Das Sanierungsverfahren betrifft die börsenotierte Holding A-Tec Industries AG als Konzernmutter. Der Vorstand rechnet mit einem “positiven Abschluss des Verfahrens” bis 20. Jänner 2011.
Das Sanierungsverfahren unter Eigenverwaltung, das heute, Mittwoch, für A–Tec gerichtlich genehmigt wurde, ist eine erst seit 1. Juli 2010 mögliche Prozedur, die in etwa dem alten Ausgleichsverfahren entspricht, erläuterte Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband 1870 (KSV) am Mittwochnachmittag. Die erste Gläubigerversammlung der A–Tec-Kreditgeber werde am 5. November, die Abstimmung über den vom Vorstand vorzulegenden Geschäftsplan am 12. Dezember stattfinden. Die Anmeldefrist für Ansprüche endet am 15. Dezember 2010.
Kantner geht bei der “Großinsolvenz” des ATX-Unternehmens von Passiva zwischen 300 und 400 Mio. Euro aus, sieht aber keine “Überschuldung”, sondern eine “Zahlungsunfähigkeit”. Hauptbetroffene dieses Verfahrens sind Zeichner von Anleihen und Wandelschuldverschreibungen.
Es handelt sich laut Kantner um ein eigenverwaltetes Verfahren. Das würde bedeuten, dass Vorstandschef Mirko Kovats das Tagesgeschäft weiterführt, bei größeren Entscheidungen wie Verkäufen aber den Sanierungsverwalter um Zustimmung ersuchen muss.
Zum Sanierungsverwalter bei A–Tec wurde Rechtsanwalt Dr. Matthias Schmidt bestellt. Voraussetzung ist die Zustimmung der Gläubiger zu einer Quote von mindestens 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren.
“Das auslösende Problem war offenbar die Notwendigkeit in wenigen Tagen 100 Mio. Euro zurückzuzahlen”, analysierte Kantner im Gespräch mit der APA. Der jüngste Auftragseinbruch im Anlagenbau zeige allerdings, dass die Firma auch ein “mittelfristiges Problem hat, das zu einem Umsatzeinbruch führen könnte”.
A–Tec setzte 2009 mit weltweit knapp 11.500 Mitarbeitern rund 3 Mrd. Euro um. Es ist eine Holding, die aus vier Sparten (Anlagenbau, Motoren, Maschinenwerkzeuge, Kupfer) besteht. Nach massiven Kostenüberschreitungen bei einem Anlagenbau-Projekt in Australien musste A–Tec vergangene Woche eine Gewinnwarnung aussprechen. Am 2. November wird für die Holding die Rückzahlung einer Anleihe in Höhe von 91 Mio. Euro fällig. Zusätzlich gelang es der Anlagenbau-Tochter AE&E nicht, eine Kreditlinie “Aval-Linie” von 798 Mio. Euro zu erneuern.