AA

Mit elf beim "Fähnele"

Nüziders – Mit elf stand er erstmals beim „Fähnele“ auf dem „Hängenden Stein“. Wolfgang Bartl ist daneben aufgewachsen. Da war der Weg hinauf nicht allzu weit, aber allemal eine Herausforderung. Inzwischen hat er schon Höheres bezwungen. Den Manaslu beispielsweise. Und er ist von jeder seiner Bergtouren gesund zurückgekommen.

Wolfgang Bartl wertet das zum einen als Glücksfall. Zum anderen wollte der Nüziger nie einen Gipfelsieg um jeden Preis. „Bergsteigen bedeutet etwas vom Schönsten, aber jeder sollte seine Grenzen kennen“, sagt Bartl. Deshalb engagiert sich der neue Landesausbildungsleiter der Bergrettung auch bei der Woche der Freizeitsicherheit, die ganz im Zeichen des Bergsports steht. Aufklärungsarbeit speziell in diesem Bereich mitgestalten zu können ist ihm ein ehrliches Anliegen.

Die Rollen getauscht

Die Berg- und Wandersaison steht erst bevor, doch bei den Einsatzkräften herrscht an Tagen wie diesen Betrieb. Allein gestern kamen schon am frühen Vormittag drei Alarmierungen herein. Selbstüberschätzung und daraus resultierende Herz- und Kreislaufprobleme sind die häufigsten Ursachen für Ausrückungen ins Gebirge. Die Liebe zum Alpinsport, verbunden mit der Möglichkeit, helfen zu können, hat Wolfgang Bartl zur Bergrettung gebracht. „Ich bin vom Alpenverein quasi hinübergewachsen“, erzählt der selbstständige Schlosser. Vor zwei Jahren übernahm er von Martin Meusburger die Funktion des Landesausbildungsleiters. Bis dahin war er Stellvertreter. Inzwischen verhält es sich umgekehrt. „Wir haben die Rollen aus beruflichen Gründen getauscht“, erklärt Bartl.

Die Familie hilft mit

Schwergefallen ist ihm das nicht. Immerhin zeichnete er schon vorher für die Ausbildung in der Ortsstelle Bludenz-Bürs verantwortlich. Jetzt nimmt die Organisation und Durchführung der gesamten Fort- und Weiterbildung innerhalb der Bergrettung viele Stunden in Anspruch. Wie die meisten seiner Kameraden arbeitet auch Wolfgang Bartl ehrenamtlich. Da er einen kleinen Betrieb führt und die ganze Familie dort mitarbeitet, lässt sich das Ehrenamt gut mit dem Beruf verbinden. Söhne und Frau halten die Stellung, wenn der Vater ausrücken muss. Und das kann zuweilen oft sein. Doch das Verständnis ist ihm sicher, weil alle, von der Ehegattin über die zwei Buben bis hin zur Tochter, bergbegeistert sind.

Routine als Risiko

Bei aller Euphorie für luftige Höhen verliert Wolfgang Bartl aber nie das Risiko aus den Augen. „Die größte Gefahr des Kletterers ist die Routine“, betont er. Selbst erfahrene Berggeher können sich ihr mitunter nur schwer entziehen. „Auch ich denke mir manchmal, das wird schon gehen“, räumt Wolfgang Bartl ein. Dann muss er sich ganz bewusst selbst zur Raison rufen. Hobbybergsteiger neigen seinen Erfahrungen zufolge noch stärker dazu, der Sorglosigkeit anheim zu fallen. „Berggeher sollten sich wie auf einer Leiter Stufe für Stufe hinaufarbeiten“, wünscht sich Bartl. Und das am besten unter fachkundiger Führung. Kurse bieten Alpenverein, Naturfreunde und Bergführer.

Schwerpunkttag

Die Alpinorganisationen leisten einen Beitrag in Form eines Schwerpunkttages für Kletterbegeisterte. Am Samstag, 2. Juli, besteht in den Klettergärten in Schwarzenberg, Mäder und Gaschurn-Partenen von 13 bis 17 Uhr die Möglichkeit, sich von den Experten instruieren zu lassen. Wolfgang Bartl hofft, dass es keine einmalige Aktion bleibt. Er wurde an der Hand genommen, als er begann, die Berge zu erobern. Jetzt kann und möchte er etwas von dieser Fürsorge zurückgeben.

VN

  • VIENNA.AT
  • Nüziders
  • Mit elf beim "Fähnele"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen