Laut Forschern entscheidet das komplexe Zusammenspiel von biologischen und sozialen Faktoren darüber, ob wir einen starken seelischen Schutzpanzer entwickeln: Bestimmte Erbanlagen sind dabei offenbar genauso wichtig wie Erziehung und Umwelt. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin GehirnGeist in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 3/2010).
Unter “Resilienz” verstehen Psychologen die Fähigkeit, auf herausfordernde und belastende Lebenssituationen flexibel zu reagieren. Der Entwicklungspsychologe Wassilios Fthenakis von der Freien Universität Bozen (Italien) betont die Rolle der Eltern: “Der wichtigste Faktor für eine gesunde psychische Entwicklung ist die Familie”, erklärt der Forscher in GehirnGeist. Kinder, die wenig Unterstützung erfahren, trauten sich oft auch im späteren Leben nicht, Verantwortung zu übernehmen und Konflikte zu bewältigen.
Doch auch unser genetische Erbe beeinflusst die seelischen Abwehrkräfte. So scheint ein Gen, das die Verfügbarkeit des Hirnbotenstoffs Serotonin reguliert, mit zu entscheiden, wie leicht Menschen Schicksalsschläge wegstecken. Eine Studie unter Opfern der verheerenden Hurrikans Catrina 2004 zeigte: Träger einer ungünstigen Variante des Gens erkrankten eher an einer psychischen Störung wie Depressionen als andere Menschen. Das galt allerdings nur, wenn die Betroffenen der Katastrophe besonders stark ausgesetzt waren und zugleich wenig soziale Unterstützung erfuhren.
In Tierversuchen gelang es Neurobiologen vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München zudem, einzelne Gene gezielt auszuschalten, die beispielsweise an der Herstellung von Stresshormonen beteiligt sind. Das Fernziel der Forscher: Eines Tages mit einem speziellen “Resilienz-Cocktail” von Wirkstoffen die seelischen Abwehrkräfte von Menschen zu stärken.
Quelle: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH