"60 Jahre Türkei in Vorarlberg": Warum dieses Buchprojekt mehr ist als nur Erinnerung

„Bis letztes Jahr hat es in ganz Vorarlberg nichts Vergleichbares gegeben“, sagt Mehmet Çakır, Teil des siebenköpfigen Projektteams. Gemeinsam mit Sinan Yücel, der ebenfalls maßgeblich an der Umsetzung beteiligt war, berichtet er im Gespräch mit VOL.AT von der Entstehung des Projekts. „Uns war klar: Diese Geschichten dürfen nicht verloren gehen. Und sie dürfen auch nicht nur auf Türkisch erzählt werden – die Kinder und Enkel, aber auch deutschsprachige Kollegen und Nachbarn sollen sie verstehen können.“ Im Videointerview kommen neben den Projektbeteiligten auch Hards Bürgermeister Martin Staudinger zu Wort – über das Buch, seine Bedeutung und das Zusammenleben in der Gemeinde.
Vom Text bis zur Videopräsentation
Während Nihal Poyraz die Buchgestaltung und Textauswertung übernahm, kümmerte sich Selma Ahi um die Pressearbeit. Sinan Yücel gestaltete die begleitende Videopräsentation und erstellte das Werbematerial, Mehmet Çakır unterstützte das Team bei der praktischen Umsetzung. Entstanden ist ein Buch, das in einer Auflage von 400 Exemplaren gedruckt wurde – und inzwischen auch außerhalb Vorarlbergs auf Interesse stößt.



„Das betrifft nicht nur Hard“
Bürgermeister Martin Staudinger war von Anfang an eingebunden – und sieht in dem Buchprojekt ein Modell mit Strahlkraft: „Ein großer Teil unserer Bevölkerung hat Migrationsgeschichte – und die gehört genauso erzählt wie jede andere.“ Für ihn ist klar: „Das betrifft nicht nur Hard. Viele Gemeinden in Vorarlberg, vor allem jene mit Textilindustrie, sind historisch mit dieser Zuwanderung verbunden.“ Staudinger betont, dass das Zusammenleben in Hard im Großen und Ganzen gut funktioniert. Konflikte entstünden weniger aufgrund der Herkunft, sondern eher zwischen Generationen. „Wenn Kinder im Hof spielen und ältere Nachbarn ihre Ruhe wollen – das hat mit Nationalität nichts zu tun.“

Erinnerung als Brücke
Das Buchprojekt „60 Jahre Halbmond“ ist mehr als ein Rückblick – es ist eine Brücke zwischen Generationen, Kulturen und Nachbarschaften. Es macht deutlich: Migration ist keine Randnotiz, sondern längst ein fester Bestandteil der Vorarlberger Geschichte.
(VOL.AT)