Dass der Staat beim jetzigen Kapitalschnitt bei der Ende 2009 notverstaatlichten Kärntner Hypo Alpe Adria als “erste Tranche” mehr als 700 Mio. Euro vom eingeschossenen Kapital abschreiben muss, ist für Androsch erst der Anfang. “Das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange”, sagte Androsch am Dienstag. Er sprach heute vielmehr von “ein paar Milliarden”. Die genaue Höhe der Lasten wage ja nicht einmal Hypo-Vorstandschef Gottwald Kranebitter abzuschätzen.
Androsch geht dabei nicht davon aus, dass es die rund 18 Mrd. Euro Haftungen des Landes Kärnten sind, die irgendwann doch einmal in “Bundesbesitz” übergehen könnten, wie in Kreisen von Bankern gemutmaßt wird. “Die Haftung ist zwar unangemessen hoch für die Budgetkraft Kärntens. Aber das ist mehr eine Formalhaftung.” Die wirkliche Haftung liege bei rund 6 Mrd. Euro.
Die befürchteten Milliardenlasten, die von der Kärntner Hypo noch drohen würden, sieht er aus den Non-performing-Loans (faulen Krediten) erwachsen, die 7 bis 8 Mrd. Euro ausmachten.
Keine Idee hat Androsch, wer in der Hypo Alpe Adria den Alleineigentümer Bund ablösen soll: “Wer soll das kaufen? Das ist wie bei der Bundesbahn.” Die bayerischen Milliarden, die ein Asset gewesen wärem, habe man im Herbst 2009 abziehen lassen.
Obwohl Erste/Sparkassen, Bank Austria und Raiffeisen abgewunken haben, das zum Verkauf ausgeschriebene Österreich-Geschäft der Hypo Alpe Adria zu übernehmen, übt sich Hypo-Chef Kranebitter in Zuversicht. Dass es bisher keine Interessensbekundungen vor allem für die Hypo Österreich gegeben hat, beunruhigt ihn nicht. Er sieht dies eher als “taktisches Manöver” potenzieller Interessenten. Für beide bisher zum Verkauf Töchter – in Österreich und in Italien – gemeinsam müssten knapp 500 Mio. Euro bezahlt und 4 Mrd. Euro an Refinanzierungen übernommen werden.
Bis zum 17. Juni sind Bieter aufgerufen, Angebote für die Hypo Österreich zu legen. Die Bank schrieb 2010 bei rund 5 Mrd. Euro Bilanzsumme einen Verlust von gut 100 Mio. Euro. Die Hypo Italien hat hingegen 2009 und 2010 Gewinne gemacht, wenn es auch nur rund 10 bzw. 3,55 Mio. Euro waren.
Kranebitter räumte Montagabend vor Journalisten ein, es sei trotz der Erholung von der Krise schwer, eine Bank veräußern zu wollen. “Wir haben uns aber entschieden, früher hinauszugehen, so haben wir auch mehr Zeit”, so der Bankvorstand. Ein Verkauf sei “alternativlos”. Der Abverkauf von Beteiligungen ist als Auflage für die Subventionen von der EU vorgegeben. Nach den Milliardenverlusten der letzten zwei Jahre will Kranebitter 2012 bei der Hypo schwarze Zahlen sehen.
Hilfreich für das Unternehmen sei jedenfalls der Kapitalschnitt gewesen, vor allem im Konnex mit der für Ende Juni anberaumten Sonder-Hauptversammlung, bei der 450 Mio. Euro PS-Kapital des Bundes in Grundkapital umgewandelt werden. “Das ist vertraglich so vereinbart”, Mit gut 469 Mio. Euro “echtem” Grundkapital sei man dann gut aufgestellt. Die 450 Mio. vom Staat sind von Anfang an als künftiges Grundkapital geplant gewesen, offenbar war man im Finanzministerium schon im vergangenen Jahr davon ausgegangen, dass es ohne Kapitalschnitt nicht gehen werde.
Allerdings haben die Kärntner Landesholding und das Land Kärnten Widerspruch gegen die Maßnahmen erhoben. Sie wollen die Rechtmäßigkeit der Beschlüsse prüfen lassen, durch die das Land 21 Mio. Euro PS-Kapital und die Holding 104 Mio. Euro PS-Kapital abschreiben müssen. Der Bund muss mehr als 700 Mio. abschreiben, durch das Aufrechnen der Verluste gegen das PS-Kapital habe man die Altlasten “glattgestellt”, so die Bank.