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20 Filmhighlights bei der Viennale 2019

Die Filmauswahl von Sangiorgi kann sich sehen lassen.
Die Filmauswahl von Sangiorgi kann sich sehen lassen. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Bei der 57. Viennale flimmern ab 24. Oktober wieder zahlreiche Filmhighlights über die Leinwand. Hier die 20 Höhepunkte des Programms.

Den Schwanz einer Schlange hat Eva Sangiorgi für ihr zweites Jahr an der Spitze der Viennale als Sujet ausgesucht, und auch die Filmauswahl der Italienerin verspricht ein vielfältiges, sich immer wieder häutendes Kinovergnügen.

Eröffnet wird die 57. Festivalausgabe am 24. Oktober mit Celine Sciammas "Portrait de la jeune fille en feu", mehr als 300 weitere Filme folgen bis 6. November.

"Portait d'une jeune fille en feu" als Eröffnungsfilm

Sciammas Cannes-Starter bringt nicht nur Hauptdarstellerin Adele Haenel nach Wien, sondern auch die Liebesgeschichte zweier Frauen auf die große Leinwand des Gartenbaukinos. Im Frankreich des Jahres 1770 lässt die Regisseurin eine Künstlerin und eine Adeligen-Tochter aufeinandertreffen und schält sukzessive Gemeinsamkeit der zunächst so verschieden wirkenden Protagonistinnen heraus. Diesem in jeder Hinsicht weiblichen Blick stellt die Viennale am anderen Ende mit "Martin Eden" einen Kontrapunkt entgegen, ist der diesjährige Abschlussfilm doch eine Bearbeitung des gleichnamigen, autobiografischen Romans von Jack London durch Pietro Marcello.

Nah an seine Figuren heran zoomen auch andere Werke: So etwa Seamus Murphy in "A Dog Called Money", das zwar oberflächlich die Musikerin PJ Harvey bei einer Albumproduktion begleitet, aber eigentlich mehr künstlerischer Essay über Krisenherde und ihre Bewohner ist. Oder Sabine Derflingers Dokumentation "Die Dohnal", die der früheren Frauenministerin, SPÖ-Politikerin und "lesbisch-feministischen Superheldin" ein Denkmal setzt. US-Kultregisseur Terrence Malick hat sich wiederum mit dem Wehrdienstverweigerer und Nazigegner Franz Jägerstätter auseinandergesetzt ("A Hidden Life").

Berlinale-Gewinner "Synonymes" über Vergangenheitsbewältigung

Dem Zweiten Weltkrieg begegnet man weiters in "Jojo Rabbit", wenngleich in einer etwas unkonventionellen Art und Weise: Hollywoodregisseur Taika Waititi inszeniert darin einen zehnjährigen Buben mit Adolf Hitler als imaginären Freund. Moral, Spaß und Gräuel geben sich beim satirischen Toronto-Gewinner die Hand. Preisgekrönt ist auch "Synonymes" von Nadav Lapid: Das bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnete Drama erzählt von einem jungen Mann, der in Paris seine israelischen Wurzeln hinter sich lassen möchte. Ebenfalls in Berlin reüssieren konnte Angela Schanelec, deren prämiertes Werk "Ich war zuhause, aber..." Teil eines der deutschen Regisseurin gewidmeten Schwerpunkts ist.

Große Regienamen sind heuer jedenfalls wieder gut vertreten, seien es die Dardenne-Brüder ("Le jeune Ahmed" verhandelt jugendliche Radikalisierung), Olivier Assayas ("Wasp Network" ist als Kubathriller angelegt) oder Woody Allen ("A Rainy Day in New York" gefällt sich als Heimspiel des US-Filmemachers). Mit reichlich Vorschusslorbeeren kommt Noah Baumbachs "Marriage Story" nach Wien, wobei der Indiemeister für seine Trennungsgeschichte ein hochkarätiges Cast um Adam Driver und Scarlett Johansson versammelt hat.

Neue Arbeiten von Allen, Assayas und den Dardenne-Brüdern

Subtilen Horror setzt eine heimische Größe: In Jessica Hausners "Little Joe" geht große Gefahr von einer eigentlich fragil wirkenden Pflanze aus, die aber viel Einfluss auf ihre Umgebung hat. In Cannes brachte dieses Setting Emily Beecham den Preis als beste Darstellerin ein. Ein wahrer Genreexperte ist Robert Eggers, der nach seinem Debüterfolg "The Witch" nun Robert Pattinson und Willem Dafoe in das gänzlich in schwarz-weiß gehaltene "Lighthouse" schickt. Letzter ist auch als "Tommaso" zu erleben: Abel Ferrara macht den US-Charakterdarsteller zu einem Suchenden, der trotz unzähliger Fähigkeiten zwischen den Stühlen sitzt. Peter Parlow verhandelt in "The Plagiarists" hingegen Wahrheit und Kopie, wenn er Hipster schwadronieren lässt.

Das zuletzt sehr präsente Thema Flucht greift Mati Diop in ihrem Debüt "Atlantique" (Großer Preis der Jury in Cannes) auf: Darin kämpft Ada mit den Erwartungen ihrer Familie und ihren eigenen Wünschen, während ihre große Liebe die Reise nach Europa offenbar nicht überlebt hat. Ulrich Köhler und Henner Winckler schicken hingegen ein ungleiches Vater-Tochter-Gespann in "Das freiwillige Jahr", und Rita Azevedo Gomes nimmt für "A Portuguesa" Anleihen bei Robert Musils Novelle "Die Portugiesin". Und nicht zuletzt verneigt sich die Viennale mit "Varda par Agnes" bei der im Frühjahr verstorbenen Filmlegende Agnes Varda.

20 ausgewählte Feature-Highlights bei der Viennale

"A Dog Called Money"
Regie: Seamus Murphy; Irland/Großbritannien 2019
25.10. Gartenbau, 26.10. Urania

"A Hidden Life" (Ein verborgenes Leben)
Regie: Terrence Malick; Deutschland/USA 2019
25.10./27.10. Gartenbau

"A Rainy Day in New York"
Regie: Woody Allen; USA 2019
3.11./6.11. Gartenbau

"Atlantique" (Atlantics)
Regie: Mati Diop; Frankreich/Senegal/Belgien 2019
5.11. Gartenbau, 6.11. Stadtkino

"Die Dohnal"
Regie: Sabine Derflinger, Österreich 2019
1.11. Gartenbau, 3.11. Metro

"Das freiwillige Jahr"
Regie: Ulrich Köhler, Henner Winckler; Deutschland 2019
26.10. Gartenbau, 27.10. Stadtkino

"Ich war zuhause, aber..."
Regie: Angela Schanelec; Deutschland/Serbien 2019
1.11. Gartenbau, 4.11. Filmmuseum

"Le jeune Ahmed" (Young Ahmed)
Regie: Jean-Pierre und Luc Dardenne; Belgien/Frankreich 2019
28.10./ 29.10. Gartenbau

"Jojo Rabbit"
Regie: Taika Waititi; Deutschland/USA 2019
31.10. / 2.11. Gartenbau

"The Lighthouse" (Der Leuchtturm)
Regie: Robert Eggers; Kanada/USA 2019
30.10. / 5.11 Gartenbau

"Little Joe"
Regie: Jessica Hausner; Österreich/Großbritannien/Deutschland 2019
26.10. / 27.10. Gartenbau

"Marriage Story"
Regie: Noah Baumbach; USA 2019
28.10. / 29.10. /31.10. Gartenbau

"Martin Eden"
Regie: Pietro Marcello; Italien/Frankreich/Deutschland 2019
6.11. Gartenbau

"The Plagiarists"
Regie: Peter Parlow; USA 2019
26.10. Urania, 27.10. Stadtkino

"Portrait de la jeune fille en feu" (Porträt einer jungen Frau in Flammen)
Regie: Celine Sciamma; Frankreich 2019
24.10./25.10. Gartenbau

"A Portuguesa" (The Portuguese Woman)
Regie: Rita Azevedo Gomes; Portugal 2018
5.11. Urania, 6.11. Metro

"Synonymes"
Regie: Nadav Lapid; Frankreich/Israel/Deutschland 2019
2.11. / 3.11. Gartenbau

"Tommaso"
Regie: Abel Ferrara; Italien/Großbritannien/USA/Griechenland 2019
27.10. Urania, 28.10. Gartenbau

"Varda par Agnes" (Varda by Agnes)
Regie: Agnes Varda; Frankreich 2018
28.10. Gartenbau, 4.11. Stadtkino

"Wasp Network"
Regie: Olivier Assayas; Brasilien/Frankreich/Spanien/Belgien 2019
30.10./4.11. Gartenbau

Die 57. Viennale findet von 24. Oktober bis 6. November an verschiedenen Spielstätten in Wien statt. Der Ticketvorverkauf startet am 19. Oktober um 10.00 Uhr.

(APA/Red)

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