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"Schöne Freunde" von Arno Geiger in Bregenz uraufgeführt

Bregenz -  Eher schwere Kost hat Intendant Alexander Kubelka zum Start seiner zweiten Saison am Vorarlberger Landestheater in Bregenz serviert. Arno Geigers 2002 erschienener Roman "Schöne Freunde" wurde von Landestheater-Dramaturgin Dorothee Bauerle-Willert für die Bühne bearbeitet und hatte am Freitag Premiere.
"Schöne Freunde" im Landestheater

Nicht alle Besucher im Kornmarkttheater konnten sich mit der Aufführung anfreunden und hatten bereits zur Pause genug. Der Rest des Publikums spendete dem gesamten Ensemble nach drei Stunden anerkennenden Beifall, für den Hauptdarsteller Martin Olbertz gab es sogar vereinzelte Bravo-Rufe. Das Regie-Team erntete höflichen Applaus.

In der Regie von Alexander Kubelka und Paul Lerchbaumer erlebt der Zuschauer Rückblicke auf das Leben von Carlo Kovacs. Die Gedanken an sein Heranwachsen zeigen eine wundersame Welt mit teilweise merkwürdigen Begleitern. Etliches auf diesem Erinnerungs-Trip wirkt konkret, anderes wiederum nur vage angedeutet. Manche Erinnerungen sind skurril, andere entwickeln fast magische Wirkung. Auf der Bühne erlebt man unter anderem ein orgiastisches Tennismatch der Geschlechter, einen Kindergeburtstag, einen Mord sowie Frauen mit übertrieben Frisuren und Körperformen. Und so manche Erinnerung ist tragisch, wie der Tod unzähliger Bergleute bei einem Grubenunfall. Und immer wieder: Die Suche der Hauptfigur nach Liebe; Martin Olbertz zeigt in der Hauptrolle eine enorme Leistung.

Eine einfache, aber wunderbar effektvolle Idee liefert Paul Lerchbaumer für das Bühnenbild: Ein Haus mit einer geschlossen vierten Wand zum Zuschauerraum. Nur Fenster und Türen gewähren Einblicke. Alle vier Wände lassen sich verschieben und drehen. Bis zum Ende des Stücks verändert sich das Haus laufend, deutet verschiedene Schauplätze an und mutiert sogar zum Schiff. Am Ende steht es wieder in seiner ursprünglichen Form auf der Bühne – die Innenseiten sind zu diesem Zeitpunkt nach außen gedreht, wie auch Carlos sein Innerstes nach Außen gekehrt hat.

Arno Geiger war als Premierengast anwesend und verfolgte die Aufführung mit Interesse. Den ersten Akt empfand er als etwas zerfahren und erklärte das damit, dass “bei der Dramatisierung die Menschen ihre ganz eigenen Sehnsüchte und Vorstellungen von Kindheit und Erwachsenwerden mit einbringen”. Vom zweiten Teil hingegen fühlte sich Geiger “gepackt”: “Es ist erstaunlich zu sehen, wie sehr ich mich auf die ‘Couch’ gelegt habe. So viele Wünsche und Alpträume. Es ist wirklich eine sehr persönliches Buch von mir.”

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