Nur selten verzichtet das Kino auf das, was es meist auszeichnet: Das große Bild. Der an der Wiener Filmakademie ausgebildete und mit seinem Kurzfilm "Alles wird gut" oscarnominierte Patrick Vollrath unterwirft sich bei seinem Spielfilmdebüt "7500" nun aber der freiwilligen Selbstbeschränkung: Sein Flugzeugentführungsthriller ist ein Kammerspiel im Wortsinn. Ab Freitag im Kino.
7500 - Kurzinhalt zum Film
So lässt der deutsche Neoregisseur sein Werk ausschließlich im Cockpit eines Airbus spielen, der auf dem Weg von Berlin nach Paris von einer Gruppe Islamisten entführt werden soll. Der größtmögliche Schrecken spielt sich hier also im denkbar kleinsten Raum ab - wenn man einmal vom nochmals kleineren Spielort eines begrabenen Sargs absieht, in dem 2010 Ryan Reynolds in "Buried" um sein Leben kämpfen musste.
Dass dieses Kunststück der Reduktion gelingt, ist nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass Vollrath für seinen Hauptcharakter Hollywoodstar Joseph Gordon-Levitt gewonnen hat. Der 38-Jährige spielt den Co-Piloten Tobias Ellis an der Seite von Pilot Michael Lutzmann (Carlo Kitzlinger) auf jenem vermeintlich unspektakulären Abendflug, der in Echtzeit das Sujet von "7500" bietet - dem Funkcode für eine Flugzeugentführung. Und genau diese ist im Gange, als ein paar Attentäter unter Führung von Murathan Muslu als Kenan mit selbst gebastelten Messern versuchen, die Maschine unter ihre Kontrolle zu bringen.
Zwar gelingt es ihnen kurzzeitig, ins Cockpit vorzudringen und den ersten Piloten lebensgefährlich zu verletzen. Ellis aber kann Kenan außer Gefecht setzen und die Tür des Cockpits verriegeln. Nun liegt das Schicksal des Flugzeugs allein in seinen Händen, muss er doch - selbst verletzt - nicht nur die Maschine in Hannover notlanden. Er muss auch mit den Entführer verhandeln, die versuchen zu ihm vorzustoßen und drohen, eine Geisel nach der anderen zu ermorden. Die Situation wird für den Piloten dadurch zugespitzt, dass sich mit der Flugbegleiterin Gökce ("Tatort"-Kommissarin Aylin Tezel) auch seine Lebensgefährtin an Bord befindet.
7500 - Die Kritik
Dieses Dilemma erzählt Vollrath, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, mit radikalem Minimalismus. Was außerhalb des Cockpits passiert, erlebt das Publikum allenfalls über einen kleinen Schwarz-Weiß-Monitor. Musikalische Untermalung gibt es keine, Kampf und Action sind nur spärlich dosiert. Die Passagiere werden nicht eingeführt, der Fokus bleibt auf Ellis und dem moralischen Zwiespalt, in dem er sich befindet. Vollrath gelingt es dabei, keine Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren zu betreiben, sondern durchaus auch Mitleid für zumindest einen der Entführer - einen 18-Jährigen, der zu zweifeln beginnt - zu erwecken. Dies gehört zu den Stärken seiner Inszenierung. Dass er am Ende seiner Sturzfahrt auf zwei Quadratmetern nicht ganz zu wissen scheint, wie der Sack befriedigend zuzudrehen ist, sei bei einem Debüt verziehen.
(APA/Red)