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20 Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2005

Vom 19. bis 23. August 2005 erlebte Vorarlberg eine Naturkatastrophe historischen Ausmaßes. Zwei Menschen verloren ihr Leben, elf wurden verletzt, die Schäden beliefen sich auf rund 180 Millionen Euro. Ganze Regionen waren abgeschnitten, Straßen und Bahnlinien zerstört.

Bereits am 19. August 2005 setzte intensiver Dauerregen ein. Mit kurzen Pausen regnete es tagelang, ab dem Nachmittag des 22. August ununterbrochen bis zum Vormittag des 23. August.

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Die Regenmengen waren außergewöhnlich:

  • Innerlaterns, August 2005: Dort wurden 446 mm Niederschlag gemessen – damit wurde der bisherige Rekordwert (215 mm) deutlich überschritten und mehr als doppelt so viel wie das langjährige Mittel erreicht.
  • 24-Stunden-Regenmengen: Im Zeitraum vom 22. bis 23. August 2005 fielen in Vorarlberg gebietsweise über 250 mm Regen in 24 Stunden, was weit über den bisherigen Maxima lag.
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Viele Flüsse und Bäche überschritten ihre Bemessungswerte deutlich:

  • Bregenzerach in Mellau: 450 m³/s (langjähriger Spitzenwert 388 m³/s)
  • Ill in Gisingen: 689 m³/s (langjähriger Spitzenwert 554 m³/s)
  • Rhein: 2.252 m³/s (zum Vergleich: 2.800 m³/s im Jahr 1987 - Anm. d. Red: Im Juli 1987 führte ein Dammbruch nahe der Rheinmündung dazu, dass die Wassermassen unkontrolliert in die Fußacher Bucht strömten.)
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Schäden in Millionenhöhe

Schäden durch das Hochwasser Die durch das Hochwasser 2005 verursachten Schäden beliefen sich auf rund 180 Millionen Euro, davon entfielen etwa 100 Millionen Euro auf Haushalte, Firmen und Gemeinden sowie rund 80 Millionen Euro auf Infrastrukturanlagen wie Hochwasserschutzbauten, Straßen und Bahnen.

  • 180 Millionen Euro Gesamtschaden
    • 100 Mio. Euro bei Haushalten, Firmen und Gemeinden
    • 80 Mio. Euro an Infrastruktur (Straßen, Bahnlinien, Schutzbauten)
  • Besonders betroffen waren Lech, Au, Mellau, Bezau, Reuthe, St. Gallenkirch, Silbertal, Nenzing, Frastanz und Göfis.
  • Landesweit mussten rund 400 Menschen evakuiert werden.
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Einsatzkräfte im Dauereinsatz

Rund 90 Prozent aller Feuerwehren Vorarlbergs – etwa 3.300 Feuerwehrleute – standen im Einsatz. Unterstützt wurden sie von:

  • 965 Bundesheersoldaten
  • 345 Polizisten
  • 225 Wasserrettern
  • 323 Bergrettungshelfern
  • über 100 Sanitätern des Roten Kreuzes

Diese Kräfte verhinderten Schlimmeres, dennoch standen viele Familien nach der Nacht vor dem Nichts.

Bilder von der Katastrophe 2005:

Lehren und Investitionen

Die Katastrophe war ein Wendepunkt für den Hochwasserschutz:

  • Seither wurden 593 Millionen Euro in Schutzmaßnahmen investiert, durchschnittlich 30 Millionen Euro pro Jahr.
  • Große Projekte wie Schutzbauten an der Bregenzerach, an der Ill und Rückhaltebecken in Feldkirch und Rankweil wurden umgesetzt.
  • Das wichtigste Zukunftsprojekt ist RHESI, der Ausbau des Alpenrheins. Ziel ist, die Abflusskapazität auf 4.300 m³/s zu erhöhen. Der Staatsvertrag mit der Schweiz trat im Juli 2025 in Kraft, die UVP-Einreichung ist für Anfang 2026 geplant.

Video: Zeitzeugen erinnern an Jahrhunderthochwasser 2005

Video: 10 Jahre nach dem Hochwasser: Erich Schwärzler zu den Erfahrungen dieser Zeit

"Der Schutz vor Naturgefahren endet nie – er beginnt jeden Tag aufs Neue"

"Es ist schon lange keine Frage mehr, ob wir etwas tun, sondern was und wie wir es tun", betonen Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrat Christian Gantner: "Der Schutz vor Naturgefahren endet nie – er beginnt jeden Tag aufs Neue."

©Serra; Hartinger

Das Hochwasser von 2005 hat Vorarlberg geprägt. Es bleibt Mahnung und Auftrag zugleich, den Hochwasserschutz konsequent weiterzuführen.

Die aktualisierte Broschüre des Landes Vorarlberg „20 Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2005“ mit allen Maßnahmen, Projekten und Strategien ist hier abrufbar: www.vorarlberg.at/wasser

Die Katastrophennacht – eine Chronologie

Nachmittag, 22. August

  • Ab dem Nachmittag verstärken sich die Regenfälle erheblich.
  • Die Landeswarnzentrale gibt eine allgemeine Hochwasserwarnung aus. Erste kleinere Gewässer treten über die Ufer, im Bregenzerwald steigen die Pegel rasch.

Abend, 22. August

  • Ab 19.00 Uhr kommt es in mehreren Gemeinden des Bregenzerwaldes (Bizau, Bezau, Reuthe) zu Überflutungen.
  • Gegen 22.00 Uhr treten auch im Arlberggebiet und im Kleinwalsertal Bäche über die Ufer. Murenabgänge blockieren Straßen. In Riezlern fällt der Strom aus.
  • 22.46 Uhr: Die L 200 bei Reuthe wird überflutet und kurz darauf gesperrt.
  • Kurz vor Mitternacht: Wichtige Verkehrswege werden unpassierbar, darunter Abschnitte der Rheintalautobahn A 14 und der S 16 Arlberg-Schnellstraße.

Nacht, 22./23. August

  • Mitternacht: In vielen Regionen erreicht das Hochwasser seinen Höhepunkt.
  • Zahlreiche Orte sind nun von der Außenwelt abgeschnitten – darunter das Kleinwalsertal, der hintere Bregenzerwald und Gargellen im Montafon.
  • In Reuthe kommt es durch die Wassermassen zu einer Gasexplosion in einem Wohnhaus.
  • In Göfis-Schildried werden Wohnhäuser zerstört, später müssen 17 Einfamilienhäuser abgesiedelt werden.
  • Gegen 01.30 Uhr werden durch Muren die Haupt-Telefonleitungen zwischen Vorarlberg und Tirol zerstört. Vorarlberg ist telefonisch vom Rest Österreichs abgeschnitten.
  • Zwischen 03.00 und 06.00 Uhr erreichen Bregenzerach und Ill ihre Höchststände. In Mellau zerstört die Bregenzerach ein Wohnhaus vollständig.

Vormittag, 23. August

  • Am Vormittag lässt der Regen nach. Die Pegel beginnen zu sinken.
  • Landeshauptmann Herbert Sausgruber spricht von einer Lage, die „wesentlich dramatischer als 1999“ gewesen sei. Mehrere Regionen sind weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten.

Ein Auszug aus der damaligen Berichterstattung in den VN:

(VOL.AT)

  • VIENNA.AT
  • Vorarlberg
  • 20 Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2005
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