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Joint-Venture von BHP und Rio Tinto geplatzt

Die Eisenerz-Produzenten BHP Billiton und Rio Tinto sind mit ihrem Plan für ein 116 Mrd. Dollar (83,5 Mrd. Euro) schweres Gemeinschaftsunternehmen am Widerstand der Regulierer gescheitert. Beide Firmen sagten das erstmals Mitte 2009 angekündigte Vorhaben für eine gemeinsame Eisenerz-Produktion im Westen Australiens am Montag ab. Zuletzt hatten Wettbewerbshüter einiger Ländern Widerstand angekündigt, darunter die EU-Kommission und das deutsche Kartellamt.

“Ich bin enttäuscht, dass die Regulierungsbehörden letztlich nicht unserer Meinung waren”, erklärte Rio-Tinto-Chef Tom Albanese. Dabei hätte die Allianz Wettbewerb gefördert, sagte er. Die großen Stahlunternehmen begrüßten indes die Absage. Die meisten der Firmen hatten steigende Preise für den in der Stahlbranche wichtigen Rohstoff Eisenerz befürchtet.

Das Vorhaben hätte den Marktführer Vale aus Brasilien von seiner Spitzenposition als größten Anbieter von Eisenerz verdrängt. Rio Tinto als Nummer Zwei und BHP als Nummer Drei der Branche weltweit hätten mit dem Projekt nach eigenen Angaben mehr als 10 Mrd. Dollar eingespart – allein durch die Zusammenlegung der Hafen- und Schienen-Aktivitäten. Auch ein “Plan B” der Unternehmen für den Fall eines Scheiterns des Milliarden-Projekts steht nun wohl in Frage. BHP und Rio Tinto müssten sich nun genau die Einwände der Regulierer ansehen um zu klären, ob eine abgespecktere Variante der Allianz möglich wäre, sagte eine mit dem Prozess vertraute Person. Der Plan B sieht vor, nur auf einigen ausgewählten Gebieten der Infrastruktur für Eisenerz zusammenzuarbeiten.

Rio Tinto und BHP sei kürzlich mitgeteilt worden, dass ihre Vorschläge von den Kartellbehörden in der Europäischen Union (EU), Australien, Japan, Südkorea und Deutschland nicht abgesegnet würden, hieß es in den Kreisen. “Ausführliche Gespräche mit der EU-Kommission zeigten, dass die Firmen mit dem Joint Venture nicht ohne größere Verkäufe hätten fortfahren können, was aber die Synergien und die langfristigen Wachstumsoptionen zerstört hätte”, sagte die Person, die nicht namentlich genannt werden wollte. “Beide Parteien waren der Ansicht, dass dies nicht akzeptabel sei.”

Damit verbleiben 30 Prozent des Eisenerz-Welthandels über Seewege in den Händen von Vale, 25 Prozent bei Rio Tinto und 15 Prozent bei BHP. Ein Sprecher des drittgrößten Stahlherstellers der Welt, POSCO, begrüßte die Entwicklung. Posco habe sich über das Monopol gesorgt, das durch die Allianz entstanden wäre. “Wir sind erleichtert, dass es dazu nicht kommt”.

BHP-Chef Marius Kloppers ist damit zum zweiten Mal in drei Jahren daran gescheitert, sich in das Eisenerz-Geschäft des heimischen Rivalen einzukaufen. 2008 wollte BHP Rio feindlich übernehmen, sagte dies aber wegen der aufkommenden Finanzkrise ab. “Das Scheitern des Gemeinschaftsunternehmen ist für Rio ein bisschen positiver als für BHP, aber es ist wichtig, zu bemerken, dass es für beide Firmen negativ ist”, sagte Ben Lyons, Analyst bei ATI Asset Management.

Experten erklärten, mit dem Aus dürfte sich BHP nun mit voller Kraft auf das vorliegende feindliche Offert für den Düngemittelkonzern Potash konzentrieren können. BHP will die Kanadier für 39 Mrd. Dollar kaufen.

Eine eigentlich vereinbarte Vertragsstrafe in Höhe von 276 Mio. Dollar im Falle eines Abbruchs des Projekts Rio/BHP ist indes nicht fällig.

Die Aktienkurse von BHP verloren am Montag nur leicht, da die Absage des Vorhabens nicht überraschend kam. Nach dem Widerstand der Regulierer war an den Finanzmärkten bereits weitgehend ein Scheitern des Vorhabens erwartet worden.

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