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9. Vienna Design Week zwischen Favoriten und Frankreich

Die Vienna Design Week eröffnet am Donnerstagabend in der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Wien-Favoriten. Der zehnte Gemeindebezirk ist für die neunte Festival-Ausgabe als Fokus-Bezirk ausgewählt worden. "Es ist hier gleichzeitig sehr urban und sehr rau. Favoriten hat eine interessante Geschichte als Arbeiterbezirk und befindet sich mitten in einem Wandel", sagt Festival-Chefin Lilli Hollein.


Die Ankerbrotfabrik ist ein gutes Beispiel für diesen Wandel. Hier ist eine “Loft City” entstanden, in der sich auch zahlreiche Kulturinstitutionen und Künstler angesiedelt haben. Hier hat nun das Festival seine diesjährige Zentrale aufgeschlagen, wo es neben dem Infopoint etwa auch eine großzügige Ausstellung gibt, die in einer in baulichem Rohzustand befindliche Halle auf 1.200 Quadratmeter die unterschiedlichsten Annäherungen an das Thema Design auffächert. Druckgrafik und Möbeldesign ist hier ebenso zu sehen wie Ideen für “Future Urban Mobility” oder künstlerische Arbeiten wie “ephemera” von mischer’traxler.

Im Skyloft im neunten Stock befindet sich die Kommandobrücke der 9. Vienna Design Week. Hier kann man die ganze Stadt überblicken, in der das Festival bis 4. Oktober immerhin rund 60 Orte bespielt, mit der heurigen Signalfarbe Gelb kenntlich gemacht und an den beiden Festival-Samstagen teilweise mit Shuttles verbunden. Was sind die Problemzonen der Stadt in designerischer Hinsicht? “Die Problemzonen sind in den Köpfen”, antwortet Lilli Hollein nicht ohne Schmunzeln. “Das versuchen wir ja mit unseren wechselnden Fokusbezirken auch zu beweisen. Es geht uns nicht nur um das Luxusgüter-Design. Wir wollen mit der Stadt arbeiten.”

Das Thema Social Design sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, sagt die Festival-Leiterin im APA-Interview. “Natürlich ist der Begriff schwer greifbar, und immer wieder wird gefragt: Was ist eigentlich der Design-Aspekt dabei? Es geht im Wesentlichen um Vorschläge für Handlungsmöglichkeiten, für Prozesse und Konzepte. Design ist eine Schnittstellendisziplin.” Als solche werden Design auch in der Steuerung der rasanten Entwicklung, die Wien in den kommenden Jahren nehmen wird, “eine wesentliche Rolle spielen – wie alle an den Urbanismus grenzenden Disziplinen. Es geht darum, die Stadt durchlässig zu halten. Ich bin voller Zuversicht, dass das zu meistern ist.”

Optimismus braucht Hollein auch, wenn sie an das Mammut-Programm der kommenden Tage mit rund 150 Einzelveranstaltungen denkt, das sie mit ihrem Team auf die Beine gestellt hat. Denn traditionelle Programmschienen wie die “Passionswege”, bei denen internationale und österreichische Designer mit Wiener Firmen arbeiten (diesmal u.a. mit der Wiener Essig Brauerei Gegenbauer, der Firma PEGA-Cut oder der Meistertischlerei 2M Walter und Michael Müllner), “Stadtarbeit” (das u.a. an die ehemaligen Ziegelproduktionsstätten des Wienerbergs erinnert oder sich mit unbeachteten Fähigkeiten und ungenutztem Wissen von Migranten beschäftigt) oder “Labor”(mit “Wiener Geschichte(n)”) sind natürlich auch heuer wieder mit dabei.

Gastland ist heuer Frankreich, das u.a. “20 Ikonen des französischen Designs” zeigt. “Es gibt schon so etwas wie eine französische Annäherung an Design”, glaubt Hollein. “Interessant finde ich: In Frankreich wird Design ganz stark über Kunst definiert. Dort gibt es kaum Social Design. Während man sich hier bei uns immer mehr in den Dienst der Allgemeinheit stellt.”

2007 hatte die erste Vienna Design Week 12.000 Besucher erreicht, im Vorjahr kamen 34.200. “Es ist gelungen, Wien auf die internationale Design-Landkarte zu setzen und die Öffentlichkeit für Design zu sensibilisieren”, sagt Hollein. In der zehnten Ausgabe (30. September – 9. Oktober 2016) will man dann Bilanz ziehen. Eine Impact-Studie ist bereits beauftragt.

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