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55.000 Junge ohne Job: SPÖ fordert Eingreifen der öffentlichen Hand

Am Samstag präsentierte die SPÖ ihre Forderungen.
Am Samstag präsentierte die SPÖ ihre Forderungen. ©APA/HANS PUNZ
Derzeit haben rund 55.000 Junge keinen Job. Im Herbst dürften Experten zufolge 7.000 bis 8.000 Lehrstellen fehlen. Die SPÖ warnt vehement vor einer "verlorenen Generation Corona".

"Der Markt alleine wird dieses Problem natürlich nicht regeln", sagte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner. "Es muss dringend staatlich gegengesteuert werden", forderten sie und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser.

Arbeitslosigkeit der Unter-25-Jährigen habe sich verdoppelt

Jugendliche seien am stärksten von der Coronakrise betroffen. Die Arbeitslosigkeit der Unter-25-Jährigen habe sich verdoppelt. Das Lehrstellenangebot sinke. Davor warnten zuletzt auch schon die Sozialpartner vehement.

Unternehmen selber würden aufgrund der prekären wirtschaftlichen Lage derzeit nicht daran denken können, Lehrstellen zu schaffen., so Rendi-Wagner am Samstag in einer Pressekonferenz. Vielmehr seien sie dazu gezwungen, Arbeitsplätze und Lehrstellen abzubauen, gab die Politikerin zu bedenken. "Es braucht insgesamt ein Investitionspaket in die Wirtschaft, in die Beschäftigung - wie wir das seit mehreren Wochen fordern und Deutschland dieser Tage angegangen ist."

Jeder Jugendliche müsse die Chance auf eine Lehrstelle haben, sagten Rendi und Kaiser. Konkret fordern die Sozialdemokraten die Aufstockung der Lehrstellen in überbetrieblichen Lehrwerkstätten um 5.000 Plätze. Darüber hinaus solle die öffentliche Hand in allen Bereichen die Lehrstellen aufstocken.

Amt der Kärntner Landesregierung verdoppelt Zahl der Lehrstellen

Das Amt der Kärntner Landesregierung verdopple heuer die Zahl der Lehrstellen auf 45, so Kaiser, der viele weitere Maßnahmen für den Arbeitsmarkt in Kärnten - etwa Investitionen in überbetriebliche Lehrwerkstätten - aufzählte und solche Maßnahmen auch von der Bundesregierung einforderte. "Junge Menschen haben ein Recht auf Bildung, Ausbildung, eine Lehre, Beschäftigung, ein Einkommen - ein Recht darauf, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein", sagte Kaiser.

Weiters tritt die SPÖ für die Wiedereinführung der Ausbildungsgarantie bis zum Alter von 25 Jahren ein. "Diese Maßnahme qualifiziert junge Menschen für den Arbeitsmarkt und schützt vor Arbeitslosigkeit. Leider wurde sie unter der ÖVP-FPÖ-Regierung 2019 abgeschafft", bedauerte Rendi. Ebenso zurück genommen werden müsse die Halbierung der Lehrlingsentschädigung für über 18-Jährige. Auf Nachfrage zu den Kosten eines Lehrlingspaketes hielt sich Rendi zurück, sagte schlussendlich es seien wohl rund 150 Mio. Euro nötig. Prinzipiell sei aber nichts teuerer als nichts zu handeln, warnte sie vor immensen Folgekosten und einem steigenden Fachkräftemangel wegen einer nun drohenden Ausbildungslücke.

Lehrlingspaket von mehreren Stellen gefordert

Ein Lehrlingspaket in der Höhe von 140 bzw. 150 Mio. Euro haben zuletzt auch die Wirtschaftskammer, die Gewerkschaft GPA-djp und die Gewerkschaftsjugend gefordert. Das Lehrlingspaket der Regierung sieht vor, dass Unternehmen bis 31. Oktober einen Lehrstellen-Bonus beantragen können: Es gibt eine Förderung in der Höhe von 1.000 Euro beim Start der Lehre und 1.000 Euro beim Behalten des Lehrlings nach der Probezeit. "Das ist eine Einzelmaßnahme und nur ein Tropfen auf den heißen Stein, viel zu wenig", sagte Rendi-Wagner darauf angesprochen. ÖVP und Grüne hätten bisher kein Konzept zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit vorgelegt. Sie wisse nicht worauf die Regierung warte, mit jeder Woche des Zuwartens werde es teuerer. "Der Faktor Zeit ist ein Teil des Erfolgs."

Es sei Zeit antizyklisch zu investieren, wie dies auch die EU und Deutschland machten, forderte Kaiser. Die Sozialpartner sollen dabei eingebunden werden.

SPÖ-Kaiser ortet Bewegung bei ÖVP

Die SPÖ ortet Bewegung in Sachen einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes. ÖVP-Arbeitsministerin Aschbacher sei dabei von einer "einzementiert, dogmatischen Position" abzurücken. Das habe er bei gestern, Freitag, bei einem Telefonat mit der Volkspartei-Politikerin bemerkt, sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser am Samstag am Rande einer Pressekonferenz in Wien.

Der Effekt einer Erhöhung der Nettoersatzrate von 55 auf 70 Prozent sei "volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich sinnvoll". Und: "Die Rate von 55 Prozent deckt oft nicht einmal die Grundkosten der Betroffenen." Auch Parteichefin Pamela Rendi-Wagner bekräftigte den Ruf nach einer Erhöhung einmal mehr. Am Samstag sagte auch der grüne Sozialminister Rudolf Anschober im ORF-Radio Ö1: "Ich bin da absolut gesprächsbereit."

(APA/Red)

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