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100 Jahre Feuerwehr Hörbranz. Ein Streifzug durch die Geschichte des Vereins (Teil 1)

Der „Steyr VII“ hatte zwar einige Schwächen, aber er leistete von 1937 bis 1955 wertvolle Dienste.
Der „Steyr VII“ hatte zwar einige Schwächen, aber er leistete von 1937 bis 1955 wertvolle Dienste. ©Rupp
  Wenn die Ortsfeuerwehr Hörbranz vom Freitag 21. Juni bis einschließlich Sonntag, 23. Juni 2013 mit einem umfangreichen Programm das „100-Jährige“ feiert, mag dies Anlass genug sein, einige Blicke in die interessante Vergangenheit dieses Verein zu werfen.
Feuerwehr Hörbranz Geschichte 1

 

 

Bevor die Hörbranzer Feuerwehr vor 100 Jahren als „Verein“ gegründet wurde, wurden Brände selbstverständlich auch schon gelöscht. Nur eben in der althergebrachter Form, dass im Brandfalle alle verfügbaren Bürger einer Gemeinde, einer Ortschaft zum Löschen und Retten verpflichtet waren. In jedem Haus musste es Feuereimer aus Leder oder aus geteerter Leinwand geben, daneben zählten auch Feuerhaken, Leitern und Bottiche zu den Löschwerkzeugen.

 

 

1804 – Nach einem verheerenden Brand im Ortszentrum von Hörbranz dem mehrere Gebäude zum Opfer fallenen, beabsichtigen die Hörbranzer den Kauf einer Feuerspritze. Die Spritze des Lindauer Drechslermeisters Johann Ulrich Reck entspricht jedoch nicht den Erwartungen und wird im Jänner 1806 abgelehnt. Die Leiblacher haben mehr Glück: 1805 kaufen sie eine kleine Feuerspritze und errichten ein Spritzenhaus.

 

 

1828 – In Hörbranz zählt man 1 Handspritze, 2 Feuerhaken, 1 doppelte Feuerleiter,12 Hausspritzen; in Leiblach 1 Feuerspritze, 3 Hausspritzen, 3 Feuerhaken und 1 Feuerleiter.

 

 

1843 erwirbt auch Hörbranz eine fahrbare Feuerspritze. Es gibt nun zwei gleichwertige Zentren der Feuerbekämpfung im Dorf: Hörbranz und Leiblach.

 

 

1870 echauffiert sich ein Leserbriefschreiber in der Vorarlberger Landeszeitung über das Fehlen einer Hörbranzer Feuerwehr: „Es ist bei uns der Brauch, daß am Fronleichnamstag die Gemeindecompagnie sammt Grenadier und Artillerie ausrückt, um sich zu produzieren. (…) Und was jeder den Tag durch verzehrt und an Montur und Gewehr braucht, gäbe auch eine Feuerwehrmontur. (…) Darum glaube ich, bei uns wäre besser eine Feuerwehr – als Paradeverkehr.“

 

1896 erregt ein großer Brand die Gemüter und der Ruf nach einer Feuerwehr wird laut: Am 10. Februar brennt in Diezlings die Schützenwirtschaft samt Stadel und Schützenhaus ab. Besitzer Johann Baptist Hutter und seine Bediensteten entgehen „nur mit knapper Noth dem Feuertode“. „Das Schwierige an dem Brande war, dass beinahe stundenlang fast Niemand auf der Brandstätte zu sehen war (…)“ Und weiter: „Ob es nicht angemessener erschiene, mit dem bisherigen System bei Bränden zu brechen und hiefür eine freiwillig Feuerwehr ins Leben zu rufen. Es wäre dieses wirklich notwendig, da doch bald kein Jahr vergeht, ohne dass hier einige Häuser dem verheerenden Elemente zum Opfer fallen. Eine Gemeinde wie Hörbranz hätte leicht eine Feuerwehr zu errichten, da der Kostenpunkt nicht in Betracht gezogen werden muss; konnte man sich doch den Luxus erlauben, eine zweite Musikbande zu errichten, warum sollte dann keine Feuerwehr geschaffen werden könnnen? An fähigen und thätigen jungen Leuten fehlt es gewiss nicht (…)“ Doch der Wunsch wird erst 17 Jahre später erfüllt!

 

 

1898 erwirbt die Gemeinde Hörbranz eine neue fahrbare Feuerspritze aus der Überlinger Maschinenfabrik. Diese Feuerspritze steht bis zum Beginn der 1930er Jahre noch in Verwendung.

 

1913 – Am 22.August erfolgt die Gründung der „Freiwilligen Feuerwehr Hörbranz“. Die Wehr zählt 32 Mitglieder, Hauptmann wird Zimmermeister Josef Gorbach. Die Feuerwehrmänner sind vorwiegend kräftige „Professionisten“, die sich „am Bau“ gut auskennen und den Umgang mit Werkzeugen beherrschen. Zu den aktiven Mitgliedern zählen 10 Zimmermänner und  4 Maurer; weitere Berufe waren Maler, Schlosser, Ziegler Schreiner, Wagner, Säger, Bäcker, Fabrikarbeiter und 5 Landwirte. (Die Gründungen der übrigen Leiblachtaler Feuerwehren: Lochau und Möggers 1907, Hohenweiler 1911, Eichenberg 1931.)

Besitzt jemand ein altes Foto aus der Gründungszeit der Hörbranzer Feuerwehr?

 

1914 – Die erste Ausrückung der neuen Feuerwehr ist – wie noch so oft in der 100-jährigen Vereinsgeschichte – ein „Wasser-Einsatz“! Am. 10. Jänner gilt es, bei Unterhochsteg gegen das Hochwasser der Leiblach zu kämpfen. Die Hauptarbeit obliegt jedoch den Soldaten des Infanterieregimentes 59 aus Bregenz, die – unterstützt von bairischem Militär – die „Brückenverstopfungen“ bei Unterhochsteg beheben.

 

1914-1918 – Insgesamt 35 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Hörbranz müssen am 1.Weltkrieg teilnehmen. Nicht mehr alle kehren nach Hause zurück.

 

1919-1925 – Ausrückungen zu Bränden und bei Hochwasser (bes. in Unterhochsteg). Brandaufsicht bei Theatervorstellungen.

 

1926 – Aufstellung einer Rettungs- und Sanitätsabteilung – Leitung Vinzenz Hermann aus Fronhofen – im Rahmen der Feuerwehr

 

1928 – Modernisierung: Kauf der ersten Motorspritze aus dem Erlös einer „Faschingsunterhaltung mit Glückstopf“. Es handelt sich um einen 20-PS-Zweizylinder-Boxermotor mit 750 ccm. Die Motorspritze (Fabrikat: „Breuer“) verspritzt bei 8 Bar Druck immerhin 600 Liter Wasser pro Minute.

Im Einsatzfall wird die tragbare Motorspritze auf einem Einachsanhänger mit 120 Nutzlast transportiert. Während des 2.Weltkrieges besitzt dieser Anhänger – wegen Gummimangel – keine Luft- sondern „Elastikbereifung“.

 

1931 – Neuanschaffungen: Blusen, Steigerseile, Schläuche, Anhangseil und Paraffinfackeln. Es wird beschlossen, einen Schlauchturm zu errichten – Kostenrahmen: 8.500 Schilling. Der Verein errichtet den Turm in Eigenleistung.

 

 

1934 – 11 Ausrückungen (Ankunft Pfarrer Beck – Brand der „Rose“ – Wassergefahr in Backenreute …) sowie 15 Theaterwachen und 70 freiwillige „Kirchenordnungs-Dienste“.

 

 

1935 – Am 5. Mai ernennt die Feuerwehr Hörbranz „Kaiser Otto“ zum Ehrenhauptmann.

 

 

1937 – Kauf eines Personenautos „Steyr VII“ (Baujahr 1927) vom Lochauer Gastwirt Matthias Messmer um 800 Schilling. Umbau zu einem „Rüstwagen“ durch Anton Einsle, Bregenz, um 1.114 Schilling. Das Fahrzeug besitzt die Motor- und Fahrgestell-Nummer 52478, der Motor leistet bei einem Hubraum von 3318 ccm etwa 50 PS. Das Auto – Eigengewicht 1940 kg – weist nach dem Umbau lediglich eine maximal zulässige Belastung von 250 kg auf. Der Rüstwagen besitzt eine „ungünstige  Achsdruckverteilung“ und „ist schlecht zu schalten“. Nach dem „Anschluss“ an Deutschland wird dem „Steyr“ das Kennzeichen „TV 60.430“ zugeteilt.

Christian Jochum legt die „Führerprüfung“ für das Auto ab, die Prüfungstaxe wird von der Vereinskasse bezahlt. Am 19. November sowie am 29. Dezember wird zu Bränden nach Lindau bzw. nach Möggers (Bantel), „mit Wagen und Spritze“ ausgerückt.

 

Auch nach dem 2.Weltkrieg ist der „Oldtimer“ noch im Einsatz, jetzt mit dem Kennzeichen „V 2.209“  (Einzelgenehmigungsbescheid vom 19. Jänner 1951). Das Fahrzeug wird am 6. September 1955 behördlich abgemeldet. Amtlicher Vermerk: „Gelöscht. Kfz verschrottet“.

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