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50.000 Österreicher sind Internet-Junkies

Rund 50.000 Österreicher sind Internet-Junkies. Das gab das „Institut Suchtprävention“ anlässlich einer Tagung, die am Donnerstag in Linz stattfindet, in einer Presseaussendung am Dienstag bekannt.

Knapp zwei Drittel der Betroffenen halten sich überwiegend in Chatrooms auf, der Rest sind pathologische Computerspieler.

Sucht hat nicht unbedingt mit Alkohol oder illegalen Drogen zu tun. Statt Substanzen kann auch ein „Kick“, ein durch ein Verhalten ausgelöster Erlebniszustand, abhängig machen. „Die Betroffenen verdrängen zum Beispiel durch suchtartiges Kaufen, Glücksspiel oder Computerspielen negative Gefühle wie Frustrationen, Ängste oder Langeweile“, erklärte Christoph Lagemann, Leiter des Instituts Suchtprävention. Die Kennzeichen einer Verhaltenssucht seien u.a. der unwiderstehliche Drang, dem Verhalten nachzugehen, der Verlust der Kontrolle über beispielsweise Geld und Entzugserscheinungen.

Schätzungen zufolge sind laut Lagemann 30.000 bis 60.000 Österreicher pathologische Glücksspieler und 180.000 bis 240.000 gefährdet. Nach einer repräsentativen Studie der Arbeiterkammer Wien seien rund 6,1 Prozent der Österreicher stark kaufsuchtgefährdet, bei den 14- bis 24-Jährigen seien es sogar 11,8 Prozent, so der Institutsleiter.

Der Grund, warum junge Menschen stärker gefährdet sind, liege in der Konsumsozialisation: Kinder und Jugendliche würden über mehr eigenes Geld als früher verfügen und seien gleichzeitig in viel größerem Ausmaß dem Einfluss von Medien und Werbung ausgesetzt als dies in der Generation ihrer Eltern der Fall war. „Marken haben die Rolle von Identitätsstiftern übernommen“, erklärte Lagemann. Bankomat- und Kreditkarten bzw. Einkaufen im Internet würden den Kontrollverlust über das eigene Kaufverhalten begünstigen.

Im Kampf gegen Verhaltenssüchte sei mehr Forschung, Prävention und Therapie nötig, betonte der Experte. Der aktuelle Stand der Erhebungen sei noch nicht zufrieden stellend, es brauche mehr repräsentative Studien als Basis für Prävention und Behandlung. Derzeit seien Verhaltenssüchte in den internationalen Krankheitskatalogen wie jenen der WHO nicht einmal offiziell als Suchterkrankung anerkannt, obwohl es eindeutige Parallelen zu beispielsweise Alkoholismus gebe. „Das wirkt sich negativ auf die zur Verfügung gestellten Gelder aus“, so Lagemann.

In den Redoutensälen in Linz findet am Donnerstag eine Tagung zu dem Thema statt, zu der Fachleute aus dem In- und Ausland erwartet werden. 2008 wird das Thema Essstörungen Inhalt der Tagung 2008 sein.

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