AA

Davis Cup: Melzer vergibt Chance auf 2:0 gegen Deutschland

Mit einer vermeidbaren Niederlage gegen Deutschen Kohlschreiber brachte Jürgen Melzer wieder Spannung in das Davis-Cup-Duell mit Deutschland in Garmisch. Vor dem Doppel steht es nun 1:1. Stefan Koubek hatte Österreich mit einem Sieg gegen Rainer Schüttler in Führung gebracht.

Melzer hatte mit der durch Koubek herausgespielten 1:0-Führung im Rücken gegen Kohlschreiber stark begonnen. Den Tiebreak des ersten Satzes entschied er nach 0:3-Rückstand 7:4 für sich, in Durchgang zwei ließ sich der 27-Jährige einen Break-Vorsprung nicht mehr nehmen und servierte mit drei Assen aus. Als er in Satz drei bei einer 4:2-Führung zwei Break-Chancen vorfand, schien sein zweiter Sieg gegen Kohlschreiber schon in der Tasche.

Der Augsburger stellte aber auf 3:4 und profitierte im nächsten Game von einer offensichtlichen Referee-Fehlentscheidung, denn Melzer wurde ein auf der Linie gelandetes Service out gegeben. Der damit besiegelte Doppelfehler brachte das 4:4, Melzer aus der Fassung und auch um den Satz. Danach fing sich der Deutsch Wagramer zwar allmählich wieder, doch vergab er vier Breakchancen, Kohlschreiber nutzte hingegen seinen fünften zum 2:2.

In der Entscheidung stellte der Lokalmatador mit einem Break zum 1:0 rasch die Weichen zum Sieg. Melzer hatte noch zweimal die Chance, zurückzuschlagen, musste sich dem 25-Jährigen aber doch nach 3:56 Stunden beugen. “Ich war nur einen Punkt vom Sieg entfernt”, sprach Melzer seine Chance auf das 5:2 im dritten Satz an. “Bei einem Doppel-Break für mich wäre das Match aus gewesen. So ist das natürlich bitter für mich.”

Der Wahl-Wiener wies aber auch daraufhin, dass es in den vergangenen Jahren für Österreich nach Tag eins in der Weltgruppe noch nie 1:1 gestanden war. Ähnlich sah es auch ÖTV-Kapitän Gilbert Schaller: “Wir haben mit dem 1:1 unser Plansoll erreicht, sind voll dabei. Jetzt gilt es, ein gutes Doppel aufzustellen.” Die Entscheidung, ob der nach seinem Marathon-Match mental und körperlich müde Melzer aufgestellt wird, fällt am Samstagvormittag.

Dabei steht Schaller vor einer kniffligen Aufgabe. Spielt der nun angeschlagene Melzer neben Julian Knowle, könnte der fix eingeplante Doppel-Punkt wackeln. Österreichs Nummer eins würde dann jedenfalls mit zwei absolvierten Matches ins erste Sonntag-Einzel gehen, in dem der Gegner Nicolas Kiefer heißen könnte. Gegen den hat Melzer ein 0:7 im Head-to-Head. Doppel-Alternative zu Melzer ist Alexander Peya, ein erfahrener Doppelspieler.

Der Kärntner Stefan Koubek hatte in der ersten Partie für einen verheißungsvollen Auftakt gesorgt. Der nur auf Weltranglisten-Position 255 geführte Villacher besiegte mit Rainer Schüttler den als Ranking-31. höchst gereihten Deutschen 6:4,7:5,5:7,6:2 und sorgte damit für die erste österreichische Führung gegen Deutschland in der Davis-Cup-Geschichte. Alle vier bisherigen Vergleiche sind an die Deutschen gegangen.

Koubek maß seinem überhaupt ersten Sieg zum Auftakt einer Weltgruppen-Begegnung auf seinem Weg zurück große Bedeutung zu. “Das ist sicher eine der besseren Sachen, die mir in meiner Karriere passiert sind”, meinte er schmunzelnd. “Und das nach dem letzten Jahr, wo ich mir nicht einmal die Schuhbänder habe binden können.” Bis Ende Oktober war Koubek ja ein halbes Jahr mit Bandscheibenproblemen außer Gefecht gewesen.

Der erfahrene Davis-Cupspieler hatte mit Fortdauer des Matches vermehrt Müdigkeit in den Beinen gespürt, Schüttler überraschend dann aber doch auch über die Fitness besiegt. “Im vierten Satz bin ich noch einmal richtig draufgegangen, da hatte ich einen super ‘Touch’.” Mit seinem fünften Sieg im neunten Match gegen Schüttler profitiert der Delray-Beach-Viertelfinalist nun auch davon, dass Siege im Davis Cup neuerdings Weltranglisten-Punkte bringen.

Schüttler hob nach seinem Davis-Cup-Comeback infolge einer dreijährigen Pause die Cleverness in Koubeks Spiel hervor. “Stefan hatte ein gutes Rezept gegen mich. Er hat mit seiner Vorhand gute Winkel auf meine Rückhand gespielt, hat taktisch besser gespielt und verdient gewonnen”, resümierte der Sieger von vier ATP-Turnieren. Der Deutsche meinte auch, dass es in der Höhe schwierig sei, gegen einen Linkshänder wie Koubek zu returnieren.

Tennis, Davis Cup: Deutschland – Österreich 1:1

Rainer Schüttler – Stefan Koubek 4:6, 5:7, 7:5, 2:6
Philipp Kohlschreiber – Jürgen Melzer 6:7 (4:7), 4:6, 6:4, 6:3, 6:3

 

  • VIENNA.AT
  • Tennis
  • Davis Cup: Melzer vergibt Chance auf 2:0 gegen Deutschland
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen