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3G am Arbeitsplatz: Chaos um PCR-Testergebnisse am 1. Tag

Chaos um 3G-Regel am Arbeitsplatz: PCR-Testergebnisse fehlen.
Chaos um 3G-Regel am Arbeitsplatz: PCR-Testergebnisse fehlen. ©APA (Symbolbild)
Seit 15. November gilt am Arbeitsplatz die 3G-Pflicht - ohne Ausnahmeregelung. Am ersten Tag kam es allerdings zu enormen Problemen bei der Covid-Testauswertung in teilen Österreichs, weshalb Mitarbeiter am Montag auch heimgeschickt wurden.
3G am Arbeitsplatz ab 15. November

"Zusperren mussten Betriebe aufgrund der 3G-Regel bisher nicht", sagte Stefan Sternad, Fachgruppenobmann für Gastronomie der Wirtschaftskammer Kärnten, gegenüber der APA.

Kein PCR-Testergebnis nach 24-Stunden: Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt

Allerdings haben schon Leute nach Hause geschickt werden müssen, da ihr PCR-Testergebnis auch nach über 24 Stunden noch nicht vorlag. Sternad sprach von chaotischen Zuständen bezüglich der PCR-Testungen und fehlenden Strukturen im Land. An den Testcontainern in Klagenfurt herrschte Montagfrüh großer Andrang. Seitens des Landespressediensts Kärnten hieß es, dass Tests von Verdachtsfällen und Kontaktpersonen bei der Auswertung vorgereiht würden.

3G-Pflicht: "Unternehmer wissen nicht mehr, was sie machen sollen"

Im oberösterreichischen Bezirk Braunau, mit einer hohen Sieben-Tages-Inzidenz und einer niedrigen Impfquote, verzweifeln die Unternehmer teilweise an der 3G-Regel. "Uns erreichen viele Anrufe. Die Unternehmer wissen nicht mehr, was sie machen sollen", sagte der Leiter der Wirtschaftskammer Braunau, Klaus Berer, im APA-Gespräch. Einerseits gebe es Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen und auch nicht testen gehen wollen, andererseits gebe es Engpässe bei Testterminen und die Ergebnisse kämen nicht rechtzeitig. Vor allem kleinere Gewerbebetriebe seien betroffen. Größere Unternehmen hätten ganz andere Ressourcen sowie teilweise innerbetriebliche Impf- und Testangebote.

Unternehmer wollen es sich mit Mitarbeitern nicht verscherzen

Berer nannte ein Beispiel aus dem Baunebengewerbe, ein Betrieb mit 30 Mitarbeitern. Zehn davon seien Nebenerwerbslandwirte, Impf- und Testverweigerer, und hätten dem Chef vorgeschlagen, "entweder kündigst du uns oder wir kündigen, wir haben eh daheim was zu tun". Der Unternehmer sei verzweifelt, denn bei der guten Auftragslage "wird jede Kraft gebraucht", so Berer. Er rate in so einem Fall an die Vernunft und das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter zum Betrieb zu appellieren und sie so doch zum Testen oder sogar Impfen zu bewegen. "Man ist aufeinander angewiesen. Die Unternehmen wollen es sich mit den Mitarbeitern nicht verscherzen", erklärte er die prekäre Lage. Ein Versicherungsunternehmer habe sich beklagt, dass eine Mitarbeiterin am Samstag einen PCR-Test gemacht hätte, das Ergebnis aber bis Montag nicht eingelangt sei. Die Unternehmer hätten das Gefühl, sie müssten die Versäumnisse der Politik und die Unsicherheit durch die sich ändernden Maßnahmen ausbaden, meinte Berer.

"Keine massiven Störungen" in Niederösterreich

In Niederösterreich waren im Handel, der Gastronomie und der Industrie "keine massiven Störungen" durch die 3G-Regel am Arbeitsplatz bekannt, wie ein Sprecher der Wirtschaftskammer sagte. Ein Mitgrund dafür sei, dass die Gemeinden ihre Testkapazitäten erweitert hätten. Der Sprecher verwies jedoch auf eine allgemein schwierige Situation für einzelne Betriebe, weil durch den Lockdown für Ungeimpfte Umsatzeinbußen befürchtet werden.

Umsatzeinbußen in der Gastronomie befürchtet

In der Steiermark rechnet man in der Gastronomie aufgrund der Verschärfungen bei den Coronakontrollen mit Umsatzeinbußen zwischen 30 und 40 Prozent, wie Fachgruppenobmann Klaus Friedl, eine Grazer Gastronom, zur APA sagte. Eine weitere Sorge: "Wir haben im vergangenen Jahr viel in die Mitarbeiter investiert, Küchen- und Servicepersonal. Kommt wieder ein Lockdown, wird sich das keiner mehr antun, viele würden die Branche wechseln. Alles ist besser als ein Lockdown", so Friedl. Wenn ein Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter etwa wegen eines ausstehenden Testergebnisses nicht kommen könne, müsse intern umgeplant werden. Kontrolliert habe die Polizei schon in der Vorwoche, ein Kollege habe vom Polizei-"Besuch" in einem Gasthaus bei einem Tennisplatz erzählt: "Aber unsere Gäste halten sich sehr gut an die 2G-Regeln, sie sind das ja auch schon gewöhnt." Ein großes Problem sieht Friedl in den Absagen von Weihnachtsfeiern: "Ein Wirt hat mir von Stornos für insgesamt 700 Personen berichtet. Wir rechnen mit gut der Hälfte weniger Weihnachtsfeiern als 2019. Wir werden wieder Unterstützung von der Bundesregierung brauchen. Was genau geplant ist, wissen wir noch nicht", so Friedl.

Als Testnachweis gilt am Arbeitsplatz meist weiterhin ein Antigen-Schnelltest. Beschäftigte in der Nachtgastronomie, von größeren Veranstaltungen und im Gesundheitswesen sowie im Pflegebereich müssen einen negativen PCR-Test bringen. Die Arbeitgeber müssen die Nachweise strichprobenartig überprüfen, die Firmen wiederum werden von den Gesundheitsbehörden überwacht.

Ausnahmen bei der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz

Ausgenommen von der 3G-Pflicht (geimpft, genesen, getestet) sind nur Personen, die nicht mehr als zwei mal 15 Minuten pro Tag Kontakt mit anderen haben und selbst das nur, wenn dieser im Freien stattfindet. Das heißt abgesehen von Förstern und Lkw-Fahrern wird es nicht viele Berufsgruppen geben, die sich 3G ersparen.

Zum Teil lange Wartezeit auf PCR-Testergebnisse

Laut Schätzungen des Gesundheitsministeriums benötigen wegen der 3G-Regel am Arbeitsplatz rund 1,4 Millionen Erwerbstätige regelmäßig einen Coronatest. Unter der Annahme, dass sich die Testungen je zur Hälfte auf PCR-Tests und Antigentests aufteilen, werden laut Ministerium pro Tag rund eine Million Tests für 3G am Arbeitsplatz benötigt.

Für die Testinfrastruktur sind in Österreich die Bundesländer zuständig. Bei PCR-Test kam es zuletzt, etwa an Wochenenden, zu langen Wartezeiten auf das Ergebnis. Ein PCR-Test ist ab Probenentnahme 72 Stunden lang (in Wien nur 48 Stunden) gültig, nicht immer lag der Befund zeitgerecht vor.

(APA/Red)

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