7.000 Flüchtlinge sind von Montag früh bis Dienstag früh durch Wien gereist. “So gut wie alle sind nach Deutschland weitergefahren”, resümierte Polizeisprecher Patrick Maierhofer am Dienstag im Gespräch mit der APA. 1.100 Menschen haben die vergangene Nacht am und beim Westbahnhof verbracht, weitere 500 schliefen am Hauptbahnhof. 600 von ihnen waren um 8:00 Uhr bereits wieder abgefahren.
Am späten Vormittag befanden sich Maierhofer zufolge ständig etwa 400 bis 500 Flüchtlinge am Westbahnhof. “Die Fluktuation ist sehr hoch. Ständig kommen Züge mit weiteren Flüchtlingen an, ständig fahren wieder welche ab.” Die Menschen wurden von 30 Polizisten betreut. Asylanträge gab es in den vergangenen 24 Stunden kaum: Bei 7.000 Flüchtlingen wurden im gesamten Stadtgebiet 66 derartige Anträge gestellt.
Maierhofer lobte die gute Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und ÖBB. Die Schlafstellen am Westbahnhof wurden auf mehr als 900 ausgebaut, die Zusammenarbeit mit den Organisationen habe sich sehr gut eingespielt, die ÖBB seien sehr aktiv.
Zugkontrollen gegen Schlepper
Die österreichischen Behörden haben ihre Kontrollen in Zügen aus Ungarn wieder aufgenommen, wie das Innenministerium mitteilte. Diese erfolgten jedoch “nach Maßgabe der personellen Kapazitäten” und würden sich “gegen Schlepper richten”, sagte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Womit Flüchtlinge selbst weiterhin ungehindert in Richtung Deutschland reisen können dürften.
Vor diesem Hintergrund ist auch der große Unterschied zwischen den Flüchtlingszahlen der deutschen Behörden und jenen ihrer österreichischen Kollegen zu sehen. Im Laufe des Montags seien rund 5.000 Migranten in Sonderzügen aus Österreich eingetroffen, gab das bayerische Innenministerium Dienstagfrüh bekannt. Im Wiener Innenministerium hieß es auf APA-Anfrage hingegen, über Gesamtzahlen verfüge man nach Ende der “Sondersituation vom Wochenende” nicht länger.
Sonderzug brachte hunderte Flüchtlinge nach Deutschland
Ein von den ÖBB kurzfristig eingerichteter Sonderzug hat Dienstagfrüh mehreren 100 Flüchtlingen die Reise vom Wiener Westbahnhof über Salzburg nach Deutschland ermöglicht. Die Garnitur hat Wien kurz nach 8:00 Uhr verlassen, gab ÖBB-Sprecher Michael Braun bekannt.
Weil weiterhin viele Menschen mit den Regionalzügen nach Österreich reisten, richteten die ÖBB einen Shuttle-Zug ein, der je nach Bedarf auf der Strecke von Nickelsdorf über Bruck/Leitha, Wien Hauptbahnhof zum Wiener Westbahnhof fährt. Damit sollen die regulären Züge, die von Pendlern von Osten kommend nach Wien zur Arbeit fahren, entlastet und die Schutzsuchenden zum Wiener Westbahnhof gebracht werden.
Theater in der Josefstadt betreut Flüchtlinge
In des geht das Theater in der Josefstadt bei der Flüchtlingshilfe in Vorlage: Direktion, Betriebsräte und Ensemblevertreter haben den Hilfsverein “Wir Josefstadttheater” gegründet. Dieser will zwei syrischen Flüchtlingsfamilien dadurch einen Neuanfang in Wien ermöglichen, dass möblierte Wohnungen, vorerst für ein Jahr, zur Verfügung gestellt werden und die Josefstadt-Kantine die Versorgung übernimmt.
Auch will sich der Verein um organisatorische Dinge wie Deutschunterricht oder Hilfe bei Behördenwegen kümmern. Subventionen würden in dieses Vorhaben nicht fließen, wurde versichert. Man finanziere sich gänzlich aus Spenden der Mitarbeiter und Freunde des Hauses. “Wir freuen uns auf den Austausch mit den uns anvertrauten Menschen und darauf, dass wir ihren Weg in unsere Gesellschaft umfassend begleiten können”, hieß am Dienstag in einer Aussendung der Josefstadt.
Dazu werden auch Sachspenden gesammelt. Am 4. Oktober startet überdies eine neue Gesprächsreihe unter dem Titel “Zeitpunkt Josefstadt”, in deren Rahmen gleich zum Auftakt unter Moderation von Corinna Milborn Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) mit der Autorin Barbara Frischmuth über das Thema “Fremd oder nicht fremd” diskutiert. Und Hilde Dalik setzt derzeit auf der Probebühne der Josefstadt ein Flüchtlingstheaterprojekt um.
(APA, Red.)