Der neue Ring in der Staatsoper wird episches Kammerspiel
Als episches Kammerspiel will Regisseur Sven-Eric Bechtolf den Ring des Nibelungen auf die Bühne der Wiener Staatsoper bringen. In der Neuinszenierung wolle das Leading Team keine Heutigkeit vorgaukeln, sondern den Ring dort machen, wo er stattfindet: In den zwischenmenschlichen Konflikten, sagte Bechtolf am Montag in einer Pressekonferenz. Am 2. Dezember startet das Neuinszenierungs-Großprojekt mit der Premiere der Walküre, abgeschlossen wird es 2009 mit dem Rheingold – für Staatsopern-Direktor Ioan Holender der Höhepunkt meiner Amtszeit.
Die Proben für die Walküre laufen seit zehn Tagen, es gebe keine Umbesetzung und im Vorfeld der Premiere nur zwei Schließtage, betonte Holender. Zwei modeste Schließtage für ein Werk wie die Walküre, das finde ich mehr als in Ordnung. Erstmals in der Nachkriegszeit werde im Haus am Ring der Ring mit allen Instrumenten gespielt, die Wagner sich gewünscht hat, schilderte Holender. Die so genannte Wagner-Tuba werde bei der Walküre erklingen.
Dirigent Franz Welser-Möst legt besonderen Fokus auf die Poesie des Ringes: Wagner lege dichterische Formen bis in den kleinsten Takt hinein auf die Musik um. Man muss sich auch als Musiker daran orientieren. Holender: Alle sind gleich wichtig, obwohl der Dirigent der wichtigste ist.
Bechtolf betonte, dass das Leading Team (Bechtolf, Welser-Möst sowie die Ausstatter Rolf und Marianne Glittenberg) nicht daran interessiert war, den Ring zu entlarven. Es gebe eine Überführungstendenz in der Regie, dass man Licht anmachen muss und jedes einzelne Teil erklären, damit das Ding so aussieht, als sei es inszeniert worden, sagte Bechtolf. Wir sind der Meinung, dass man die Vielgestaltigkeit nicht zerstören soll.
Bühnenbildner Rolf Glittenberg bestätigt: Man will dem Werk keine deutliche optische Chiffre übergestülpen. Es gebe in der Ausstattung für jede Oper im Ring eine ganz spezielle Welt, und natürlich immer wieder Querverweise. Auch Marianne Glittenberg (Kostüme) will den Mythos unangetastet lassen, aber Mythos muss nicht Historie bedeuten. Sie strebe eine heutige Ästhetik und auch heutige glaubhafte Figuren an und will trotzdem erzählen, dass sie aus einer mythischen Welt stammen.
Zuerst sei das Erschreckende am Ring, dass man den Eindruck habe, es mit einer achtstöckigen Marzipantorte zu tun zu haben, sagte Bechtolf. Das ist eigentlich nicht so. Denn man könne bei Fragen in der Inszenierung auf Wagner zurückgreifen – das Komponist diktiert fast die wesentliche Spielzüge. Man könne, wenn man Angst bekommt, Wagner hören und plötzlich kriegt man Hinweise darauf, wie die Szenen zu lösen sind, sagte der Regisseur. Der Eindruck des Unverdaulichen, Fremden, Fernen hat sich sehr schnell verflüchtigt. Meine Angst ist bei den Proben kleiner geworden, sagte Bechtolf, ich empfinde mich nun in einem Raum, in dem ich mich auskenne.
mehr News aus Wien …