm Ariel erzählt verfehlte als Kindertheaterproduktion am gestrigen Nachmittag nicht seine Wirkung. Irmgard Lübke hat den Text für das Vorarlberger Landestheater inszeniert, Barbara Sonntagbauer drehte in der Erzählerrolle auf der Probebühne am Bregenzer Kornmarkt auf.
Egal, ob da nun jedes Kind mitbekommt, was es mit Prosperos Verzicht auf Macht und Zauberei konkret auf sich hat und warum Luftgeist Ariel in seinen Diensten steht, die gröberen Zusammenhänge, der Streit unter den Mailänder Fürsten, die Rachegelüste oder die Liebesgeschichte mit Miranda und Ferdinand werden rasch geläufig. Reizvoll grimassierend, aber nie anbiedernd breitet Sonntagbauer das erforderlich umfangreiche Rollenrepertoire aus. Kleine, auf der Flöte gespielte Melodien von Mozart, Brahms und Mendelssohn oder Volkslieder untermalen die Erzählhandlung.
Perfekter Einstieg
Man amüsiert sich als Erwachsener auch angesichts der Reaktionen der Kinder und gewinnt nie den Eindruck, dass da etwa der Faden verloren wird. Gut, das Volksschulalter sollte man schon erreicht haben, um an dieser bezaubernden Sturmböe Gefallen zu finden, aber schließlich bietet das Landestheater seinen perfekten kleinen Einstieg in die große Klassikerwelt ja für Kinder ab sieben Jahren an.