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Zum Herzschlag hingeführt

Feldkirch - Harald Gfader und Gerold Hirn inszenieren einen modernen Totentanz.

Seit nahezu 15 Jahren arbeiten Harald Gfader und Gerold Hirn immer wieder künstlerisch zusammen. Der neueste Coup des Duos HG & GH ist eine Installation, die das Thema Totentanz in der Feldkircher Johanniterkirche sowohl akustisch als auch visuell inszeniert.

Zeitgemäß

Eine riesige Projektionsleinwand, als zeitgemäße Variante eines Fastentuches, verhängt den Altarraum der Kirche. Darauf werden Bilder aus dem Fundus der beiden Künstler projiziert, die durch digitale Überarbeitungen, aus Überlagerungen und Mutationen bestehender und bekannter Motive wie den Gfader’schen Köpfen oder den geometrisch-ornamentalen Verschlingungen von Gerold Hirn, entstanden sind. Unterlegt wird die Bildabfolge, die manchmal an bunt leuchtende Kirchenfenster erinnert, von einem analog gesampelten Soundmix von Harald Gfader. Den Grundbeat dafür liefert der Herzschlag des Künstlers, der sich dem Takt der Trauermärsche anpasst, dramatisch anschwillt, kurz verstummt, während das profane Alltagsleben mit einer Geräuschkulisse aus Hundegebell und Verkehrslärm weitergeht.

Zwiesprache

Zugegebenermaßen bildgewaltig und mit einem Sound, der durch den Raum wandert, evoziert die Installation im Zusammenspiel mit dem Kirchenraum eine starke Wirkung. Doch von der spätmittelalterlichen Bildtradition des Totentanzes, der ursprünglich eine szenische Aufführung von Wechselreden zwischen dem Tod und Personen vom Papst über den Kaiser bis hin zum Bauern war, ist in der zeitgenössischen Interpretation von HG & GH nur das Element der Zwiesprache geblieben. Gewichen sind Groteske und Pathos, wie sie aus zahlreichen bekannten Darstellungen aus der Kunstgeschichte, die bis herauf in die Gegenwart reichen, überliefert sind. An ihre Stelle tritt die Zwiesprache zwischen dem Werk von Gfader und Hirn, zwischen Farben und Formen, zwischen Bild und Ton, Betrachter und Werk. Auch wenn die beiden Künstler mit der Vergänglichkeit auf gutem Fuß zu stehen scheinen, gemahnt dieser Totentanz auch an eines: auch Bilder sind endlich.

Die Ausstellung „Johannitertotentanz” wird heute um 19 Uhr in der Johanniterkirche in Feldkirch eröffnet und ist bis 16. Mai zu sehen, Di bis Fr, 10 bis 12 und 13 bis 18, Sa, 10 bis 16 Uhr.

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