Für Thomas Reitmaier von der Universität Zürich waren die archäologischen Sondierungen, die vergangenen Sommer in der Silvretta-Region im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und den Bundesländern Tirol und Vorarlberg stattfanden, “ein wissenschaftlicher Volltreffer”. Die am Dienstag bekannt gewordenen Radiokarbon-Datierungen durch die ETH Zürich würden beweisen, dass die Hochgebirgsregionen im Bereich Engadin-Montafon-Paznaun bereits vor “mindestens” 7.000 Jahren von Menschen durchstreift wurden und dass es dort seit ungefähr 5.300 Jahren, also seit der Zeit Ötzis, Almwirtschaft gibt, erläuterte der Projektleiter im Gespräch mit der APA.
Die wichtigsten Fundstätten liegen im Tiroler Jamtal (Gemeinde Galtür) und im angrenzenden Fimbertal auf Schweizer Gebiet. Das Team um Reitmaier untersuchte im Sommer 2007 zweieinhalb Wochen lang im hochalpinen Gelände so genannte Almwüstungen – das sind verlassene, aus Stein gefügte Unterstände. Dabei hatte man es vor allem auf Holzkohlenreste aus Feuerstellen abgesehen, die sich mittels C14-Analyse gut datieren lassen. “Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Wie sich gezeigt hat, stammen die Proben aus den verschiedensten Epochen. Das ist besonders bemerkenswert, weil es bisher in diesem Gebiet keinerlei prähistorische Funde gab”, sagte Reitmaier: “Unsere älteste Fundstelle ist ein jungsteinzeitlicher Lagerplatz im Fimbertal in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tiroler Jamtal, der ins 5. Jahrtausend vor Christus datiert wurde.
Im Jamtal selbst gebe es eine Brandschicht, die auf Rodungen in der Ötzi-Zeit um 3.300 vor Christus hindeute. Und bei der Bieler Höhe stießen die Archäologen auf Vorarlberger und Tiroler Gebiet auf bronzezeitliche Lagerplätze aus der Zeit um etwa 1.400 vor Christus. Interessant sei auch ein eisenzeitlicher Hüttengrundriss im Fimbertal und ein mittelalterlicher Rastplatz im Jamtal. Die angesprochene, rund 2.500 Jahre alte Hütte dürfte Hirten als Unterschlupf gedient haben, also eine frühgeschichtliche Almhütte gewesen sein. (