Die Entdecker Bartholomeu Diaz, Christopher Kolumbus, Vasco da Gama, James Cook und auch Alexander von Humboldt landeten zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert hier an, heute sind es Surfer, Taucher und strandhungrige Inselliebhaber auf der Suche nach unberührten Sandpaketen. Die Natur der im Atlantik versprengten Perlen könnte unterschiedlicher kaum sein: Sal etwa, das von Passatwinden heftig umwehte Paradies der Windsurfer, stellt eine flache, wüstenähnliche Dünenlandschaft, die flach aus dem Atlantik lugt.
Insgesamt 15 Eilande
Das ebenfalls sehr trockene São Vicente ist wenigstens bergig, das benachbarte Santo Antão sogar grün, was den Weinanbau nebst Gemüse und Obst begünstigt. Eine halbe Million Insulaner teilen sich insgesamt 15 Eilande, von denen nur neun bewohnt sind, neben den bereits erwähnten noch São Nicolau, Boavista, Maio, Santiago, Fogo und Brava. Wenn am Horizont die Umrisse eines Containerschiffes wie in Zeitlupe an den Inseln vorbeiziehen, setzen sich die Kapverden geografisch ins Licht: Im Osten Westafrikas Senegal, in Nord/Nordost die Azoren sowie die Kanarischen Inseln, im Westen kommt bis zu den Karibischen Inseln lange Zeit nichts außer der Weite des riesigen Ozeans. Die Feuerinsel Fogo kann sich über das idyllische Hafenstädtchen São Filipe erfreuen, dessen bildhübsche Kolonialfassaden im späten Sonnenlicht Postkartenansichten liefern, sowie den höchsten Vulkan des Atlantiks, den 2829 Meter hohen Pico do Fogo, was das ungewöhnliche Eiland zu einem begehrten Ziel Individualreisender macht. Es lässt sich auf Weingütern übernachten und den besten Kaffee der Welt trinken, der als Café do Fogo qualitätsstark im vulkanischen Hochland wächst.
Tanz auf dem Vulkan
Wer bei einem Gang durch São Filipe in der von frischem Backwerk duftenden Bäckerei Maria Augustas das Käsetörtchen Pudding Quejo verpasst, kann sich am Spätnachmittag einreihen in die Schlange der Dorfjugend, die sich für 15 Escudos mit Butter beschmierte und noch warme Scheiben Süßbrot frisch vom Blech aus der Backstube abholen. Die Serpentinen-Fahrt zur Chã das Caldreiras, die sich auf über 1600 Metern mit einer felsigen Skulpturlandschaft und schwarzen Lavafeldern ausbreitet, wird zu einem Erlebnis; enge Haarnadelkurven bieten berauschende Ausblicke auf das Stahlblau des Atlantiks tief unten, auf eigenwillige Küstenlinien mit wildschäumender Brandung, in der Ferne ragt die Hauptinsel des Archipels, Santiago, mit spitzen Bergzacken aus dem Dunst. Nach der spektakulären Auffahrt zum Parque Natural do Fogo ragt er plötzlich auf, der Vulkankegel. Ein bedrohlich wirkendes Überdruckventil, gewaltige 2829 Meter hoch, zusammen mit dem aufgeplatzen Kraterloch des Pico Pequeno, des kleinen Pico, an seiner Seite. 1995 fand der letzte schlimme Ausbruch statt, 2000 Menschen aus den zwei umliegenden Caldeira- Dörfern mussten evakuiert werden. In Bangaeira wohnt die Familie Lopez nicht weit von Ramiros Vulkan-Bar, wo allabendlich die musikalische Seele der Kapverden richtig in Schwung kommt.
Praia, die Hauptstadt
Am nächsten Morgen präsentiert sich die Hochebene rings um den Vulkankegel als beinahe heimeliges Refugium, das 1916 erstmals besiedelt und trotz zahlreicher Ausbrüche bis heute nicht aufgegeben wurde. Um den gefährlichen Riesen herum gibt es alles: Krankenstation, Polizei, Grundschule, Kindergarten sowie gut zahlende Individualreisende, denen die bizarre Vulkanlandschaft ein ideales Wander-Terrain ist: Sechs einfache, aber liebevoll gestaltete Gästehäuser laden zur Übernachtung zu Füßen des Pico ein. Wem auf den abgelegenen Eilanden zu wenig passiert, landet im nächsten Moment auf Santiago, der Hauptinsel des Archipels. Dort experimentiert die 120.000-Einwohner- Stadt Praia zumindest ansatzweise mit einem Nachtleben, das alljährlich im Mai seinen kapverdischmusikalischen Höhepunkt mit dem Festival Praia da Gamboa findet. Santiago gilt als die afrikanischste Insel der Kapverden, deren schönste Kolonialbauten eine tragische Geschichte haben: Sklavenhändler verschafften ihr eine Episode aus Trauer, Tod und großem Reichtum. Immer noch heißt die Bucht der ehemaligen Hauptstadt Ribeira Grande de Santiago Sklavenbucht, über der die Festung Fortaleza Real Sao Felipe thront. Die Kirche Igreja Nossa Senhora do Rosario aus dem Jahr 1495, die Rua Banana mit ihren historischen, strohgedeckten Steinhäusern sowie die beeindruckende Ruine der ehemaligen Bischofskirche Sé Catedral finden sich als Zeugen längst vergangener Zeiten.
Die endlosen Küsten von Boa Vista
Üppige Strandlandschaften an den Küsten Boavistas mit riesigen Dünenfeldern, kilometerweiten Sandpaketen, bedrängt von einer wildatlantischen Brandung.
Der Tourismus rüstet auf
Während die Insel Sal schon seit mehr als einem Jahrzehnt Surfer, Taucher und Strandurlauber anzieht, holt die Schwesterinsel Boavista mit einem brandneuen internationalen Airport sowie Direktflügen aus Europa nun kräftig auf: Gleich mehrere größere Ferienresorts operieren an der längsten und schönsten Beach, der Praia de Chaves, die ein Traumstrand ohne Ende ist! Windund Brettsurfen ist auf Sal, Boavista, Sao Pedro und Sao Vicente mit den besten Bedingungen angesagt (www. angulosurf.com.).
Eine Cuisine für Gourmets wird täglich frisch aus dem Meer gefüllt
Tausende Fischer schaffen täglich frischen Fisch und Meeresfrüchte in qualitätsstarke einheimische Restaurants, wo die portugiesische Cuisine ihr kulinarisches, kapverdisches Fest feiert. In São Vicentes Inselhauptstadt Mindelo ist unbedingt der Fischmarkt Mercado de Peixe zu besuchen und natürlich die klassischen Kaffeehäuser an der Rua Libertadores dAfrica.
Geschichte des Sklavenhandels
Hunderttausende wurden auf Cabo Verde unter unsäglichen Bedingungen von Westafrika nach Amerika verschoben. Der Archipel wird noch heute von Menschen dunkler Hautfarbe bewohnt.
REISEINFOS
Einreise: Für EU-Bürger wird das Visum bei Einreise erteilt (25 Euro), der Reisepass muss sechs Monate Gültigkeit haben.
Anreise: TUIfly fliegt im Winterhalbjahr zwei Mal wöchentlich von München über Las Palmas nach Boavista und Sal, im Sommerhalbjahr direkt nonstop (www.tuifly.com).
Individualreisende: Wer ausreichend Zeit und Geduld mitbringt, kann auf den Kapverden ein Island-Hopping der besonderen Art erleben: Von Insel zu Insel gehen reguläre Fährschiffe wie auch Frachter, die Passagiere mitnehmen, sowie Flugzeuge der privaten Halcyonair und der staatlichen Fluglinie TACV.
Klima & Reisezeit: Ganzjährig warm, zwischen Dezember und März mit erfrischenden Passatwinden, ideal für Kite- und Windsurfer.
Weitere Informationen: im Internet unter www.kapverden.de, www.caboverde. com, www.iberostar.com.
Üppige Strandlandschaften an den Küsten Boavistas mit riesigen Dünenfeldern, kilometerweiten Sandpaketen, bedrängt von einer wildatlantischen Brandung.