“Man darf aber nicht vergessen, dass vier Stammspieler gefehlt haben. Nichtsdestotrotz ist meine Mannschaft sehr jung. Man kann sie mit Salzburg nicht vergleichen, da liegt doch noch einiges dazwischen”, meinte der Deutsche nach der elften Sturm-Niederlage en suite in Salzburg. Punkto Schwachpunkt Defensive durfte man das Star-Ensemble von Stevens aber sehr wohl mit Sturm vergleichen. Jeweils nur ein schneller Pass in die Tiefe war notwendig, um die schwache rechte Abwehrseite mit Schwegler und Sekagya zum 1:0 bzw. 2:2 zu überwinden.
“Mit der ersten Halbzeit, speziell den ersten 20 Minuten, war ich nicht zufrieden. Die Raumaufteilung im Mittelfeld war nicht gut, dazu kamen dann noch die Fehler in der Abwehr”, kritisierte Stevens, dessen bester Defensivmann gegen Sturm, Innenverteidiger Rabiu Afolabi, wegen einer Patellarsehnenentzündung nach 77 Minuten vom Platz musste. “Sicherlich ärgere ich mich über die Gegentore, aber das ist das Schöne im Fußball, wenn durch Fehler Tore fallen. Nach dem 0:1 und 2:2 haben meine Jungs aber immer die richtige Antwort gegeben.”
Marc Janko schlüpfte dabei in die Rolle des entscheidenden “Antwortgebers” zum 3:2 (45.+1) und versetzte dem Gegner mit dem 4:2 (46.) auch noch den “Fangschuss”. Es war sein erster Doppelpack seit 3. Mai (6:0-Heimsieg gegen Kärnten). Doch auch dem Torjäger, der langsam, aber sicher wieder zu alter Form findet, stießen die Schnitzer in der Abwehr bitter auf. “Das waren blöde Fehler, die international nicht passieren dürfen”, sprach Janko Klartext. “Offensichtlich müssen wir in letzter Zeit in Rückstand geraten, um aufzuwachen.”
Bei Sturm lief dagegen nach ansprechenden ersten 45 Minuten nichts mehr zusammen, dementsprechend unzufrieden war Teamspieler Daniel Beichler trotz seines Doppelpacks, dem bereits vierten in seiner noch jungen Karriere, allerdings ersten bei einer Niederlage. “Ich war noch nie so enttäuscht wie heute, denn es wäre viel mehr drinnen gewesen”, erklärte der 20-Jährige und machte “individuelle Fehler wie gegen den LASK” (3:3 im Heimspiel, Anm.) für die Niederlage verantwortlich. Die schwache Abwehrleistung seiner Kollegen wollte Beichler allerdings nicht direkt ansprechen. “Wir siegen und verlieren als Mannschaft, und wir kommen da wieder raus”, meinte der Stürmer diplomatisch.
Abseits des Rasens wurde bei den siegreichen Salzburgern wohl schon eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft vollzogen. Dietmar Beiersdorfer, der spätestens ab 1. Jänner Sportdirektor Heinz Hochhauser ablösen und als Chef der gesamten Red-Bull-Fußballabteilung fungieren soll, war ein sichtlich zufriedener Gast in der VIP-Lounge von Milliardär Dietrich Mateschitz.
Beiersdorfer selbst wollte zwar noch nicht vor die Mikrofone treten, doch der Kommentar von Stevens machte ebenfalls klar, dass der Deal mit dem Deutschen schon unter Dach und Fach sein dürfte. “Didi Beiersdorfer hat beim HSV hervorragende Arbeit geleistet. Ich kann nur sagen, die Zeit, in der ich mit ihm beim HSV zusammengearbeitet habe, war eine sehr schöne Zeit”, betonte der Niederländer.