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100 Jahre Feldkircher Domuhr

Rudi Thaler hegt und pflegt das Uhrwerk.
Rudi Thaler hegt und pflegt das Uhrwerk. ©hpschuler
Am 29. September begeht man in Österreich den „Tag des Denkmals“. An diesem Tag wird die Domuhr in Feldkirch 100 Jahre alt. Anlass genug, sich mit deren Geschichte zu beschäftigen. Interessierte haben auch Gelegenheit, sich das Ganze vor Ort anzusehen.
100 Jahre Feldkircher Domuhr

Die Turmuhr in der Stadtpfarrkirche Feldkirch war bis Anfang des 20. Jahrhunderts für die amtliche Uhrzeit zuständig. Die Johanneskirche war meist etwa 30 Minuten voraus. Das ergab größere Probleme mit der Unterrichtszeit des Gymnasiums. Erst 1911, als sich die MEZ endgültig durchgesetzt hatte, endete langsam das Chaos. Im Jahre 1924 wurde dann die heutige Turmuhr von der Stadt Feldkirch gekauft. Dafür war ein Betrag von 80 Millionen Kronen notwendig, welchen die Stadt in zehn Jahresraten zu zahlen hatte.

Mercedes unter den Uhren

Die „E500d“ genannte Uhr ist das größte, serienmäßig hergestellte Uhrwerk der weltbekannten Turmuhrfabrik Philipp Hörz aus Ulm. Es wurde weltweit nur etwa 20-mal gebaut, unter anderem auch für das Ulmer Münster. Das Uhrwerk für Feldkirch entstand zudem in einer Sonderausführung: Neben einem 4/4-Doppelstundenschlagwerk mit Schlussscheibe wurde es schon mit einer elektrischen Hauptuhrfunktion, mit einem „konstante Kraft“-Antrieb, einem Riefler Nickelstahl-Kompensationspendel, einem Planetenradgetriebe für einen unterbrechungsfreien Aufzug mit Elektromotor und Messingzahnrädern ausgestattet. Im Jahr 1983 wurde für die Uhr eine Funksteuerung eingebaut. Da es später Probleme damit gab, ist seit 2018 ist eine GPS-Funksteuerung für den genauen Gang der nach wie vor mechanischen Turmuhr verantwortlich.

Crash überlebt

Im Jahre 1955 kam es zum großen Crash bei der Turmuhr. Eine Sperre der Luftbremse versagte und das Uhrwerk drehte ungehemmt immer schneller und schneller und wurde schlagartig abgebremst. Zudem riss das Drahtseil des etwa 50 kg schweren Gewichtes, worauf dieses ungebremst bei zwei Stockwerke den Boden durchschlug und im Erdgeschoss im Ministranten-Zimmer die Eckbank zertrümmerte.

Familie Thaler wartet bis heute

Mit der Anschaffung der Uhr im Jahre 1924 wurde mit dem ortsansässigen Uhrmacher Rudolf Thaler ein schriftlicher Wartungsvertrag abgeschlossen. Die entgeltliche Arbeitsleistung wurde jährlich je zur Hälfte zwischen Pfarre und Stadt Feldkirch aufgeteilt. Ab 1945 hat dessen Sohn Karl Thaler die Turmuhrwartung übernommen. Und heute obliegt dieses Amt dem pensionierten Uhrmachermeister Rudolf Thaler, der es sich nicht nehmen lässt, nach der Uhr zu sehen. Er wird es auch sein, der am Tag des Denkmals in drei Führungen Besuchergruppen die Uhr zeigen wird. Wobei die zweite der drei Führungen speziell für Technikinteressierte angeboten wird.

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