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Nespresso setzt Wachstumskurs trotz Krise fort

©Nespresso
Der Kaffeesystem-Hersteller Nespresso des Schweizer Lebensmittelriesen Nestle hat auch im wirtschaftlich schwierigen Jahr 2009 seinen Wachstumskurs fortgesetzt und den Umsatz um 22 Prozent auf 2,77 Mrd. sFr (1,87 Mrd. Euro) gesteigert.

Das Boutiquen-Netz wurde um 34 Standorte auf weltweit 200 erweitert. Mit Innovationen und neuen Shops – unter anderem in Shanghai und Kapstadt – soll 2010 ein Umsatz von 3 Mrd. sFr erreicht werden.

In den vergangenen zehn Jahren ist Nespresso im Schnitt um 30 Prozent pro Jahr gewachsen und war damit der am schnellsten wachsende Geschäftsbereich innerhalb des Nestle-Konzerns.

Mit seinen sieben Filialen ist Österreich gemessen am Umsatz das sechstgrößte Land bei Nespresso. Österreich-Geschäftsführer Thomas Reuter sieht hier aber noch viel Potenzial: “In der Schweiz gibt es dreimal so viele Maschinen wie in Österreich”, gab er Donnerstagabend bei einem Pressegespräch den Weg vor. Österreich habe aber bereits mehr Kunden als die USA. Weltweit sind 8 Millionen Kunden bei Nespresso registriert. Umsatz- und Kundendaten für einzelne Länder gibt das Unternehmen nicht bekannt.

Groß geschrieben wird bei Nespresso auch der Umweltgedanke. Mit 230 Sammelstellen ist Österreich laut Reuter innerhalb der Nespresso-Gruppe Vorreiter beim Recycling von gebrauchten Kapseln. Neben den Boutiquen können die Tabs nun auch bei ausgewählten Elektrohändlern zurückgeben werden. Ziel sei es, die Kapazität für das Kapsel-Recycling bis 2013 zu verdreifachen, sagte Reuter.

Über eine eigens eingerichtete Plattform für nachhaltiges Wachstum (“Ecolaboration”) hat sich Nespresso zum Ziel gesetzt, dass bis 2013 80 Prozent des Kaffees über ein von Rainforest zertifiziertes Programm kommen und der gesamte CO2-Ausstoß bei der Herstellung des Kaffees um 20 Prozent reduziert wird. Zudem soll die Kapazität der Sammelstellen für gebrauchte Kapseln deutlich ausgebaut werden, sodass 75 Prozent Tabs recycelt werden können.

Nespresso ist bei in Kapseln portioniertem Kaffee Vorreiter und seit bald 25 Jahren auf dem Markt. Das Unternehmen setzt dabei auf ein Luxusimage: Die Kapseln werden nur in eleganten Nespresso-Boutiquen verkauft oder über das Internet an die Mitglieder des “Nespresso Clubs”. Als Aushängeschild dient Hollywood-Beau George Clooney. Längst schon ist Nespresso aber nicht mehr allein auf dem Markt – in Österreich etwa gibt es Konkurrenz von Kraft Foods (Tassimo) und Tchibo (Cafissimo), insgesamt gibt es laut Reuter mehr als 20 Kaffee-Portioniersysteme in Österreich.

Direkt angreifen will Nespresso nun aber die französische Supermarktkette Casino, die über das Schweizer Unternehmen Ethical Coffee Company Kapseln produzieren lassen will, die kompatibel sind für Nespresso-Maschinen und um 20 Prozent weniger kosten sollen. Wie bei anderen Anbietern auch passen in die Espresso-Maschinen von Nespresso bisher nur die vergleichsweise teuren Kapseln, die das Unternehmen selbst vertreibt.

Geführt wird Ethical Coffee von Jean-Paul Gaillard, der von 1988 bis 1997 selbst an der Spitze von Nespresso stand. Er will bei den Nespresso-Patenten eine Lücke entdeckt haben und noch in diesem Jahr 450 Millionen Kaffeekapseln herstellen. 2011 sollen es bereits fast zwei Milliarden sein – die weltweite Nachfrage bei Nespresso-Kapseln wird auf sechs bis sieben Milliarden Stück geschätzt. Aus Deutschland, Österreich und Spanien gebe es bereits Anfragen potenzieller Kunden, beteuerte Gaillard zuletzt.

“Es sind nicht die Patente, die uns am meisten schützen, es ist die Qualität unserer Produkte”, heißt es bei Nespresso Frankreich dazu lapidar. Nespresso-Chef Richard Girardot kündigte in der Tageszeitung “Le Figaro” aber an, die Interessen von Nespresso “sehr nachdrücklich” verteidigen zu wollen. Dass die Kapsel des neuen Konkurrenten keines der 1.700 Patente von Nespresso verletzen solle, erscheine den Unternehmensjuristen jedenfalls “sehr überraschend”.

Laut AC Nielsen macht das Segment “portionierter Kaffee” zur Zeit lediglich 5 Prozent des Marktvolumens auf europäischen und nordamerikanischen Märkten aus und entspricht damit 10 Prozent des Kaffeegesamtkonsums weltweit. Nespresso geht davon aus, dass diese Zahlen bis 2015 mengenmäßig auf 12 Prozent und wertmäßig auf 25 Prozent steigen werden.

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