6. Montafoner Gipfeltreffen in der Batloggstraße eröffnet

Die Veranstaltung trägt den Titel „Jenseits von Recht und Ordnung: ,Gesetzlose’ in den Bergen und die vertikalen Grenzen von Herrschaft“. Die am Dienstag eröffnete Tagung in der Batloggstraße 24 ist öffentlich und bei freiem Eintritt zugänglich. Die Veranstalter sind das Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik an der Universität Innsbruck, die Montafoner Museen, die Österreichische Akademie der Wissenschaften und das Vorarlberg Museum.
Aktivitäten in die Länder tragen
Das 6. Montafoner Gipfeltreffen ist laut den Montafoner Museen „Teil der Initiative ,Akademie in den Bundesländern’ mit dem Ziel, die Aktivitäten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) noch mehr in die Bundesländer und auch in kleinere Gemeinden zu tragen und dort eine breite Öffentlichkeit über bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren“. Unterstützt wird die Tagung von der ÖAW, dem Land Vorarlberg, dem Stand Montafon und der Universität Innsbruck – Vizerektorat für Forschung, der Raiffeisenbank Bludenz-Montafon und Montafon Tourismus.
Bekannte Persönlichkeiten
Bei der Eröffnung sprachen Landtagspräsident Harald Sonderegger und Standesrepräsentant Jürgen Kuster Grußworte. Anschließend stellte Robert Rollinger von der Universität Innsbruck das Buch „Religion in den Bergen“ vor. Die wissenschaftliche Einleitung zum Tagungsmotto übernahm Kai Ruffing von der Universität Kassel. Durch den Abend führte Manfred Welte, Mitarbeiter des Vorarlberg Museums. „Der Ort des Gipfeltreffens, das bereits fünf Mal im schönen Sternensaal in Schruns stattfand, ist nicht ganz zufällig gewählt“, teilte der kulturwissenschaftliche Leiter des Standes Montafon, Dir. Michael Kasper mit.
Als Turnhalle errichtet
„Auf den Standort in der Batloggstraße 24 sind wir gekommen, weil er wunderbar zum diesjährigen Thema passt.“ Die heutige Kulturbühne – vielen als ehemaliges Kino bekannt – wurde nicht als solches errichtet, sondern eigentlich als Turnhalle des Turnvereins in Schruns in den 1920er Jahren. Das Gebäude gibt es also seit ungefähr 100 Jahren, und es steht unter Denkmalschutz. „Wenn man sich als Historiker mit diesem Thema befasst, weiß man, dass ein Turnverein in den 1920er Jahren nicht nur dem Sport verpflichtet war, sondern dass der auch ideologisch ziemlich eindeutig geprägt war. Entweder deutsch-national (das waren die meisten) oder eben einige wenige in Konkurrenz dazu auch katholisch-konservativ.”
Der Versammlungsort
Das Gebäude in der Batloggstraße war deutsch-national und der Raum desselben war auch in den Folgejahren ganz maßgeblich der Versammlungsort für viele einschlägige Veranstaltungen, also nicht nur das Turnen selbst, erzählte Michael Kasper. Vor allem dieser Turnverein aus Schruns hat laut seinen Ausführungen in den 1920er und 1930er Jahren zahlreiche illegale Höhenfeuer entzündet und damit Gesetzesübertretungen begangen, insbesondere, wenn die Höhenfeuer die Form eines Hakenkreuzes hatten.
Unter der interessierten und aufmerksamen Zuhörerschaft bei der Eröffnung des 6. Montafoner Gipfeltreffens befanden sich Dir. Andreas Rudigier (Vorarlberg Museum) mit Gattin Eva, Dir. Manuel Bitschnau (Montafon Tourismus), der Schrunser Vizebürgermeister Norbert Haumer sowie die Referenten Ulrike Tanzer, Kai Ruffing, Nina Mirnig, Clemens Steinwender, Bernhard Palme und Hubertus Büschel. Für das leibliche Wohl der Besucher sorgten Yvonne Tschugmell und Petra Stemer (Bewusst Montafon) und das Team der Kulturbühne.
Das noch bevorstehende Programm des 6. Montafoner Gipfeltreffens 2023:
Freitag, 20. Oktober
Moderation: Mathias Moosbrugger
14:30 bis 15:15 – Thomas Reitmaier (Archäologischer Dienst Graubünden): „Von Johannes Seluner und von Azzo Bassou – Wilde Mannli, homo ferus und ‚Affenmenschen‘ aus den Alpen und dem Atlas“
15:15–16:00 Ulrike Tanzer (Universität Innsbruck): „Außerhalb des Gesetzes – Adolf Pichler und Hans Haid“
16:30–17:15 Peter Pirker (Universität Innsbruck): „Desertieren in den Alpen. Methoden widerständigen Handelns im Zweiten Weltkrieg“
17:15–18:00 Michael Kasper (Montafoner Museen): „Fluchtgeschichten an der Gebirgsgrenze zur Schweiz 1938-45“
Samstag, 21. Oktober
Moderation: Peter Pirker
9:00–9:45 Bernhard Palme (Universität Wien): „Schmuggler und illegale Grenzgänger im griechisch-römischen Ägypten“
9:45–10:30 Markus May (Universität München): „Schmuggler, Wilderer, ‚wilde Weiber‘: Figurationen vertikaler Transgression in der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts“
11:00–11:45 Edith Hessenberger (Ötztaler Museen): „Das Geschäft mit der Grenze. Schmuggel als Zuerwerb im historischen Tirol und Vorarlberg“