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219 Jahre Theater in der Josefstadt: Lange Tradition in neuem Look

©APA
Das nun generalsanierte Gebäude stammt aus dem Jahr 1822. Eröffnet wurde das Theater in der Josefstadt schon 1788.

Die Generalsanierung des Theaters in der Josefstadt, der nach Angaben des Theaters “ältesten noch bestehenden, ständig bespielten theatralische Institution auf Wiener Boden“, steht kurz vor ihrem Abschluss. Zur Wiedereröffnung des Spielbetriebs (die neue Probebühne nimmt erst im kommenden Jahr ihren Betrieb auf) erstrahlt selbst die renovierte Fassade im Innenhof aus dem Jahr 1822 – für den kaufmännischen Direktor Alexander Götz „das historische Rückgrat“ – in neuem Glanz. Eröffnet wurde das Theater fast auf den Tag genau vor 219 Jahren, nämlich am 24. Oktober 1788.

Damals errichtete Karl Mayer, der Schwiegersohn des Wirten „Bey den goldenen Straußen“, in dessen Garten das erste Theatergebäude. Doch das Theater wird zu klein: Am 3. Oktober 1822 wird der vom Biedermeier-Architekten Joseph Kornhäusel entworfene Neubau dem Publikum zugänglich gemacht. Mit der Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“ von Beethoven eröffnet er – der Komponist dirigiert persönlich. Zwischen das Theater und das Wohnhaus Josefstädter Straße 26 – seit 1840 Sitz der Direktion und Verwaltung – werden später erweiterte Publikumsgarderoben und das heutige Foyer gebaut, was dazu führt, dass der ehemalige Theatereingang mit der Fassade von Josef Kornhäusel sich heute im Innenhof befindet.

Berühmte Namen reihen sich aneinander: 1829 gibt Johann Nestroy als Schauspieler und Bühnenautor mit „Die Verbannung aus dem Zauberreich oder Dreißig Jahre aus dem Leben eines Lumpen“ sein Wiener Debüt, fünf Jahre darauf wird Ferdinand Raimunds „Der Verschwender“ in der Josefstadt uraufgeführt. Wenig später wird der „Sträußel Saal“ eröffnet, es dirigiert Johann Strauß Vater. Schon bald wird es eines der beliebtesten Lokale, dessen Freitagsreunionen und Sonntagsbälle viel Publikum anziehen. Neben Strauß und vielen anderen Walzerzelebritäten konzertiert häufig auch Josef Lanner.

1857 wird „Tannhäuser“ von Richard Wagner im damals zum Theater in der Josefstadt gehörenden Thaliatheater aufgeführt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Glanzzeit der Operette, arbeitet Franz von Suppé als Bühnenkompositeur und Kapellmeister an dem Theater. Die Jahrhundertwende prägt Josef Jarno, Direktor von 1899 bis 1923. Die Josefstadt-Homepage betont sein „historisches Verdienst “, das Wiener Publikum mit der literarischen Avantgarde jener Zeit wie Strindberg, Ibsen, Wedekind, Hofmannsthal und Shaw bekanntgemacht zu haben. 1913 findet die Deutschsprachige Erstaufführung von Molnars „Liliom“ mit Josef Jarno in der Titelrolle statt.

Das Theater verändert sein Gesicht: Man orientiert sich an italienischen Vorbildern, genauer gesagt am Teatro La Fenice in Venedig – 1924 werden Haus und Nebenräume entsprechend adaptiert. Im folgenden Jahr werden die 1910 erbauten Wiener Kammerspiele unter Ludwig Körner zur Zweitbühne der Josefstadt. 1924 ist auch der Beginn der Ära Max Reinhardt im Theater in der Josefstadt, der hier ein glänzendes Künstlerensemble u.a. mit der Familie Thimig, Gustaf Gründgens oder Hans Moser versammelte. Reinhardt, unter dessen Regie u.a. 1926 „Dorothea Angermann“ von Gerhart Hauptmann uraufgeführt wird, emigriert 1938 in die USA.

Die von Goebbels als „KZ auf Urlaub“ bezeichnete Bühne wird 1938-45 von Heinz Hilpert geleitet. 1945 übernimmt der Hilpert-Schüler Rudolf Steinböck das Theater. Die vergangenen 50 Jahre – die in ausgewählten Aufführungen der DVD-„Edition Josefstadt“ zu neuem Leben erweckt werden können – werden von Direktoren wie Ernst Haeussermann, Franz Stoß, Otto Schenk oder Helmuth Lohner geprägt. Seit der Spielzeit 2006/07 leitet Herbert Föttinger die künstlerischen Geschicke des Hauses.

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