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Kenia: Einmotorige "Fly-in-Safari"

Zwischen Mount Kenia und Kilimandscharo -  mit der Cessna über 1338 Flugkilometer.
Afrikanische Impressionen

Brummend gehen auf Nairobis Domestic Airport „Wilson“ Cessnas wie am Fließband in die Luft. Humphrey Nguna, seit zwanzig Jahren im Cockpit, studiert seinen Flugplan, dessen Stationen sich nach einer Traumreise zu den schönsten Wildnis-Highlights Kenias anhören. Tag eins führt über 260 Flugkilometer von Nairobi nach Lewa Downs. Nach anderthalb Stunden die Landung auf dem Lewa Downs Airstrip: Büffel, Giraffen, Zebras und Antilopen grasen friedlich in Reichweite, bis die Einmotorige mit brüllendem Propeller wieder im Himmel verschwindet.

Ein Landschaftstraum

Die Fahrt zum Lewa Safari Camp gerät zum Landschaftstraum aus weiten Hochebenen, lieblichen Hügeln und goldgelben Grasflächen. Frische Fallwinde vom 5199 Meter hohen Mount Kenia durchwehen dieses bis zu 1600 Meter hoch liegende Tierparadies. Irgendwann taucht sie auf, die Lewa- Fatamorgana, ein vor Grün strotzendes Sumpfgebiet, das, gespeist durch artesische Quellen, biblische Bilder produziert: mit großen Mengen an Wildtieren, die „Big Five“ inklusive. Auf einer Anhöhe steht das reetgedeckte Farmhaus der Craigs. Delia Craig, 86, klettert ins Führerhaus eines zugestaubten amerikanischen „Imperial“, Baujahr 1934, und lässt blubbernd die Zylinder warmlaufen. „Zweitausend Rinder und 16.000 Schafe hatten wir bis in die 50er-Jahre“, erzählt sie, während der Oldtimer an Schweine- und Hühnerställen, Gemüse- und Kräuterbeeten, Baumwoll- und Gemüsefeldern vorbeituckert. „Die Lodge der zahmen Löwin“ titelte GEO-Saison über die an den Berghängen des Meru Nationalparks gelegene Elsa’s Kopje, dem 92 Kilometer entfernten Ziel von Tag drei – sie zählt zu den schönsten Preziosen kenianischer Wildnis-Domizile.


Dinner bei Kerzenschein

Allabendlich zelebriert die Lodge auf einem Felsplateau zwischen Pool und Bar ein festliches Dinner bei Kerzenschein, während in der Wildnis da draußen der Überlebenskampf tobt. Es gibt Verlierer, wie das triumphale Brüllen eines Löwen gerade signalisiert. Zwei Tage später wartet Joy’s Camp (92 Flugkilometer): Nur dreißig Flugminuten sind es bis zur Shaba National Reserve, die in Kenias „Nothern Frontier District“ liegt. Quellgespeiste Sumpflandschaften bilden hier einen saftigen Grünstreifen, umstanden von anderthalbtausend Meter hohen Bergen, Büffelherden durchziehen die Savannen. 100 Kilometer weiter wartet Kitich Camp, wo Corinne Hoffmanns Filmversion „Die Weiße Massai“ gedreht wurde, was die bis zu 2688 Meter hohe Bergkette der Mathews Range im Norden Kenias ein bisschen auf die touristische Landkarte brachte. Kitich bedeute „Happiness“ auf Samburu, erklärt Patrick Reynolds, 52, während sich sein Landcruiser über eine bretterharte Piste zum Camp quält. Nach einstündiger Fahrt entfaltet sich Kitich’s Fata Morgana: Ein vegetationsstrotzender Talkessel, den der Ngeng-River lieblich durchplätschert, weshalb sich hier Hunderte Elefanten und Büffel wohlfühlen, Antilopen, Affen und Adler. Reynolds führt als ausgebildeter Walking- und Wildlife-Guide Naturfreunde. Auf der Fährte gewaltiger Mengen Elephant- Shit weichen seine Samburus, bewaffnet mit Gewehren und langen Speeren, keinen Meter von ihrem irischen Bwana.


Eine Luxuslodge mit Adlerblick

In Loisaba wartet ein holpriger Airstrip. Im Nirgendwo endloser Savannen liegt das private Schutzgebiet des italienischen Stahlmagnaten Graf Carlo Ancilotto aus Treviso, mit einer Fläche halb so groß wie der Bodensee. Wie ein Adlernest sitzt die Luxuslodge am Rand eines Plateaus, mit Blick in die Tiefe. Heute reisen Gäste zur Fotopirsch an, die über fünfhundert Dollar pro Nacht als gut angelegt betrachten. Beim Eintreten in den Luftraum eines der meistbesuchten Tierreservate der Welt, der Masai Mara, werden alle Erwartungen übertroffen: Am Mara River findet alljährlich im Herbst die Wanderung von Hunderttausenden Gnus und Zebras statt. Der von allen Safari-Besuchern ersehnteste Augenblick ist das „Crossing“, das gewaltige Spektakel der Fluss-Durchquerung unfassbarer Tiermengen. Das noble Zelt-Camp „Cottars 1920“ zählt zu den ersten Adressen, weshalb nicht nur Brad Pit und Angelina Jolie auf der VIP-Liste stehen. 

Wilde Exoten in Massen

Exoten treten in Massen auf: Büffel und Löwen, Zebras und Gnus, Giraffen und Hyänen sowie Leoparden und Geparden in einem Garten Eden. Tag dreizehn wartet bei Tortilis Camp der Amboseli-Nationalpark, dann Nairobi. Es ist wieder Humphrey Nguna mit seiner Cessna. Beim Anflug auf die 3,5-Millionen-Metropole zeigt sich die urbane Infrastruktur vor allem in Rot: Es sind die Bremslichter des allabendlichen Stop-and-go- Chaos der Hauptstadt. Was für ein Traumjob, als Buschpilot zu arbeiten! „Jedenfalls besser“, grinst Humphrey, „als jetzt da unten Busfahrer zu sein.“

 

2000 Elefanten leben im Amboseli-Nationalpark
Nationalpark
Kenias Amboseli- Nationalpark protzt vor allem mit Elefanten: An die 2000 der Großohren ziehen im ansonsten extrem trockenen Land an kilometerlangen Sumpflandschaften entlang, die ihr kostbares Nass durch Gletscherabflüsse des 5199 Meter hohen Kilimandscharo beziehen. Setzte sich das Abschmelzen der Eismassen durch die globale Erwärmung fort, so befürchten Naturschützer, könnten die lebensspendenden Sümpfe austrocknen und mit ihnen die Lebensgrundlage der Elefanten, zu denen sich Nilpferde, Büffel, Hyänen, Geparden, Löwen und reichlich Schlangen gesellen. Zur Zeit leben hier mehr als fünfzig Elefantenfamilien, die im Kampf gegen die Wilderei mittels GPS rund um die Uhr überwacht werden. Das Geschäft boomt: Für ein Kilogramm Elfenbein zahlt der asiatische Markt bis zu 300 US$. Seit 1974 steht das kleine Amboseli-Naturparadies auf der Weltnaturerbe-Liste der UNESCO.

Eine Lodge mit viel Geschichte
Elsa
Der Name „Elsa’s Kopje“ geht auf die Geschichte der Tierforscher George und Joy Adamson zurück, die hier das Löwenbaby „Elsa“ großzogen und als ausgewachsene Löwin in die Freiheit entließen.

Ein Paradies für Ornithologen
Vögel
Gegen sechs Uhr früh hebt in der Stille des Mathews Forest ein sanftes Singvogelkonzert an, das bald außer Rand und Band gerät, um schließlich im akustischen Chaos abrupt zu enden.

 

REISEINFOS

Anreise: Mit Swiss ab Zürich nach Nairobi oder mit Air Berlin ab München nach Mombasa.
Einreise: Visum wäre grundsätzlich bei der zuständigen kenianischen Botschaft in Wien zu beantragen, österreichische Staatsbürger erhalten jedoch bei der Einreise (Flughafen, Grenzübergang) gegen eine Gebühr von 50 US-Dollar ein entsprechendes Einreisevisum (einfach bis zu 90 Tage gültig) ausgestellt. Reisende müssen ihre Wiederausreise (Rückflug- oder Weiterreiseticket) sowie genügend Geldmittel für den Aufenthalt nachweisen können.
Sprachen: Kisuaheli und Englisch
Beste Reisezeit: Eine kleine Regenzeit ist im November, die heftigere findet im Frühjahr statt. Manche der Camps sind dann geschlossen. Wer die Tierwanderungen zwischen der tansanischen Serengeti und der kenianischen Masai Mara sehen will, sollte im Oktober anreisen.
Pauschalreisen – Spezialveranstalter: Abendsonne Afrika, Zur Unteren Mühle 1, 89290 Buch, Tel.: +49 7343 92998-0; E-Mail: info@abendsonneafrika. de, www.abendsonneafrika. de; Safari-Wildlife-Camps & Lodges im Verbund: Loisaba: www.loisaba.com; Joy’s Camp: www.joyscamp.com; Kitich Camp www.kitichcamp.com; Lewa Safari Camp: www.lewasafaricamp. com; Elsa’s Kopje: www.elsaskopje. com; Cottars 1920: www.cottars.com; Tortilis Camp: www.tortilis.com sowie www.chelipeacock.com.
Gesundheit: Geringes Malariarisiko, Standby-Medizin empfehlenswert. Infos im Internet unter www.crm.de.
Reiselektüre: Kenya/Lonely Planet (Englische Ausgabe), Iwanowski’s Kenia & Nordtansania.
Weitere Infos: Kenya Tourist Board für Österreich, Argentinierstr. 2/4, A-1040 Wien, Tel. 01 581 892290, E-Mail: kenya-austria@aviareps.com, www.magicalkenya.com.

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