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50 Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof in der Seegasse restauriert

50 Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof in der Seegasse wurden restauriert.
50 Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof in der Seegasse wurden restauriert. ©APA/ Georg Hochmuth
Der älteste erhaltene jüdische Friedhof Wiens befindet sich im Innenhof eines Pensionistenheims in der Seegasse. Insgesamt gibt es dort auf 2.000 Quadratmetern 349 Grabmäler, 50 wurden nun restauriert.
Die restaurierten Grabsteine

Für das heurige Jahr hat der Beirat des Wiener Altstadterhaltungsfonds die Restaurierung von weiteren 24 Grabsteinen beschlossen, berichtete Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Dafür wurden 112.000 Euro budgetiert. “Seit Beginn der Sanierung sind in etwa 315.000 Euro zur Verfügung gestellt worden”, berichtete der Stadtrat. Die Sanierung der jüdischen Ruhestätte erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. “Den teils aus Marmor gefertigten Grabsteinen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert kommt auch eine künstlerische Bedeutung zu”, erklärte der Wiener Landeskonservator Friedrich Dahm.

Trotz Resaturierung sollen Grabsteine die Spuren der Zeit zeigen

“Wir haben versucht, eine Balance zu finden zwischen einer nachhaltigen Restaurierung und dem Erhalt der Spuren der Zeit”, berichtete Dahm. 2005 erfolgte eine Bestands- und Schadenserhebung der Ruhestätten. 2008 startete die Instandsetzung der Objekte in den Wandnischen.

Nun sind die ersten 50 frei stehenden Grabsteine fertig saniert. Diese konnten mittels Digitalisierung und eines alten Lageplans aus dem Jahr 1917 wieder an ihre ursprünglichen Standplätze gesetzt werden. Heinz Stöffler von der ARGE Projektplanung betonte: “Das Grab als solches ist im Judentum als ewig zu betrachten.” Daher sei es wichtig, die Steine die richtigen Stellen zu setzen, damit die Totenruhe und Totenwürde wiedergestellt werde.

Jüdischer Friedhof in der Seegasse ist der älteste Wiens

Der rund 2.000 Quadratmeter große Friedhof wurde 1540 angelegt und 1582 erstmals urkundlich belegt. Als die Juden 1670 unter der Herrschaft Kaiser Leopold I. aus der Stadt vertrieben wurden, zahlte der Kaufmann Koppel Fränkel 4.000 Gulden für die Zusicherung des Magistrats, dass der Friedhof “auf ewige Zeiten” erhalten bleibt. Ab 1696 ist der Bankier Samuel Oppenheimer als Eigentümer des Areals bekannt, der es instand setzte. Bis 1784 wurden dort Tote beerdigt, im Zuge der josephinischen Reformen musste der Friedhof stillgelegt werden.

Friedhof blickt auf bewegte Geschichte zurück

Auch die Naziherrschaft traf den Friedhof in der Seegasse: Die Ratsherrensitzung vom 8. Jänner 1941 beschloss die Auflösung aller jüdischen Friedhöfe Wiens, was zur Schändung der Grabstätten durch Exhumierung und Entwendung von Grabsteinen führte. Dennoch gelang es einigen Juden, einen Teil der Grabsteine und Gebeine auf dem Zentralfriedhof zu verstecken. 1978 erwarb schließlich die Stadt das Areal, auf dem sich der Friedhof befindet. Der aus dem Jahr 1670 stammende noch immer gültige Vertrag über die Unantastbarkeit wurde unter Bürgermeister Leopold Gratz neu festgeschrieben. Damit wurde auch die Verpflichtung zur Betreuung und Instandsetzung übernommen.

1982 wurden die versteckten Grabsteine am Zentralfriedhof entdeckt und zur Seegasse überführt. 1983 erfolgte die Eröffnung des Pensionistenheims “Rossau”. Mailath-Pokorny wies nicht zuletzt auch auf die kulturhistorische Bedeutung der Ruhestätte hin. Denn dort liegen prominente Vertreter der jüdischen Gemeinde begraben. Dazu zählen die Rabbiner Menachem Hendel (1611) und Simeon Auerbach (1631) oder der Bankier Samuel Oppenheimer (1703). (APA)

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