5.500 Gästen - nur zwei Rollstuhlplätze
Schwer gehbehinderte Gäste und ihre Begleitpersonen können – auf Grund behördlicher Bestimmungen – nur auf zwei Rollstuhlplätzen in der Galerie untergebracht werden. Mehr Plätze seien aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, erklärte der Zuständige im APA-Gespräch. Der Aufenthalt auf anderen Etagen ist ebenfalls nicht möglich.
Dass wir uns nur in einem bestimmten Bereich aufhalten dürfen, ist ein klarer Diskriminierungstatbestand, kritisierte Theresia Haidlmayr im APA-Gespräch, Behindertensprecherin der Grünen. Bei normalen Aufführungen in der Oper, würden Rollstuhlfahrer auch im Parkett sitzen. Die Erklärung, dass Plätze nur in der Galerie sein können, wäre daher völlig unbegründet. Wer klagen würde, hätte damit sicherlich Erfolg.
Die beiden Plätze wurden behördlich in einem Eignungsfeststellungsverfahren für den Opernball genehmigt, erklärte der Zuständige in der Oper. Aus Sicherheitsgründen dürfen Rollstuhlfahrer beim Ball ausschließlich in der Galerie sitzen. Ballsäle auf anderen Etagen, das Parkett oder Logen sind Tabu. Bei einem Notfall oder Panik können Rollstuhlfahrer die Oper sonst nicht schnell genug verlassen, so die Begründung. Herausstürmende Menschen würden sie möglicherweise umgestoßen oder verletzten.
Auch Lifte kann man im Notfall nicht benützten. Muss die Oper geräumt werden, gibt es für Rollstuhlfahrer daher ein eigenes Sicherheitskonzept: Feuerwehrmänner schieben die Gäste von der Galerie auf eine Terrasse, von dort werden sie mit einem Hebekran geborgen.
Haidlmayr lässt diese Begründung nicht gelten: Rollstuhlfahrer seien genauso gefährdet wie jeder andere Gast, betonte die Politikerin. Wenn man als Rollstuhlfahrer die Oper nicht rechtzeitig verlassen kann, sei dass auch für Besucherinnen mit hohen Schuhen und engen Kleidern nicht möglich. Da trau ich mir jedes Rennen zu mit jemandem, der in Ballschuhen und Robe dort steht, so die Behindertensprecherin.
Auch für die geringe Anzahl von nur zwei Plätzen hat die Politikerin kein Verständnis: Es müsse das selbe Ausmaß an Rollstuhlplätzen geben wie sonst in der Oper üblich, erklärte sie. Normalerweise gibt es in der Oper zusätzlich zu den Galerieplätzen sechs Plätze im Parkett. Es gebe keine Begründung, warum diese wegen eines Balles einfach eliminiert werden, meinte Haidlmayr.
Dass der Opernball nicht immer behindertengerecht ist, zeigt auch ein Ereignis aus dem Vorjahr: Einer Frau wurden für die Generalprobe des Opernballs 2006 Karten für Rollstuhlplätze verkauft, die es dann gar nicht gab, erzählte Martin Ladstätter vom Behindertenverein Bizeps. Durch ein Missgeschick dürften die Plätze beim Umbau einfach vergessen worden sein. Sicher sei dieser Fall eine Diskriminierung, die Oper habe jedoch gut reagiert und mit Sicherheit zu 100 Prozent daraus gelernt, meinte Ladstätter. Es war ihnen (Anm. Veranstalter) wahnsinnig peinlich.