Leichte Änderungen will sie am Wochenende vornehmen, wo am Samstag eine weitere Variante von “Ö1 bis zwei” kommen soll. Die Sendung “Ö1 bis zwei – Le Weekend” soll den Bogen von Brahms bis Calexico spannen und eine Doppelmoderation bekommen. Ansonsten gebe es kaum Reformbedarf, so Roither.
Nachdem Ö1 kein Formatradio ist, seien die Hörer “sehr darauf bedacht, dass sich an ihren Lieblingssendungen nichts ändert”. Insofern müsse man Anpassungen behutsam angehen, so Roither. Den jüngsten Stein des Hörer-Anstoßes stellte etwa die Satire-Sendung “Welt ahoi” am Sonntagvormittag dar, der so manchen Ö1-Kunden zu Protesten veranlasste. Roither steht derzeit noch fest hinter dem Format und will es zumindest bis Jahresende ausprobieren. “Ein Jahr sollte man einer Sendung schon geben”, sagte sie. Ihr selbst gefalle die Sendung, wiewohl sie Änderungen offenbar nicht ausschließt. Der Höreraustausch auf dem Sendeplatz sei noch nicht befriedigend, bekannte sie. “Jedes Programm hat den Auftrag, sein Publikum zu erreichen.”
Änderungen könnte sie sich auch in der Früh vorstellen, wo “ein bisschen frischer Wind” nicht schaden könne. Einen Schwerpunkt für Ö1 bilde jedenfalls weiter die Information, die kaum mehr weiter ausbaubar sei. Wünschen würde sie sich ein wöchentliches Talkradio.
Mittelfristig will Roither die Strukturen des Kultur– und Informationssenders geändert sehen. Im Gegensatz zu anderen ORF-Radios, die für sich eine eigene Hauptabteilung darstellen, bestehe Ö1 aus mehreren Hauptabteilungen. “Die Struktur ist nicht ganz optimal, da wird es sicher Gespräche geben”, formulierte Roither.
Die größte Sorge der Mitarbeiter sei der Spardruck, der jetzt schon in den Redaktionen konkret spürbar sei. “Mit weniger wird man das sehr hochwertige Programm nicht mehr bewältigen können”. Auch für das kommende Jahr sei klar, dass eine Sparvorgabe von der Geschäftsführung kommen werde, in welchem Ausmaß dies für Ö1 schlagend werde, wisse sie aber noch nicht.
Mit den vielzitierten “Hofratswitwen”, die in spöttischen Zuschreibungen als Archetyp der Ö1-Hörerschaft herhalten müssen, hat der Sender für Roither wenig zu tun. “So viele Hofratswitwen kenne ich nicht”, betonte sie. Außerdem werde das ältere Publikum “immer jünger”: Die heutigen “50 Plus” würden durchaus auch Calexico hören.
Die Querschüsse ihres Vorgängers Alfred Treiber, der einen eigenen Kandidaten für die Sendeleitung präferiert habe, habe sie “ziemlich emotionslos” hingenommen, so Roither. Die stets mit ORF-Postenbesetzungen einhergehenden Begleitgeräusche hält sie jedoch für kontraproduktiv: “Ich finde es allgemein sehr schade, was sich rund um alle Personalentscheidungen abspielt.”
Den Marktanteil von zehn Prozent von Ö1 hält Roither für schwer ausbaubar. “Ich würde mich über Zugewinne freuen, aber ich glaube, dass man den Erfolg absichern muss.” Schließlich habe man schon die vergangenen Zugewinne von Ö1 im Vorfeld für unmöglich gehalten. Dazu komme, dass die Hördauer im Radio allgemein zurückgehe.
Am eigenen Programm gefällt Roither vor allem die Sendung “Pasticcio”, sie mag “sehr gerne” gute Hörspiele und hört “mit Begeisterung klassische Musik”. Und abseits von Ö1? Da hört die neue Senderchefin gelegentlich “Lounge FM”, wie sie einräumte.