Albert Kaufmann wird 102

Frastanz. Am 24. August 2010 feiert Albert Kaufmann seinen 102. Geburtstag. Der älteste Frastanzer freut sich bester Gesundheit, steht täglich meist schon sehr früh auf, holt im Briefkasten die VN und studiert sie ausgiebig.
VOL hat ihn in seinem Haus in Gampelün besucht und die erste Frage war, wie er es schaffte, so ein hohes Alter zu erleben ?
“Jeden Morgen genehmige ich mir ein Schnäpsle und abends dann ein Glas Wein und geraucht habe ich Lebtags nie. Aber eine gute Ehefrau gehört auch dazu. Es gab bei uns eigentlich nie Streit. Eine Bessere hätte ich nicht finden können”, meint stolz der rüstige Senior.
Schwere Kindheit
Albert ist im Jahre 1908 geboren und wuchs mit weiteren 13 Geschwistern in der Frastanzer Enklave Gampelün auf. Mit sechs ging’s in die Volksschule nach Halden. Unvergesslich bleibt ihm seine Firmung, die mitten im Kriegsjahr 1916 stattfand. “Der Göte brachte Wurst und Brot im Rucksack mit und zu Fuß ging es nach Rankweil in das Gasthaus Freschen”.
Nach der Volksschule hieß es gleich arbeiten gehen. Er begleitete seinen Vater und lernte das Zimmereihandwerk, ohne aber je eine Lehre zu absolvieren. Zuhause musste die kleine Landwirtschaft mit nur einer Kuh die Großfamilie ernähren. “Man hatte einfach nichts und musste selber dafür sorgen, nicht wie heute, wo der Staat fast alles übernimmt”, meint Albert.
Heirat nach dem Krieg
Bei einer Veranstaltung kurz vor Kriegsausbruch des zweiten Weltkrieges lernt Albert seine Mathilde Sönser aus Halden kennen und lieben, kann aber seine junge Liebe lange Zeit nicht mehr sehen. 1938, mit 30 Jahren wird er nämlich Hilfs-Grenzangestellter (HIGA) bei einer Gruppe, welche die Grenzwache auf der Gamp übernahm. 1940 erfolgt dann die Einberufung zur Wehrmacht und Abmarsch nach Agram in Jugoslawien.
Am 1. Juni 1944, er ist bereits Unteroffizier und befehligt eine Pioniergruppe, kommt es zu einem Schusswechsel auf der Insel Hvar und er wird am linken Arm schwer verletzt. Glück im Unglück – er kann das Kriegsende im Lazarett in Feldkirch erleben und es gelingt ihm, sich dem Zugriff der Franzosen zu entziehen. Zwei seiner Finger bleiben aber für immer steif. Dann endlich 1946 kann er mit seiner Mathilde in der Kirche in Frastanz den Bund der Ehe schließen.
3 Töchter
1947 wird die erste Tochter Irma geboren, 1949 Maria und 1952 die dritte Tochter Hildegard. Albert, der noch vor dem Krieg in den Diensten der Stadt Bregenz stand, nimmt eine Arbeit als Zimmerer bei der Firma Berchtold in Altenstadt an und arbeitet dann 20 Jahre dort als Stiegenbauer, bis er mit 60 Jahren in Pension gehen kann. Nebenher bewirtschaftet er noch die kleine Landwirtschaft mit 1-2 Kühen.
Schicksalsjahr 1986
Heute braucht der Jubilar so gut wie keinen Arzt, liest noch täglich die VN ohne Brille. Nur beim Hören ist ein Apparat notwendig. Es war nicht immer so: 1986 trifft ihn ein Schlaganfall im 78. Lebensjahr. “Ich glaubte schon, dass es aus mit mir ist. Ich konnte nicht mehr sprechen und gehen. Aber nach sechs Wochen im Spital ging es wieder aufwärts”, so der Jubilar rückblickend.
Heute freut er sich mit seinen acht Enkelkindern und mittlerweile dreizehn Urenkeln. Albert ist auch sehr um seine Mathilde besorgt und versucht, ihr den Lebensabend so angenehm wie möglich zu machen, leidet sie doch unter einer starken Sehbehinderung.
Treuer VN Leser
Seit sich Albert erinnern kann, liest er täglich die VN. Er ist Frühaufsteher und holt im Briefkasten nach 6 Uhr die neueste Ausgabe, kocht den Kaffee und liest viele Themen. Er ist auch an politischen Artikel sehr interessiert und studiert auch die Todesanzeigen. Albert Kaufmann macht auch Hausarbeiten stellt “Buscheln” her und ist froh, dass er einen Spalter hat, damit er nicht mehr das Brennholz “schitta” muss.
Betreuung durch die Tochter
“I han a gute Abwartung mit miner Tochter Hildegard”, damit umschreibt er dankbar die Hilfe von Tochter Hildegard, die im selben Haus wohnt und stets für ihre Eltern da ist.
Dem rüstigen und humorvollen Jubilar wünschen wir Gesundheit und weitere schöne Jahre im Kreise der Familie.