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Lucerne Festival mit "Fidelio" eröffnet

Mit einer halbszenischen Auffüh­rung von Beethovens Oper "Fidelio" ist am Donnerstagabend das Lucerne Festival (12.8. bis 18.9.) eröffnet worden. In der Eröffnungsrede setzte sich Nike Wagner, Urenkelin von Richard Wagner, mit dem Festivalthema "Eros" auseinander.

Die Leiterin des Kunstfestes Weimar blickte in ihrer Rede auf die Erscheinungen und Wandlungen des Eros in den letzten drei Jahrtausenden zurück – von den Griechen über das Christentum und die Aufklärung bis zur “zeitgenössischen Abkühlung des Eros”.

“Liebesgeschichten, Liebespaare”, so Wagner, “bevölkerten seit ihren Anfängen das musikalische Theater, aber auch Instrumentalmusik und Liederzyklen sind ohne erotische Inspiration nicht denkbar.” Musik sei denn auch zur Darstellung von Emotionen besonders befähigt. Heute bestimmt nach Ansicht der Festrednerin Körperlichkeit die musikalische Szene, massiv über Pop und Rock. Aber auch die “hochkulturelle” Ebene erobere sich den Bezug auf Körperlichkeit zurück – über Experimente der Klangkunst und ihren Kult der Wahrnehmung durch Körper und Haut.

Bezüglich “Fidelio” meinte Wagner, darin werde mit den Erregungsstrategien der Musik die Ehe gefeiert: Inbegriff der Gesittung der Triebe, aber – angesichts der Scheidungsraten – vielleicht ein Traum. Doch dürfe man sich dem Traum vom gebändigten Eros ruhig hingeben, er werde einen doch immer zu treffen wissen.

Und das Publikum der Festivaleröffnung gab sich denn auch prompt dem Eros des “Fidelio” hin und feierte die hochkarätige Interpretation. Unter der souveränen Leitung von Claudio Abbado sang der Arnold Schoenberg Chor, spielten das Mahler Chamber Orchestra und das Lucerne Festival Orchestra.

Für die Inszenierung der Beethoven-Oper, in der Gattenliebe über Tyrannei und Terror siegt, ließ Abbado der Regisseurin Tatjana Gürbaca freie Hand. Schon außerhalb des Konzertsaales konfrontierte sie das Publikum mit einer “Klagemauer”: zahlreiche Porträts mit ausgekratzten Augen. Im Konzertsaal selbst brachte eine große Sonnenkugel – inspiriert von Olafur Eliassons Lichtinstallation in der Tate Moderne in London – Licht und Hoffnung ins Dunkel respektive in den Kerker, in dem Leonores Mann Florestan als politischer Häftling interniert ist.

In “Fidelio” gehe es um die Innenperspektive, um Empfindungen, so Tatjana Gürbaca. “Im Kampf mit den eigenen Schatten begegnen die Figuren ihrer inneren Stimme und lernen, ihre Träume zu formulieren.” Dieser Traum aus einer anderen Zeit sei bis heute aktuell, habe bis heute seine Gültigkeit.

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