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Therapeut mit Substanz

Bregenz - Bernhard Mika leitet in Bregenz seit über 20 Jahren die Suchtberatungsstelle TeamMika.

Bernhard Mika ist es wohl nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Normalerweise dreht sich bei ihm ja auch alles um seine Patienten. Der Psychologe macht nicht viel Aufhebens um seine Person. Deshalb betont er auch, dass seine Arbeit ohne seine engagierten Mitarbeiter, nicht denkbar wäre. „Ich bin ein ruhiger Mensch und eigentlich nicht sehr gesellig“, sagt er über sich selbst. Er sei keiner, der auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen müsse.

Über Salzburg nach Bregenz

Mika kommt ursprünglich aus Freising. „Über Umwege“, wie er sagt, ist er vor über 20 Jahren nach Bregenz gekommen. Der 61-Jährige hat in Salzburg Psychologie studiert. Nach seinem Abschluss führte ihn die Arbeit nach Vorarlberg. „Ich wollte nicht in Salzburg bleiben und habe eben rundherum meine Fühler nach freien Stellen ausgestreckt“, erzählt er. In Vorarlberg wurde er fündig. „Ich hatte zu Beginn nur eine vage Vorstellung des Landes. Dass es im Winter viel Schnee gibt“, meint er, während draußen vor dem Fenster seines Büros in der Bregenzer Montfortstraße gerade Schneeflocken vom Himmel fallen. Drei Jahre lang arbeitete er in Drogenberatungsstellen in Bludenz und Dornbirn, bevor er sich 1987 mit seiner eigenen Beratungsstelle selbstständig machte. „Ich hatte damals das Gefühl, dass es nötig ist. Es gab in Bregenz gar keine Anlaufstelle. Ich sah einfach die bis zur Verelendung gehende große Not, verbunden mit Obdachlosigkeit und Kriminalisierung“, sagt er.

Während seiner Laufbahn sah er schon Hunderte Drogensüchtige über die Schwelle seines Büros treten. „Wenn man erlebt, dass es ein Süchtiger schafft, von den Drogen wegzukommen, macht das Mut und gibt mir Kraft. Das kommt immer wieder vor, aber leider nicht sehr häufig. Weil es selten ist, berührt es mich jedes Mal“, erzählt er.

Rückhalt in der Familie

In seiner Arbeit als Therapeut ist er immer wieder mit menschlichen Schicksalen konfrontiert. Das geht an ihm nicht immer spurlos vorbei. „Natürlich geht das manchmal an die Substanz. Der Rückhalt in der eigenen Familie ist deshalb sehr wichtig. Man muss auch abschalten können“, meint er. Das kann er am besten in seinem Haus in Schwarzach. Oder in der Natur. Dorthin zieht es Mika, wann immer er kann. „Wandern ist für mich ein Ausgleich zur Arbeit. Die wunderschöne Natur in Vorarlberg bietet immer die Möglichkeit aufzutanken“, erzählt er.

Vor einem Jahr hat er die Ausbildung zum Wanderführer absolviert. „Vorerst nur für mich selbst. Aber ich kann mir vorstellen, später in der Pension das Wandern mit Psychotherapie zu verbinden“, schmiedet er schon vage Zukunftspläne. Durch das viele Wandern und den Beruf, in dem er immer wieder Klienten auch zu Hause besucht, kennt Mika mittlerweile fast jeden Winkel Vorarlbergs. „Nur in Lustenau kenne ich mich noch immer nicht aus“, meint er.

Durch seine Frau Anna Mika, Gesangslehrerin und Kulturjournalistin, hat auch er seine Liebe zur Musik entdeckt. „Ich singe hauptsächlich in der Kirche“, erzählt er. Mika ist serbisch-orthodox. Um die Kirchenlieder verstehen zu können, hat er auch Altslawisch gelernt. In Feldkirch hat er vor zwei Jahren einen Kirchenchor ins Leben gerufen. „Wir singen auch mehrstimmig“, sagt er leise, und ein wenig Stolz schwingt in der Stimme mit.

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