Sprachefreude statt Deutsch-Verpflichtung

In Nenzing leben Menschen aus 40 Nationen. Zwei Jahre lang haben sich Kindergartenpädagoginnen, Gemeinde und Sozialpädagoge auf das Projekt “Sprachfreude – Nenzing spricht mehr” vorbereitet. Ein Projekt, das in diesem Umfang österreichweit einzigartig ist. Ziel dabei ist es, Kindern das Erlernen von Sprache in ihrer Vielfalt als lustvoll erleben zu lassen. Das Projekt legt zwar besonderen Wert auf die Frühförderung in den Kindergärten, beschränkt sich aber nicht auf Kinder mit Migrationshintergrund. Allen Kindergartenkindern sollen zum Schulstart – zumindest in sprachlicher Hinsicht – möglichst gleiche Chancen geboten werden. Gefördert werden Deutsch als Muttersprache Deutsch als Zweitsprache sowie Englisch als Projektsprache. “Das Thema Sprachentwicklung wird oft nur aus dem Blickwinkel der Integration gesehen. Wir wollen hier viel weiter gehen und einen Beitrag zur Chancengleichheit und zu einem fairen Bildungsweg für alle Kinder in Nenzing leisten”, begibt sich FPÖ-Bürgermeister Florian Kasseroler somit in eine Vorreiterrolle.
Alle profitieren
Weit über 5000 Stunden wurden von Kindergartenpädagoginnen, Sprachförderern und “Native Speakers” bislang investiert. Das Projekt bewährt sich, wie die Ergebnisse einer ersten Evaluation mittels Sismik-Bogen ergaben – die Sprachentwicklung hat sich demnach um durchschnittlich ein Viertel verbessert. Wichtig ist den Verantwortlichen dabei die Zusammenarbeit mit den Eltern. “Die Maßnahmen werden in Abstimmung mit den Eltern auf der Basis eines Kooperationsvertrages durchgeführt”, erläutert Bürgermeister Kasseroler. Die Bereitschaft der Eltern zur Kooperation bestätigt auch Andreas Holzknecht: “Der Rücklauf von Arbeitsblättern betrug beispielsweise im ersten Jahr 85 Prozent.” Erfreulich aus Gemeindesicht die Mitfinanzierung durch den Europäischen Integrationsfonds. “Dadurch konnte das Projekt fast kostenneutral gehalten werden.” Fast noch mehr Freude bereitet den Verantwortlichen das das Projekt bei der Bevölkerung im Dorf auf eine breite Akzeptanz stößt. Und schließlich sei die Auszeichnung mit dem Vorarlberger Kinderrechtepreis eine zusätzliche Bestätigung, die den Verantwortlichen zeige, dass Nenzing hier einen richtigen Weg gehe.