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Fair Fashion zieht an: Wien feiert internationalen Weltladentag

Bereits am Montag beginnen zahlreiche Weltladen-Modeschauen, Workshops und Infoveranstaltungen in Österreich. In Wien ist es ab Freitag, den 7. Mai, in den Weltläden soweit.

Unter dem Motto „Fairer Handel mein Stil“ machen die österreichischen Weltläden rund um den 15. Internationalen Weltladentag, Samstag 8. Mai 2010, auf die schlechten Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie aufmerksam. Neben Informationsveranstaltungen bringen mobile Modenschauen fair gehandelte Bekleidung auf die Straße. Mit dem „Individual Fair Fashion Award“ startet eine virtuelle Modenschau. Die Weltläden vertreiben ausschließlich fair gehandelte Textilien und garantieren so die Einhaltung sozialer und ökonomischer Mindeststandards entlang der gesamten textilen Produktionskette.

Alljährlich stellen die Weltläden den Internationalen Weltladentag unter ein Kampagnenmotto. Heuer thematisieren sie mit „Fairer Handel mein Stil“ die Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie. In den Aktionswochen rund um den 15. Internationalen Weltladentag (3. bis 15. Mai 2010) erobern österreichweit „Models“ in fair gehandelter Kleidung die Straßen als Laufsteg. Ausgestattet mit Besen machen sie darauf aufmerksam, dass die westliche Welt die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie gerne zugunsten billiger Bekleidung unter den Teppich kehrt.

Termine Wien:
Freitag, 7. 5., von 14 bis 19 Uhr
Weltladen Wien
3., Rennweg 85
Livemusik mit der Gruppe „Fusion Latina“, Faires Buffet, Informationen rund ums Thema Baumwolle

Samstag, 8. 5., von 10 bis 15 Uhr
Weltladen Wien
8., Lerchenfelder Straße 18-24
Zum traditionellen Biofairen Frühstück kommen auch ExpertInnen zum Thema Biobaumwolle und Fairtrade Mode. Holen Sie sich ab Mitte April die Mitmachkarten.

In der virtuellen Modenschau „Individual Fair Fashion Award“ (www.individualfairfashionaward.at) können AnhängerInnen fair gehandelter Mode Fotos ihrer persönlichen Lieblingsstücke ausstellen. „Die kreativsten Modekombinationen werden mit einem FairShopping-Gutschein aus dem Weltladen prämiert“, verrät Barbara Kofler, Geschäftsführerin der ARGE Weltläden. Mit Informationsveranstaltungen, Filmabenden und Reiseberichten sorgen einzelne Weltläden zusätzlich für Aufklärung. Kooperationspartner des heurigen Weltladentages ist die Clean Clothes Kampagne.

Trister Arbeitsalltag in Sweatshops

Ein Großteil der arbeitsintensiven Produktion von Bekleidung wurde seit den 1970er Jahren in Entwicklungs- und Schwellenländer verlagert. Die Arbeitsrealität der TextilarbeiterInnen dort ist mehr als trist: Sie schuften 60 bis 70 Stunden in der Woche ohne Krankenversicherung, Mutterschutz oder Überstundenbezahlung. Ihre Einkommen stagnieren trotz steigender Lebensmittelpreise. Vielerorts sind Gewerkschaften nur am Papier erlaubt. Wer sich organisiert riskiert den Job. Sexuelle Belästigung und Unterdrückung gehört für Frauen zum traurigen Arbeitsalltag.

Die Löhne ermöglichen es den ArbeiterInnen kaum, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Beispiel: Eine Textilarbeiterin aus El Salvador verdient 5 Euro am Tag. Davon zahlt sie 2,55 Euro für das Kantinenessen 0,77 Euro für den Bus zur Arbeit und 1 Euro täglich für die Mietkosten. Somit bleiben ihr pro Tag 68 Cent.

Fair Fashion zieht an: Dem gegenüber setzen die Weltläden seit vielen Jahren auf faire Arbeitsbedingungen, auch in der Textilindustrie. Sie garantieren damit existenzsichernde Löhne und gerechte Preise bei Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen. An erster Stelle steht Kooperation statt Konzernwillkür. „In der Mode- und Bekleidungsindustrie beobachten wir einen Trend hin zu ‚Fairer Mode’ in Bioqualität. Die Nachfrage steigt. In den letzten Jahren setzen Textilfirmen daher zunehmend auf soziale und ökologische Standards. Dadurch wächst das Angebot an fair gehandelter Mode“, beobachtet Kofler.

Die Weltläden vertreiben in ihren Fachgeschäften ausschließlich fair gehandelte Kleidung. Diese kommt von der EZA Fairer Handel, dem jungen österreichischen Modekollektiv „Göttin des Glücks“ sowie den international arbeitenden Fair Trade Lieferanten Ideo, Ethos, dwp und El Puente.

ProjektpartnerInnen auf der Produktionsseite sind unter anderem Craft Aid Mauritius und Rajlakshmi in Indien. Diese achten auf die Einhaltung sozialer Mindeststandards bei allen Zwischenstufen der Verarbeitung: vom Baumwollfeld über das Entkernen, Verspinnen, Weben, Färben bis zur Konfektion. „Ein simples T-Shirt durchläuft bei seiner Entstehung viele Schritte, in unterschiedlichen Firmen, teilweise in unterschiedlichen Ländern. Daher hat es einige Zeit gedauert, bis die Fairhandelskette bei Textilien geschlossen werden konnte. Bei den Bekleidungsstücken in den Weltläden garantieren wir die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards der WFTO, World Fair Trade Organisation“, so Kofler.

Craft Aid Mauritius: faire Mode mit Biogarantie

Bei Craft Aid Mauritius erzeugen rund 150 MitarbeiterInnen, davon viele Behinderte oder Angehörige sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen, Textilien aus Biobaumwolle unter fairen Arbeitsbedingungen. „In der kommerziellen Textilproduktion geht es in erster Linie um das Ergebnis und nicht so sehr um die Menschen“, meint Gabriel Kamudu, Geschäftsführer von Craft Aid: „Auch wir sind am Ergebnis interessiert, aber bei uns kommen die Menschen vor dem Profit.“ Nicht nur ein Lippenbekenntnis. Denn Craft Aid gewährt seinen ArbeiterInnen Mitspracherechte, zahlt Gewinne zu zehn Prozent an die Angestellten aus und investiert fünf Prozent in soziale und kommunale Projekte. Dies zusätzlich zu geregelten Arbeitszeiten, einem monatliches Einkommen deutlich über dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, kostenlosen Arztbesuchen und freiem Transport zur Arbeit.

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