Grüne orten "schwere Missstände" im AKH

Die Wiener Grünen orten schwere Missstände im Geburtenbereich des AKH Wien und schalten nun das Kontrollamt ein. Die Vorwürfe beziehen sich nicht nur auf Mängel bei der technischen und sanitären Ausstattung, sondern betreffen auch die Arbeitssituation der Hebammen. Diese seien durch Unterbesetzung in den Kreißsälen chronisch überbelastet, kritisierte die grüne Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz am Freitag in einer Pressekonferenz.
Läuft Personal davon?
Viele Geburtshelferinnen seien ausgebrannt und würden teilweise in andere Bundesländer abwandern. Die zuständige Stadträtin Sonja Wehsely (S) nehme offenbar achselzuckend zur Kenntnis, dass dem “Flaggschiff der österreichischen Gesundheitsversorgung” das Personal davonlaufe. Im jüngsten Gesundheitsausschuss habe die Ressortchefin keinerlei Lösungsvorschläge präsentiert und – mit den Vorwürfen konfrontiert – nur die “zynische” Antwort parat gehabt, dass im Kapitalismus jeder dorthin gehen könne, wohin er oder sie wolle, monierte Pilz.
Sanitäranlagen für Personal und Patienten
Die Gesundheitssprecherin erhob nicht nur Vorwürfe gegen die Stadt, sondern auch gegen das Spitalmanagement: “Die Hebammen fühlen sich von der Politik und ihren Vorgesetzten im Stich gelassen.” In den betroffenen Bereichen – die Abteilungen für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin sowie für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie – herrsche “Führungsschwäche und inadäquate Führung auf allen Hierarchieebenen”, insbesondere was die fachliche Kompetenz und praktische Erfahrung betreffe. Für die Patientinnen sei es zudem unzumutbar, wenn sie etwa Sanitäranlagen mit hoch infektiösen Personen teilen müssten. Außerdem gebe es Berichte, wonach Neugeborene wegen Bettenmangels in andere Krankenhäuser transferiert werden müssten, wodurch es bei Kindern mitunter zu gesundheitlichen Folgen komme.
Hebammen schalten Anwalt ein
19 der betroffenen Hebammen haben unabhängig davon bereits den Anwalt Markus Essl für ihre Anliegen beauftragt. Ursprünglich sei es nur um finanzielle Aspekte gegangen, “aber bald musste ich meinen Mandantinnen sagen: Geld ist euer kleinstes Problem”, berichtete der Jurist. Wegen massiver Unterbesetzung seien Mitarbeiterinnen zum Teil krank im Dienst erschienen, Urlaub und Überstunden hätten nicht abgebaut werden dürfen – was von der Spitalführung mittlerweile aber zugestanden worden sei. “Meine Mandantinnen wollen nur, dass Normalzustand herrscht und der Dienstgeber seiner Fürsorgepflicht nachkommt”, so Essl.
Schon 2007 Probleme festgestellt
Bereits im Jahr 2007 hatte die Assekuranz AG im Auftrag des ärztlichen Direktors des AKH das Projekt “Evaluierung der Arbeitsbedingungen der Hebammen” durchführen lassen. Damals sei man bereits auf beinahe idente Probleme gestoßen, betonten Pilz und Essl unisono. Es sei daher unverständlich, warum sich nach wie vor nichts zum Besseren gewendet habe.