Mit der Liebe auf den ersten Blick ist es so eine Sache. Wie der Blitz triff t sie mitten ins Herz, und das todsicher dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Oder noch schlimmer: Wenn Verlieben überhaupt völlig fehl am Platz ist.
So jedenfalls ging es Monica. Vier Häuser hatte der Makler für sie und ihren Mann zur Auswahl, und eigentlich hatten sie sich schon mehr oder weniger entschieden. Sie waren innerlich auch irgendwie bereit, den Kaufvertrag zu unterschreiben. Doch dazu kam es nicht. Es war, kaum zu glauben, der Makler, der einen Rückzug machte mit den Worten: Ich habe das perfekte Haus für euch gefunden! Anfänglich zeigten sich die beiden jedoch skeptisch. Sie glaubten nicht recht daran.
Dem Charme erlegen
Irgendwie habe ich den Glauben daran, das perfekte Haus doch noch zu bekommen, verloren, ist sie ehrlich. Und dennoch überwiegte eines Nachmittags die Neugierde. Monica stieg in ihr altes Auto und fuhr nach Meiningen. Und dann geschah das völlig Unerwartete. Ein kurzer Blick genügte und sie erlag dem Charme des Rheintaler Bauernhauses. Und das, obwohl das Dach off en, die Stiege eingestürzt und dort, wo jetzt der Garten ist, nur Schotter und Parkplatz war, erinnert sich Monica.
Es ist eben so eine Sache mit der Liebe auf den ersten Blick. Man kommt gegen das wunderbare Gefühl, obwohl alle Alarmsirenen der Vernunft lautstark heulen, nicht an. Man ist ganz einfach machtlos.
Also nahm das Paar die Herausforderung an. Wir probieren es, erklärt das Duo. Der Hausherr restaurierte das historische Gebäude mit viel Wissen und Liebe zum Detail. Warum die beiden überhaupt ein Haus suchten, ist wiederum eine ganz andere Geschichte. Denn eigentlich lebten sie gut in ihrer Mietwohnung. Sie passte für die Familie. Jedenfalls so lange, bis eines Tages ihr Mann nach Hause kam und verkündete: Ich habe ein Pferd gekauft!
Dass es dann ausgerechnet eine Rosswechselstation wurde, ist jedoch ein lustiger Zufall. Das historische Rheintaler Bauernhaus ist nämlich sehr geschichtsträchtig. Das von Beruf im Kunstbereich tätige Ehepaar hat sich gleich auf historische Recherche begeben. Etwa um 1683 das Jahr, das auch als Baujahr des Hauses angenommen wird – gab es in Meiningen einen Jakob Husch. Er hatte in diesem Jahr eine Textil-Bleiche errichtet und betrieb einen regen Warenverkehr vor allem mit Leinenerzeugern in Niederösterreich. Zudem lassen die aufwändigen Malereien und die für damalige Verhältnisse große Fenster in der Stube vermuten, dass hier ein reger Handel betrieben wurde.
Wenn es eine Bestimmung gibt, ist sich Monica sicher, dann ist es die, in diesem Haus wohnen zu dürfen, und wir haben den Kauf noch keinen Tag bereut. Einzig die Flurküche ist ein wenig klein ausgefallen. Nicht etwa, weil zu wenig Platz zur Verfügung steht. Der Grund ist ein ganz anderer: Mein Mann bat mich: Bevor du eine Küche kaufst, darf ich einen Teich kaufen?, erzählt sie lachend und fügt hinzu: Jetzt gibt es eben einen großen Teich und eine kleine Küche.
DATEN & FAKTEN
Rheintaler Bauernhaus, ehemalige Rosswechselstation in Meiningen
Baujahr: etwa 1683
Kauf: Familie K. erwarb das Haus 1985
Revitalisierung: Hausherr G. K.
Energie: Original Kachelofen
Konstruktion: Es handelt sich um ein Rheintaler Bauernhaus, das im Originalzustand erhalten ist. 1683 gründete Jakob Husch in Meiningen eine Bleiche und betrieb einen regen Fuhrverkehr mit seinen weiß gebleichten Stoff en und Tüchern, bis Niederösterreich und weiter. Das Rheintaler Bauernhaus war durch seine geografi sche Lage, nahe Furt und Rhein, als Rosswechselstation prädestiniert. Es ist anzunehmen, dass in der ungewöhnlich aufwändigen Stube des Hauses zu jener Zeit ein reger Handel betrieben wurde.