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21er Haus zeigt Spuren Sigmund Freuds in der Kunst

Rund 150 Werke werden gezeigt
Rund 150 Werke werden gezeigt
Mit einer "kuratierten Installation" nähert sich das 21er Haus des Belvedere zum 75. Todestag Sigmund Freuds dessen Weiterwirken in der bildenden Kunst. Donnerstagabend eröffnet die von Joseph Kosuth konzipierte Schau, die neben eigenen Werken des amerikanischen Konzeptkünstlers und Freud-Experten auch Arbeiten von über 70 Kollegen von Cindy Sherman bis Hans Hollein versammelt.


“Sigmund Freud und das Spiel mit der Bürde der Repräsentation” nennt sich die rund 150 Werke umfassende Schau etwas kompliziert. Doch Kosuth, der in Wien etwa zum 50. Todestag Freuds 1989 die Rauminstallation “Zero & Not” im Sigmund Freud-Museum in der Berggasse 19 entwickelte, hat eine spannende, vielschichtige Ausstellung mit sehr deutlicher Handschrift geschaffen. Eine Rauminstallation, die einlädt, die Bedeutung des Titels zu erkunden.

“Als ich damals in der ehemaligen Wohnung Freuds stand, wusste ich: Wenn ich jetzt nicht aufhöre, höre ich nie wieder damit auf”, lachte der 69-Jährige bei der Presseführung. Und so setzte er seine Auseinandersetzung mit Freuds Schriften in seiner Kunst fort und machte diese nun auch in Werken von Kollegen, die vielleicht oft gar nicht bewusst auf den Begründer der Psychoanalyse Bezug nehmen, sichtbar.

Als optischer roter Faden zieht sich über die Außenwände der Ausstellungsboxen im ersten Stock des 21er Hauses jedoch Kossuths Hauptwerk zu Freud – die Wandinstallation “Zero & Not”, in welcher der Künstler Passagen aus Freuds Studie “Psychopathologie des Alltagslebens” in einer durchgestrichenen Version des Textes präsentiert. “Die Lesbarkeit wird ausgelöscht, der Betrachter rekonstruiert den Text aber aufgrund seines kulturellen Wissens”, erläuterte Ko-Kuratorin Luisa Ziaja. Auch Kosuths andere Arbeiten spielen mit der Strategie von Aneignung von fremden Werken (oft: Freud-Schriften) und deren Transformation (oft: mit Leuchtschrift).

Bis zuletzt hat Kosuth weitere Bilder zur Ausstellung hinzugefügt, die sich aus Beständen des Freud-Museums, des Belvedere sowie zahlreicher Leihgeber zusammensetzt. Viel Raum gibt die Schau surrealen Porträt-Fotos von Cindy Sherman sowie den beklemmenden Schwarz-Weiß-Fotos Francesca Woodmans aus der Sammlung Verbund. Diese beiden Künstlerinnen hätten sich “nicht ganz direkt” auf Freud bezogen, so Ziaja bei einem Rundgang, spielten aber deutlich mit der “Subjektwerdung und der Verschiebung von Identität – den klassischen Freud-Themen”.

Zu weiteren Preziosen der Schau zählt etwa Franz Wests “Liege” aus dem Freud-Museum oder Hans Holleins goldene Couch, die sich auf der gegenüberliegenden Seite der Schau an der Außenwand versteckt. Dort hat Kosuth über der Liegefläche Fotografien von Jürgen Teller arrangiert, die eine nackte Frau auf Freuds Original-Couch zeigen. Ein weiterer Beweis für Kosuths kuratorische Kunst bildet die Gegenüberstellung eines großen Fotos von Paul McCarthy (“Basement Bunker”), das einen zum Schlachtfeld gewordenen Folterkeller mit nackter Protagonistin zeigt, mit dem Ölgemälde “Victoria Slice” von Mike Bouchet sowie einem Leuchtkasten von Theres Cassini, der die beiden Motive (Weibliche Ausbeutung/Nahrungsaufnahme) mit nackten Barbie-Beinen und “Lichtspeisen” vereint. Nicht fehlen dürfen natürlich auch Arbeiten des Wiener Aktionismus (Brus, Steinkogler) sowie eine “Selbsthistorisierung” von “Zero & Not” mit Filmaufnahmen der damaligen Installation.

Wer noch mehr Freud erleben will, ist am 23. September (dem Todestag) im Sigmund-Freud-Museum gut aufgehoben, wo eine Klanginstallation mit der einzigen erhaltenen Tonaufnahme Freuds – ein BBC-Interview nach dessen Flucht aus Wien 1938 – im Stiegenhaus von dessen einstigem Wohnhaus zu hören ist.

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