Laut Vertrag hatte Dewitte, der seit Dezember 1997 Osterfestspiel-Chef war, seit dem Geschäftsjahr 2000/01 Anspruch auf 117.003 Euro per anno. In der Tat aber bezog er weit mehr, so der “Standard”, dem der Prüfbericht vorliegt: Schon im halben Geschäftsjahr 1997/98 betrug die Überzahlung 5.539,56 Euro, im darauf folgenden Jahr bereits 15.543,50 Euro – und so ging es stetig steigend weiter: 37.227,05 Euro im Geschäftsjahr 2002/03, 57.226,54 Euro im nächsten Geschäftsjahr und 76.789,18 Euro im Geschäftsjahr 2006/07. Ein Jahr später machte die Überzahlung mit 124.828,26 Euro schon mehr aus als sein Sollbezug. So genehmigte sich Dewitte unter anderem eine Überstundenpauschale von rund 17.000 Euro.
In Summe betrug die Überzahlung laut Bericht 663.047,55 Euro, rechnet man noch die Lohnnebenkosten dazu, ergibt sich ein Schaden für die Osterfestspiele von 712.776,12 Euro. Hinzu kommt, dass die Reisekosten von Dewitte zwischen 1999/2000 und 2008/09 von 17.908,94 Euro auf 91.138,34 kletterten. Und die Aufwendungen für Repräsentation explodierten von 2.091,19 Euro im Geschäftsjahr 1998/99 auf knapp 101.000 Euro 2005/06.
Die Prüfer gingen weiters nochmals auf den Rückgang der verkauften Karten und den Anstieg der Freikarten ein, was aber inzwischen bekannt ist. Und auch das nie zurückgezahlte Landes-Darlehen von 35.000 Euro für das European Art Forum ist schon bekannt.
Neu ist allerdings, dass die Zusammenarbeit von Klaus Kretschmer mit den Osterfestspielen bereits im Jahr 1999 begann. Damals stellte er über seine Firma Techne Multimedia für die “Technische Umsetzung und Beratung Osterfestspiele 2000” eine Rechnung über 14.389,22 Euro. Im Herbst 1999 und im Frühjahr 2000 folgten drei Rechnungen in der Höhe von 588.649,96 Euro – für das “Projektmanagement und die Gesamtdurchführung der Dekorationsanfertigung” in Zusammenhang mit der Oper Simone Boccanegra . Diese Leistungen sind möglicherweise zum Teil sogar doppelt bezahlt worden: Die Sommerfestspiele erhielten nämlich laut Jahresabschluss 361.140,48 Euro – für “Kostümherstellung und Dekorationen”.
Im August 2001 erteilten die Sommerfestspiele Kretschmer ein Verbot für Nebentätigkeiten. Dennoch erfolgten weitere Aufträge von Dewitte. In Summe flossen an ihn bzw. “den ihm nahe stehenden Firmen” 2,395 Mio. Euro, so die Prüfer.
Dewitte war für die APA vorerst nicht erreichbar. In zwei früheren Interviews hat er aber alle Vorwürfe bestritten. Dass sein Gehalt nie erhöht werden hätte dürfen, sei eine absurde Behauptung. Und die hohen Spesen seien gut begründet oder falsch dargestellt. Klaus Kretschmer befindet sich nach einem Sturz von einer Brücke weiterhin im Spital.